Die Geliebte des Rebellen
standen.
“Hier.” Conor warf dem bulligen Mann den Rest des Lohns in die ausgestreckte Hand. “Pass auf, dass wir nicht gestört werden oder irgendeine unliebsame Überraschung erleben. Wenn du tust, was ich sage, soll es dein Schaden nicht sein.”
“Ja, Mylord.” Der Mann reichte Conor eine brennende Fackel und schlurfte davon.
In dem flackernden Licht erkannte dieser, dass sie vor einer einzelnen Zelle standen, die sich weit entfernt von den anderen befand. Drinnen lag ein Gefangener auf dem kalten Steinfußboden.
“Oh Gott!” Für einen Moment glaubte Conor, der Mann sei tot. “Rory? Bitte, Rory, sag etwas!”
Die Gestalt hob den Kopf und stöhnte. AnnaClaire und Conor stießen gleichzeitig einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
“Du lebst also”, rief Conor.
“So eben noch.” Rory hob einen Arm vor das Gesicht, um die Augen vor dem Schein der Fackel zu schützen. “Bist du das etwa, Conor?”
“Ja.”
“Und ich bin auch hier, Rory, Liebster.”
Beim Klang von AnnaClaires Stimme erhob sich Rory mühsam auf die Knie und drehte sich von dem Lichtschein fort. “Verdammt, Conor, schaff sie hier raus!”
“Rory, wir sind gekommen, um dir zu helfen.” Obwohl sie versuchte, ihre Stimme fest klingen zu lassen, konnte sie ihre tiefe Bewegung doch nicht verbergen. “Wir werden zur Königin gehen. Wir werden sie anflehen …”
“Ihr verschwendet eure Zeit”, unterbrach Rory sie. “Mein Leben ist verwirkt. Tilden hat gesagt, er werde mich eher töten, als mich aus diesem Kerker herauszulassen. Jetzt ist er der große Held. Die Königin wird ihn in einer rauschenden Zeremonie empfangen. Und wenn die vorüber ist, wird er verkünden, ich sei bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen. Und jetzt, Conor, bring sie endlich von hier fort. Und sorge dafür, dass sie nicht noch einmal kommt.”
AnnaClaire umklammerte die rostigen Eisenstäbe der Zelle. “Ich hätte nie gedacht, dass du ein Feigling bist, Rory O’Neil, der kampflos aufgibt.”
“Ich? Ein Feigling?” Rory richtete sich unter großer Anstrengung auf, und in diesem Moment konnten AnnaClaire und Conor das ganze Ausmaß seiner Verletzungen sehen. Seine Sachen waren zerrissen und von Blut und Schmutz verkrustet. Im Gesicht trug er die Spuren heftiger Schläge. An der Hüfte hatte er eine klaffende Wunde, und sein linker Arm hing kraftlos herab.
“Mein armer Geliebter.” AnnaClaire konnte nun die Tränen nicht mehr zurückhalten, zwang sich aber, weiterzusprechen. “Wenn du dich selbst aufgibst, so soll es wohl so sein. Aber ich werde niemals aufgeben.” Sie öffnete ihren Mantel und zog ein Bündel hervor, das sie durch die Gitterstäbe presste. “Hier hast du eine wärmende Decke, etwas zu essen und eine Salbe für deine Wunden. Und morgen gehen wir zur Königin und werden sie anflehen, alles tun, um dir zu helfen. Wir werden nicht eher ruhen, bis du wieder sicher auf Ballinarin bist.”
AnnaClaire wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. “Ich liebe dich, Rory. Und wenn du auch keine Hoffnung mehr hast, so werde ich doch nicht aufhören, mich für dich einzusetzen. Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich um dich kämpfen.”
Bei diesen leidenschaftlich hervorgestoßenen Worten steckte Rory eine Hand durch die Gitterstäbe der Zelle und berührte mit einem Finger AnnaClaires Gesicht. “Mein Liebling, mein mutiger Engel. Natürlich werde ich kämpfen, bis kein Leben mehr in mir ist. Ich werde kämpfen, um freizukommen. Aber ich kann es nicht ertragen, dass du mich in diesem Zustand an diesem grauenvollen Ort siehst.”
Sie hob eine Hand und strich Rory unendlich sanft über das geschwollene Gesicht. “Conor hat versucht, mich von hier fernzuhalten, aber ich musste einfach kommen.”
Die Brüder reichten sich die Hände und hielten sie schweigend umklammert. Bei dem Geräusch schlurfender Schritte fuhren sie erschrocken auseinander.
“Ihr müsst sofort verschwinden”, flüsterte warnend der Wärter. “Soldaten sind im Anmarsch. Wenn man Euch hier findet, ist unser aller Leben nichts mehr wert.”
“Komm. Schnell.” Conor zog AnnaClaire von Rorys Zelle fort. Hastig folgten sie dem Mann durch das Labyrinth der Gänge, bis sie endlich wieder draußen waren und frische Luft atmeten.
Die Heimfahrt verlief in völligem Schweigen, denn sowohl AnnaClaire als auch Conor hingen ihren düsteren Gedanken nach.
“Euer Vater ist aus Greenwich Palace zurückgekehrt, Mylady. Er erwartet Euch voller Ungeduld in
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