Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
ihres Herzens.
Henriette, blass und müde von überstandenen Leiden, hatte die Dinge apathisch über sich ergehen lassen. Sie hatte kein Ohr für Guiches erregten Eifer über die immer deutlicher betonten Beziehungen des Königs zur La Vallière. Mochte er dies Fest allein für sie veranstaltet haben, mochte er einzig Louise von La Vallières Augen suchen, sie konnte den Lauf der Dinge nicht mehr aufhalten! Überdies war der König in ihrer Krankheit mit rührender Freundschaft um sie besorgt gewesen — sie konnte ihm nichts Übles antun.
Anders Olympia Mancini. Sie schien nicht mehr für den König zu existieren, und auch Vardes, der bis zur Verbannung der Navailles so fest im Sattel gesessen hatte, schien des Königs Vertrauen verloren zu haben.
Die Rachsucht der Italienerin ging auf neuen Wegen. Sie flüsterte dem Marquis einen Namen zu, der den Kaltblütigen erbleichen machte, ihm Schauer des Entsetzens über den Rücken jagte.
„Die Voisin?”, stammelte er fassungslos, „das kann Ihr Ernst nicht sein, Olympia!”
„Warum nicht? — Ich habe keine Eile — was heute und morgen nicht geschieht, mag übermorgen geschehen, mein Lieber.”
„Und die Folgen? — Sie setzen das eigene Leben aufs Spiel —”
Sie schlug mit dem Fächer leicht gegen seinen römischen Harnisch. Es gab einen seltsam dumpfen Laut.
„Dem Mutigen gehört noch immer die Welt, Marquis.”
„Bedenken Sie Ihr Seelenheil, Gräfin!”
„Wozu ist die Absolution da?”, lachte Olympia Mancini frivol, dem Marquis kokett in die Augen sehend.
Das Jahr näherte sich rasch seiner Mitte. Es war kein Sommer, wie die Sommer in Fontainebleau gewesen waren. Der Hof hatte sich zersplittert.
Die Königin, die schwer an dem Verlust ihres Kindchens trug, die die Verbannung der treuen Navailles, über deren Rätsel niemand ihr Aufschluss gab, nicht verwinden konnte, barg ihr schweres Herz in Saint-Germain.
Zwischen den murmelnden Kaskaden, den üppigen Blumen, den duftenden Wäldern des lachenden Schlosses schritt Marie Thérèse, eine einsame Frau, die sich vergeblich fragte, was ihr den König so entfremdet habe, dass sie kein Lächeln mehr auf sein geliebtes Antlitz zu zaubern vermochte, dass seine Zärtlichkeiten erloschen, seine Fürsorge kühl und abgemessen war. Die Heiligkeit der Ehe, wie sie ihr in Spanien gelehrt wurde, wie anders sah sie in Frankreich aus!
Man hatte ihr den und jenen Namen zugeflüstert. Sie hatte geschwiegen, wie ihr Vater es von ihr gefordert, sie hatte sich in ihren edlen kastilischen Stolz gehüllt, und nur ihre dunklen Augen hatten gesprochen, beredter als viele Worte.
Nur einmal, als man ihr auch das Fräulein von La Vallière genannt, als Frau von Soissons sich immer aufs Neue mit diesem Namen an sie gedrängt, hatte sie heftig widersprochen. Dies sanfte, zarte Geschöpf, das niemandem etwas zuleide tun konnte, wie vermöchte es das Leben seiner Königin zu zerstören!
Und wieder und wieder hatte sie Louise von La Vallière an ihre Seite gerufen. Ganz Frankreich sollte sehen, wie sehr sie diesem jungen Geschöpf vertraute.
Anne d'Autriche war ihrer Schwiegertochter nach Saint-Germain gefolgt. Von Schmerzen gepeinigt, deren Ursache kein Arzt zu ergründen vermochte, hatte sie ihre gewohnten Zimmer im Nordwest des ersten Stockes, mit dem Blick auf den Wald und das Kloster „des Loges”, wieder bezogen.
Einzig des Dauphins frohes Lachen brachte Sonnenschein in die freudlose Sommerstille der Frauen. Madame war mit ihren Damen in Saint-Cloud. Nur das Fräulein von La Vallière fehlte unter ihnen.
Auf Wunsch des Königs hatte Louise den Titel einer Ehrendame Madames behalten, ohne an einen bestimmten Dienst gebunden zu sein.
Der König selbst residierte mit seinem Bruder in Versailles. Er wollte Philippe zur Hand haben, um ihn jeden Augenblick nach Lothringen entsenden zu können, wo der offene Krieg mit dem Herzog von Lothringen drohte.
Inzwischen förderte der König persönlich nach Kräften die neuen Bauten und die Ausschmückungen des Schlosses, in die er enorme Summen steckte. Louis Leveau, der die Schlossbauten leitete, brannte der Kopf von des Königs immer neuen Plänen.
Der Bildhauer Etienne le Hongre, ein Schüler des berühmten Sarrazin, erhielt den Auftrag auf eine Reihe von Statuen und Basreliefs in Marmor und Bronze für das Schloss und den Garten. Er stellte seine Statue „Die Luft” auf und legte dem König die Modelle zu einer mit Najaden und Tritonen geschmückten Fontäne vor.
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