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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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schön, Sire, wie wunderschön ist das alles!”
    „Ich wusste, dass es meine kleine Louise freuen würde — dass sie Verständnis dafür haben würde, wie für alles, was Kunst und Schönheit heißt.”
    Louis lächelte und hob neckend die Hand gegen sie. „Nur für die Politik will sie sich nicht erwärmen und für den Ehrgeiz nicht!”
    „Ich habe kein Talent dafür”, gab sie kläglich zurück.
    „Weiß der Himmel, nein” — dann fügte er nachdenklich hinzu: „Seltsam, welchen Einfluss du trotzdem auf meinen Ehrgeiz, auf meine politische Arbeitskraft übst! Seit du mein bist, gibt es keine Schwierigkeiten mehr für mich. Das Wort Mazarins, das er einst zum Maréchal Grammont gesprochen: Ich trüge den Stoff zu vier Königen in mir, scheint sich jetzt bewahrheiten zu wollen. Ich habe wenig gelernt, dank seiner, und doch strömt mir von Tag zu Tag klarer ein Wissen zu, das höher steht als alles Erlernte.”
    Louis richtete sich auf mit einer wundervoll majestätischen Gebärde. „Heute weiß ich, was meinem Frankreich fehlt, was ich für mein Frankreich erreichen muss, welcher Rang meinem Frankreich unter den Nationen gebührt.”
    Louise sah hingerissen zu ihm auf; niemals war er ihr herrlicher erschienen als in dem edlen Bewusstsein seiner Herrscherpflicht. Welch ein Mann! Und sie, wie klein und zaghaft! Und dennoch liebte er sie und gab ihr einen Anteil an seiner Größe!
    Er saß wieder neben ihr, seinen Arm um ihren Nacken.
    „Viel — viel dank' ich dir, meine Louise — und doch, ich werde dir sehr wehe tun müssen — der Tag steht vor der Tür, da ich nach Lothringen aufbrechen muss, der Krieg ist unaufhaltsam.”
    Sie erschrak, dann fasste sie sich schnell.
    „Was sagst du dazu, meine Louise?”
    Sie nahm sich gewaltsam zusammen.
    „Ich sage, Sire, dass Sie in den Krieg ziehen werden, um Schlachten zu gewinnen, wie Sie zu Festen gehen, um Herzen zu gewinnen.”
    Er küsste sie heiß. Ein Strahlen ging über ihn hin.
    „Ja, ich werde siegen — mit offenem Visier werde ich dem Feind entgegentreten — hier wie in allen Dingen meines Lebens und meiner Politik. Ich will nicht täuschen — nichts und niemanden! Die Politik des Mannes im roten Kleide mache ich nicht mit.”
    Louise schwieg. Vielleicht hatte sie nicht einmal genau auf das gehört, was er zuletzt gesprochen. Die Farbe ging und kam in ihrem schmal gewordenen Antlitz. Trotz des warmen, wundervollen Juliabends waren ihre Hände eiskalt. Sichtbar kämpfte sie einen schweren Kampf mit sich.
    Hilflos sah sie ein paarmal zu ihm hin, ohne dass er es in der Aufwallung, die ihn ganz beherrschte, bemerkt hätte. Plötzlich, da er sie ansah, flog eine Wolke über sein Gesicht.
    „Meine liebe Louise, da wir gerade von Lothringen sprechen — ich habe da noch eine Rechenschaft von Ihnen zu fordern. Sie erinnern sich der letzten Parade vor meiner Abreise nach Versailles?”
    „Gewiss, Sire.”
    „Wer war der junge Offizier vom Regiment Dauphin, mit der Deputation von der lothringischen Grenze gekommen, mit dem Sie —” der König presste die Lippen einen Augenblick heftig aufeinander — „ebenso besonders freundliche wie häufige Grüße tauschten?”
    Louise lächelte und wurde ein wenig rot.
    „Der junge Offizier mit den blauen Augen und dem schlanken Wuchs, Sire?”
    „Genau genug scheinen Sie ihn ja betrachtet zu haben!”
    „Ich kenne ihn ja auch lange genug, Sire!”
    Der König brauste auf.
    „Nie erfuhr ich davon, dass Sie zu einem Offizier aus meinem Regiment Dauphin Beziehungen unterhalten — genug an Bragelonne —”
    „Sire wissen es ganz gut!”
    „Der Name?”
    „François von La Vallière!”
    „Dein Bruder, Louise!”
    Überrascht und beschämt kam es heraus.
    „Mein Bruder, ja, den ich seit drei Jahren nicht gesehen habe. Sollte ich ihn da nicht freundlich grüßen?” Der König stürzte ihr zu Füßen.
    „Verzeih, meine Louise — du weißt — wenn es um dich geht, kennt meine Eifersucht keine Grenzen. — Aber warum auch hast du mir nie Näheres von ihm gesagt? — Niemals etwas für ihn erbeten? — Eine raschere Karriere — ein besseres Regiment in Paris?”
    Er stand auf und streichelte ihr blondes Haupt.
    „Meine kleine Louise, du stehst wohl einzig da in der Geschichte der Frauen, die von Königen geliebt wurden — du, die du herrschen könntest, bittest nicht einmal! Aber wenn das möglich wäre, liebte ich dich nur heißer noch um deiner Selbstlosigkeit willen. François von La Vallière wird

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