Die Geliebte des Prinzen
Lippen zu bringen, aber genau das wünschte sie sich. Maxim sollte ihr Geliebter werden.
Weil er diese einzigartige, flammende Leidenschaft in ihr weckte. Weil er sie auf wundersame Weise in die Frau verwandelte, die sie immer schon sein wollte. Weil durch ihn Träume in Erfüllung gingen, schön und verheißungsvoll wie blühende Rosen an einem trüben Wintertag.
Als sie den leeren Salon durchquerte, sahen von dem zweihundert Jahre alten Deckengemälde pausbäckige Engel auf sie herab. Das Haus war riesengroß, wunderschön und – einsam.
Weil niemand darin lebte. Maxim hatte es als Wochenenddomizil gekauft, wie er sagte, aber nie Zeit gehabt, es zu nutzen. Außer dem älteren Hausmeisterehepaar hatte es während der letzen Jahre niemand betreten.
Bis jetzt.
Grace kam es vor, als sei das alte Haus glücklich, endlich wieder Menschen unter seinem Dach zu beherbergen. Dann musste sie lachen. Konnte ein Bauwerk denn glücklich sein? Aber es war schon merkwürdig, wie viel ein Haus einem Menschen bedeuten konnte.
Verstohlen wischte sie sich die Tränen aus den Augen, als sie auf das Esszimmer zuging. Sie kam sich wie eine Idiotin vor, aber sie weinte vor Glück. Denn sie war überzeugt, dass ihre Familie alles überstehen würde, solange sie ihr Zuhause hatte.
Auf der Schwelle zum Esszimmer blieb sie verwundert stehen.
Der Raum lag im Halbdunkel, erleuchtet nur vom flackernden Schein des Feuers in dem offenen Marmorkamin und vom Licht unzähliger weißer Kerzen, großer und kleiner, die ringsum auf dem Boden standen.
Maxim, in schwarzem Seidenhemd und schwarzer Hose, war gerade dabei, die letzte Kerze anzuzünden. Als Grace näher trat, richtete er sich auf und sah sie aufmerksam an.
„Du hast geweint?“
„Häuser“, meinte sie leise schniefend, während sie noch immer staunend das Lichtermeer betrachtete. „Ein Haus macht noch keine Familie, aber irgendwie …“
„Was redest du da?“, fragte er stirnrunzelnd.
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Ich bin glücklich, das ist alles. Ich brauchte dringend Geld für ein Haus, und dank der Gehaltserhöhung bekomme ich es jetzt.“
„Gut. Es wird Zeit, dass du aus Barringtons Kellerwohnung ausziehst.“
Er hatte sie missverstanden, aber sie korrigierte ihn nicht. Es war tatsächlich eine gute Idee, aus Alans Villa auszuziehen. Sobald ihr Elternhaus gerettet war.
Maxim löschte das Streichholz, erhob sich und nahm sie in die Arme. „Kündige Barrington, und arbeite für mich.“
„Arbeit und Vergnügen sollte man nicht vermischen“, widersprach sie leise.
„Ich kaufe dir als Sonderzulage ein Haus.“ Er kitzelte sie zärtlich am Kinn. „Egal welches. Such dir eins aus!“
Schalkhaft lächelnd sah sie sich in dem prächtigen alten Landhaus um. „Egal welches? Bist du sicher?“
Er lachte und küsste sie auf den Mund. Seine Lippen fühlten sich wundervoll warm und aufregend an. Sie spürte sein raues Kinn an ihrer Wange, als er den Kuss intensivierte, die Zunge zwischen ihre Lippen gleiten ließ, sie mit seinen Zärtlichkeiten betörte. Ganz eng schmiegte sie sich an ihn und seufzte bedauernd, als er sich sanft von ihr löste.
„Lass mich für dich sorgen, Grace“, flüsterte er.
„Ich will dich nicht als Chef“, erwiderte sie leise. „Und dein Geld will ich auch nicht. Ich will dich.“
Etwas blitzte in seinen Augen auf. „Und ich sorge für die Meinen“, sagte er rau.
Der Gedanke, von ihm umhegt zu werden, erfüllte sie mit wohliger Wärme. Offenbar lag ihm wirklich etwas an ihr. Hatte er das nicht schon gestern bewiesen, als er sie fortschickte? Er hätte sich auf die Schnelle eine schöne Nacht mit ihr machen können. Stattdessen bemühte er sich aufrichtig um sie und machte ihr auf romantischste Weise den Hof.
Und sie empfand inzwischen mehr für ihn, als sie zugeben wollte.
Maxim hatte eine flauschige weiße Decke vor dem Kamin ausgebreitet, auf der er sich jetzt niederließ. „Setz dich“, bat er mit einladendem Lächeln. Als Grace seiner Aufforderung nachkam, überreichte er ihr ein Glas Champagner.
„Hauptsache Champagner“, neckte sie ihn. „Und was ist mit Möbeln?“
Lächelnd nahm er eine in Schokolade getunkte Erdbeere aus einer Schale und schob sie Grace zwischen die Lippen. „Für das, was ich mit dir vorhabe, brauche ich kein Bett.“
Grace fütterte ihn ebenfalls mit einer der süßen Früchte. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, leckte er genüsslich die Schokolade von der Erdbeere. Es war ein Moment
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