Die Geliebte des Rebellen
Massaker beteiligt waren, verbreiteten die Kunde, dass sie auf Order ihrer Königin handelten. Aber ich und mit mir viele meiner Landsleute glauben nicht, dass die Königin von England ihren Gefolgsleuten befehlen würde, unschuldige Frauen und Kinder auf dem Weg zu einer Kapelle abzuschlachten.”
“Nie und nimmer!” Die Königin schüttelte sich vor Abscheu. “Wenn diese Untaten von Soldaten der Krone begangen wurden, dann gewiss nicht auf meine Anweisung hin, sondern weil die Soldaten brutal ihr eigenes Unwesen trieben.”
“Ja, Majestät, der Meinung bin ich auch. Eure Majestät sind eine gerechte, wohltätige Monarchin, die derartige Grausamkeiten nicht dulden würde.”
“Genug der schönen Worte, Conor O’Neil”, beschied die Königin ihn. “Diese traurige Geschichte macht nämlich die Verbrechen, die Euer Bruder begangen hat, nicht ungeschehen.” Sie zeigte mit dem Finger auf den Gefangenen, und jeder im Saal sah nun Rory an.
“Es wird behauptet, dass Rory O’Neil aus Rache viele unschuldige Engländer umgebracht hat. Wenn das stimmt, so ist er nicht besser als ein tollwütiger Hund, der zum Wohle der Menschen sein Leben lassen muss.”
“Hoheit, wenn das, was Ihr über meinen Bruder sagt, der Wahrheit entspricht, habt Ihr mit Eurem Urteil recht. Doch er hat ausschließlich englische Soldaten getötet.” Conor senkte die Stimme, sodass sich die Zuhörer still verhalten mussten, wollten sie seine Worte hören.
“Dieselben englischen Soldaten, die unschuldigen Frauen und Kindern Gewalt angetan und sie ermordet haben! Dieselben englischen Soldaten, die die Hütten von hart arbeitenden, gottesfürchtigen Bauern niedergebrannt haben! Dieselben englischen Soldaten, die das Vieh abschlachteten und die Ernte vernichteten!”
“Wenn hier vor diesem Gericht bewiesen werden kann, dass Eure Behauptungen wahr sind, würde Euer Bruder wohl als Held gelten, und die Schuldigen würden umgehend in den Kerker geworfen.” Elizabeth beugte sich vor, sodass sie auf einer Blickhöhe mit Conor war. “Aber wir würden auf Ehrenmänner bestehen, die die Richtigkeit Eurer Berichte beschwören können.”
“Majestät, wenn ich genug Zeit hätte, könnte ich die erforderlichen Zeugen aufmarschieren lassen.” Aus dem Augenwinkel heraus sah Conor, dass sich Tilden entspannte und zufrieden lächelte. Als Heranwachsender hatte er beim häufigen Fischen mit der Köchin Fiola gelernt, wann man dem Fisch mehr Schnur geben und wann man die Angel einholen musste. Er beschloss, Tilden sozusagen noch etwas mehr Schnur zu geben.
“Ich vermute, Eure Hoheit”, meinte er zu der Königin, “dass Ihr Männer aufweisen könnt, die gegen meinen Bruder aussagen und beschwören, dass er all die Dinge getan hat, derer er beschuldigt wird.”
Elizabeth nickte. “Der Soldat, der Euren Bruder gefangen genommen hat, war in der Lage, die Verbrechen Eures Bruders genauestens aufzulisten. Es handelt sich, wie ich hervorheben möchte, um Verbrechen an wehrlosen Frauen und Kindern. Für seinen Mut, das Königreich von einer derart wilden Kreatur zu befreien, wird dieser Soldat von seiner Königin besonders belohnt.”
Sie bedeutete Tilden vorzutreten. “Dieser Mann wird Mitglied der königlichen Garde, und er wird direkt verantwortlich sein für meine Sicherheit.”
Ein Raunen ging durch die Menge, gefolgt von lautem Beifall. Tilden wurde rot vor Stolz.
“Dieser Mann hat gegen meinen Bruder jene Beschuldigungen vorgebracht?” vergewisserte sich Conor. “Und dieser Mann wird jetzt die Belohnung erhalten, wie sie einem Helden gebührt?”
Elizabeth nickte zustimmend.
“Verzeiht, Majestät, wenn ich noch eine weitere Frage stelle. Wurde mein Bruder angeklagt, weil lediglich Tilden ihn all dieser Vergehen bezichtigte?”
Die Königin lehnte sich zurück und tippte mit einem Finger ungeduldig auf die Lehne ihres Thronsessels. “Ja, Conor O’Neil. Das Wort dieses Soldaten gegen das des Blackhearted O’Neil.”
“Wenn Euch, Majestät, das Wort eines einzelnen Mannes ausreicht für eine Anklage meines Bruders, dann werdet Ihr wohl einen einzigen Zeugen, der gegen diesen Soldaten aussagt, ebenfalls akzeptieren?”
Die Königin war jetzt ganz offenkundig recht ungehalten. “Richtig. Aber Ihr habt doch behauptet, Ihr hättet nicht genug Zeit, um eine solche Person herbeizuschaffen.”
“Majestät, es gibt in meinem Land zahlreiche Männer, Frauen und Kinder, die von Herzen gern gegen diesen Mann ihre Anschuldigungen
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