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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Kräften beeilen, und auch Perrault wollen Sie anfeuern.”
    Louis' Augen leuchteten auf.
    „Ein herrliches Werk verspricht die Colonnade des Louvres zu werden.” Colbert nickte beipflichtend.
    „Die Herren sollen nicht vergessen, wie viel ich auf rasche Arbeit gebe.”
    Colbert verneigte sich leicht. „Wenn Majestät gestatten wollen — Meisterwerke brauchen ihre Zeit!”
    Der König runzelte die Stirn. „Schon gut, Monsieur le Surintendant!”
    Nachdem die Türen sich hinter Colbert geschlossen, verschwand die kleine Unmutsfalte bald. Der König lächelte vor sich hin, ein Lächeln, das alle Frauen seines Hofes bezaubert hätte. Ihm war heute knabenhaft froh zumute. Das Leben hatte sich während der letzten Monate überaus glücklich für ihn abgespielt.
    Sosehr seine heiße Liebe für Louise von La Vallière ihn auch beanspruchte, so durfte er sich doch mit gutem Gewissen sagen, er hatte keinen Augenblick versäumt, an der Ehre und dem Ruhm Frankreichs weiterzuarbeiten, ja, mit gedoppelten Kräften, seit er ihrer Liebe sicher war.
    Alle seine ehrgeizigen Pläne waren geglückt. Er hatte Spanien gezwungen, seinen Vorrang als erstes Reich Europas an Frankreich abzutreten, Dunkerque war mit Frankreich vereint worden, die Finanzen waren auf dem besten Wege, sich unter Colberts Leitung wieder vollständig zu ordnen, alle militärischen Dispositionen für Kriegs- und Friedenszeiten waren bis ins kleinste Detail sorgfältig getroffen.
    Louis war in einer Stimmung, in der er mit keinem Gott getauscht hätte. Die beiden, die ihm Leben und Seligkeit waren, sein Frankreich und seine Louise, er umfasste beide mit gleich heißer Inbrunst. Er liebte sie mit gleich schrankenloser Hingabe!
    Plötzlich schreckte der König aus seinen glücklichen Gedanken auf. Draußen im Vorzimmer wurden Stimmen laut. Ärgerlich verweisende, eine drängende, heischende Stimme — eine Frauenstimme! Der Lärm steigerte sich zum Tumult.
    Was sollte das? Hatte er nicht ausdrücklich Ruhe befohlen?! Der König sprang auf, seine Augen blitzten, seine Stirn rötete sich vor Zorn. Schon wollte er ins Vorzimmer hinaus, selbst Ruhe zu gebieten, als die Tür aufgerissen wurde.
    Die Offiziere vom Dienst zurückstoßend, stürmte die Moli ña herein, das dunkle Gesicht dunkler noch vor Zorn und Erregung, die großen schwarzen Augen wie Kohlen glühend. Sie stürzte dem König zu Füßen.
    „Verzeihung, Majestät, ich konnte nicht anders!”, stammelte sie in ihrem gebrochenen Französisch, mit spanischen Lauten untermischt.
    Der König hob erschreckt die am ganzen Leibe Zitternde auf. Sein erster Gedanke war, es sei der Königin ein Unglück zugestoßen. Die Spanierin schüttelte den schwarzen Kopf.
    „Nein, Majestät. Alle Heiligen seien gepriesen. Ihre Majestät die Königinmutter und meine armselige Person — wir haben das Unglück abgewendet vom Kopf der holdseligsten Königin.”
    Dona Moliña holte mit flatternden Fingern einen gelbbraunen, verknüllten Briefumschlag aus ihrem Gewand und zog ein Blatt heraus.
    „Dieser Brief für Ihre Majestät die Königin wurde mir heute Morgen von einem der Kuriere Seiner Majestät König Philipps ausgehändigt. Ich sah sofort, dass der Brief nicht wie die meisten Briefe König Philipps an Ihre Majestät vom König eigenhändig überschrieben war. Da die Königin mir gestern sagte, Seine Majestät König Philipp seien erkrankt, fürchtete ich, der Brief möge schlimme Nachrichten enthalten, und zögerte, ihn der Königin zu geben. Sie sollte nicht mehr leiden, als ihr ohnedies — ”
    Die Moliña verschluckte den Rest des Satzes und wandte ihre Blicke vom König ab. Louis wurde ungeduldig.
    „Kommen Sie doch endlich zur Sache, Moliña!”
    „Als ich den Brief näher musterte, sah ich, er kam gar nicht aus Spanien, konnte nicht aus Spanien kommen!”
    „Nicht aus Spanien?”, fragte der König ungläubig. „Ja, woher denn sonst?”
    „Aus Frankreich, aus der nächsten Nähe Seiner Majestät!”, rief die Moliña entschlossen. „Eine Teufelei, eine Bestialität ohnegleichen, ersonnen, die Königin ins trostloseste Unglück zu stoßen!”
    „Was reden Sie da? Sind Sie wahnsinnig, Moliña?”, schrie Louis auf. Er riss der Spanierin den Brief aus der Hand.
    „Ihre Majestät die Königinmutter denken wie ich und haben mich beauftragt, Seiner Majestät den Brief unverzüglich zu überbringen.”
    Der König las mit fliegendem Atem das Schreiben in kläglichem Spanisch. Seine bebenden Lippen sprachen die

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