Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
Rasch unterbrach sie ihn und erzählte von den Festen in Fontainebleau und von den Veranstaltungen, die für diesen Winter in Paris geplant waren. Sie schwärmte mit einem Unterton von Verlegenheit, den Bragelonne nicht spürte, von der jungen Königin und sprach von Anne d'Autriches regem Geist und ihrem leider seit kurzem kränkelnden Körper.
Nur von dem König sprach sie nicht, und Bragelonne fragte nicht nach ihm, denn er hörte
nur auf den süßen, lang entbehrten Klang von Louises Stimme, ohne ihren Worten zu folgen.
Rosalie trat ein und flüsterte ihrer Herrin etwas ins Ohr. Louise wurde ein wenig rot. Bragelonne stand auf und sagte steif, dass er nicht stören wolle.
„Sie stören nicht im Geringsten. Es ist der Herzog von Saint-Aignan, der mir seine Aufwartung machen will.”
Bragelonne griff sich ans Herz, das wieder eine so seltsam zuckende Bewegung gemacht hatte. Wenn der Herzog sich ein Anrecht auf Louise gewonnen hätte! War sie nicht errötet, als Rosalie ihr seinen Namen zugeflüstert hatte? Der junge Graf nahm seinen Hut und wollte gehen.
„Bleiben Sie nur einen Augenblick noch, bis ich Sie mit dem Herzog bekannt gemacht habe. Er wird Sie am raschesten bei Madame einführen. Wir haben jetzt interessante Abende im Palais Royal, an denen gerade Sie viel Freude haben werden. Molière liest uns seine neuesten Werke vor.”
Saint-Aignan trat ein, ein kleines Päckchen in der Hand. Fräulein von La Vallière stellte die Herren einander vor.
Der Name Bragelonne war dem Herzog nicht fremd. Er hatte immer einen guten Klang in Frankreich gehabt. Morgen, nach dem Ministerkonseil, wollte der Herzog Graf Bragelonne dem König vorstellen. Bei Madame gedachte er ihn am Mittwoch, dem Empfangstag Henriettes von England, einzuführen.
Bragelonne empfahl sich mit traurigem, ernstem Gruß. Was fragte er danach, Louise im Glanz des Hofes zu sehen! Der Anblick würde ihm das Herz nur mehr zerreißen. Nein, nein — er wollte wieder fort.
Nachdem die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, überreichte Saint-Aignan Louise das kleine Päckchen, das er in der Hand hielt.
„Seine Majestät entbieten Fräulein von La Vallière seinen allerhöchsten Gruß und bitten dies kleine Geschenk in Gnaden von ihm anzunehmen. — Auch habe ich den Auftrag, zu fragen, ob Seine Majestät das Vergnügen haben wird, das Fräulein heute Abend im Palais Saint-Aignan zu begrüßen?”
Louise errötete heiß und wandte sich ab.
„Wenn Sie Seine Majestat benachrichtigen wollen, dass ich mich vom Dienst freigemacht habe.”
Der Herzog bückte sich und küsste dem Fräulein die Hand.
„So wäre denn alles in Ordnung.”
Mit einer tiefen Verbeugung war er aus der Tür.
Louise barg ihr heißes Gesicht in den Veilchen von La Vallière. Glück und Angst stritten in ihrem Herzen. Das Glück, den Geliebten in wenigen Stunden wiederzusehen, und die Angst, dass der Herzog doch nicht der treue, verschwiegene Freund sein möchte, für den der König ihn hielt! Wenn er ihre Liebe verriete! Wenn Anne d'Autriche — wenn Madame — wenn die Königin —
Sie richtete sich wieder auf mit stillem, traurigem Gesicht. Weshalb musste der Geliebte auf dem mächtigsten Thron Europas sitzen! Warum war er nicht Offizier, Bürger oder Handwerker, wie dieser Monsieur Armand, an den die kleine Rosalie ihr Herz verloren hatte!
Was fragte ihre Liebe nach Ruhm und Macht und Größe! Wie viel lieber hätte sie sich in einer stillen kleinen Hütte, umrankt von Weinlaub und Rosen, laut und freudig zu ihrer Liebe bekannt, als sie in goldenen Palästen voll Angst und Qual verstecken zu müssen!
Ihr Blick fiel auf das weiße Päckchen neben Jeans Blumen. Wieder ein Geschenk des Königs! Wie sehr hatte sie ihn gebeten, es an den Armbändern genug sein zu lassen! Wie leicht mochten Glanz und Pracht sie, das arme Mädchen, das bisher die schlichteste am Hofe Madames gewesen, verraten! Und dann vor allem — er sollte ihr keine Opfer bringen, kein Gold für sie fließen lassen, wie andere große Herren es nur allzu öffentlich für ihre Maitressen taten.
Maitresse des Königs! Ihr schauderte vor einem solchen Los! Seine Liebe wollte sie für die ihre, und sonst nichts auf der Welt!
Gerade als Louise das Päckchen geöffnet und bewundernd eine kostbare Emailleuhr, mit Perlen und Saphiren reich geschmückt, in der Hand hielt, kam Rosalie ins Zimmer gestürmt, um ihr die frohe Nachricht zu bringen, dass der Vater sich entschlossen habe, eine ganze Woche in Paris
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