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Die Geliebte des Rebellen

Die Geliebte des Rebellen

Titel: Die Geliebte des Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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verlangten es einfach, dass er mich hierher brachte.”
    Das junge Mädchen zog die Hand zurück, als habe es sich verbrannt. “Ich wünschte, mein Bruder wäre dir niemals begegnet. Ich wünschte, es könnte alles wieder so sein wie vor dem großen Morden und Schlachten. Ich will dich hier nicht haben. Du bist wie ein Mühlstein um Rorys Hals!”
    Mit diesen Worten sprang Briana auf, raffte ihre Röcke und stürzte in Richtung Haus davon.
    AnnaClaire seufzte tief auf, erhob sich ebenfalls und strich ihr Kleid glatt. Dabei verspürte sie das Verlangen, wie Briana einfach davonzulaufen. Sie war von großer innerer Unruhe erfüllt und folgte dem gewundenen Pfad, der auf beiden Seiten von dichten Hecken gesäumt wurde.
    In der Ferne erklang eine Stimme, und als AnnaClaire durch eine Öffnung in der Hecke hindurchschlüpfte, sah sie den kleinen Innis. Doch er hatte nichts mehr gemein mit dem verschüchterten, stummen Kind, als das sie ihn am Vortag erlebt hatte. Er sprach klar und deutlich und mit einem inneren Feuer wie die O’Neils. Dazu gestikulierte er lebhaft mit Händen und Füßen.
    AnnaClaire hoffte, dass sich auch Rory in diesem verborgenen Teil der Gartenanlage aufhalten würde. Daher trat sie näher und fand sich plötzlich in einem kreisrunden Innenhof wieder, in dessen Mitte ein Brunnen mit einer Fontäne plätscherte. Eine aus Stein gehauene Figur stellte eine Mutter mit Kind dar. Das Kind hielt ein Blumenbukett in den Händen, das es der Mutter entgegenzustrecken schien.
    Bei näherem Hinsehen stellte AnnaClaire fest, dass Innis allein war und mit der Statue sprach. “Sie ist Engländerin”, stieß er hasserfüllt hervor. “Eine verdammte, elende Engländerin. Das darf ich niemals vergessen, obwohl sie genauso ausschaut wie du. Als ich sie zuerst sah, dachte ich, du wärst von den Toten auferstanden. Aber nun weiß ich, dass sie niemals …”
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine winzige Bewegung wahr und wirbelte herum. Als er AnnaClaire erkannte, schien er zu erstarren. Nur in seinen Augen schien noch Leben zu sein. Sie glitzerten, als brenne ein geheimes Feuer in ihnen.
    “Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.” AnnaClaire blieb reglos stehen. Sie spürte die ungeheure Anspannung des Jungen und gab deshalb vor, ausschließlich an der Statue interessiert zu sein. “Sie ist sehr schön”, bemerkte sie.
    Innis schwieg.
    “Wenn ich hier leben würde”, fuhr AnnaClaire fort, “würde ich oft an diesen Ort kommen. Er wirkt so beruhigend.” Sie warf einen weiteren Blick auf die Statue und schaute dann Innis an. “Erinnert sie dich an deine Mutter?”
    Der Junge sah in eine andere Richtung. Offenbar wollte er keinesfalls AnnaClaires Blick begegnen.
    Deren Stimme klang jetzt warm vor Mitgefühl. “Weißt du, ich habe meine Mutter vor zwei Monaten verloren. Ich weiß nicht, ob der Schmerz in meinem Herzen jemals nachlassen wird. Manchmal weine ich, ohne einen Grund dafür zu haben.”
    Innis ballte die kleinen Hände zu Fäusten. “Der O’Neil sagt, es sei nicht richtig, zu weinen.”
    Das waren die ersten Worte, die Innis überhaupt an AnnaClaire gerichtet hatte. Obwohl in seinem Tonfall Wut und Misstrauen mitschwangen, wallte so etwas wie Freude in ihr auf. Vielleicht waren Innis’ Worte so etwas wie ein erster kleiner Riss in der Mauer aus Hass, die er um sein Herz herum errichtet hatte.
    “Der O’Neil ist nicht der Allmächtige”, gab sie nach kurzer Überlegung zurück. “Ich könnte mir vorstellen, dass auch er in seinem Leben schon das eine oder andere Mal unrecht hatte.”
    Sekundenlang blickte der Junge sie völlig überrascht an. Dann erschien auf seinem Gesicht die Andeutung eines Lächelns, als er beinahe flüsternd fragte: “Sucht Ihr Rory?”
    “Ja, weißt du, wo ich ihn finden kann?”
    Statt zu antworten, drehte sich Innis um und ging davon. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass AnnaClaire ihm folgte. Er führte sie durch den Garten, weiter über die hügeligen Rasenflächen, vorbei an der kleinen Kapelle und hinaus zu der alten morastigen Straße.
    Eigentlich hatte auch hier draußen das Land den typischen irischen Charakter. Und trotzdem war etwas an der Gegend, was ihr einen kalten Schauer verursachte. Hier weideten keine Schafe, und Getreide war auch schon seit Langem nicht mehr angebaut worden.
    In der Ferne konnte sie ein Pferd ausmachen, das völlig still stand. Und bei näherem Hinsehen erkannte sie auch Rory. Er kniete auf der Erde,

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