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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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von Artigny und die getreue Rosalie um seine Louise sein würden.
    Zu Fräulein von La Vallières grenzenloser Freude und Beruhigung kehrte der König am15. Oktober als Sieger aus Lothringen zurück. Er brachte ihr die Beförderung ihres Bruders und die Anbahnung einer reichen Heirat für ihn mit.
    Louise hörte kaum auf das, was er ihr sagte. Sie trank den lang entbehrten Anblick des geliebten Mannes mit allen Fasern ihrer Seele ein. Es genügte ihr, seine Stimme zu hören, seine Liebkosungen zu fühlen. Ihre Hingebung kannte keine Grenzen mehr.
    Stille, friedliche Wochen im Palais Brion! Los und ledig jeder Pflichten, verborgen vor aller Augen, geschützt vor Neid und Bosheit durch die Liebe des Königs! Mit einer Wonne ohnegleichen genoss Louise diese Zeit des Friedens und des Glückes. Sie dachte nicht vor-, nicht rückwärts. Sie überließ sich ganz dem Augenblick, eingehüllt in die fürsorgende Freundschaft derer, die sie liebten und in Treue zu ihr standen.
    Da, eines Nachts um das Ende Dezember, kam das Unabweisbare. In Angstschweiß gebadet, den Leib von Schmerzen zerrissen, deren Folter sie nicht geahnt, ließ sie — wie sie ihm versprochen — den König holen.
    Er kam sofort und brachte Boucher mit. Seine Angst und Sorge hatten ihn alle von Colbert geplante Vorsicht vergessen lassen. Da er Louise den Trost seiner Gegenwart niemals geraubt haben würde, was kam es darauf an, ob Boucher wusste, zu wem er gerufen wurde?
    Der Arzt hatte eine Krankenschwester und Fräulein von Artigny beordert. Rosalie stand schon mit weinenden Augen, an allen Gliedern vor Entsetzen bebend, an dem stummen Schmerzenslager. Die kleine Tourainerin wurde entfernt. Jung und unerfahren wie sie war, hätte sie in Gegenwart des Königs vollends den Kopf verloren.
    Louis sah verzweifelt den wütenden Schmerzen zu, die den geliebten Leib durchwühlten. Er streichelte und küsste die schlanken weißen Hände, die sich in die Bettdecke gekrampft hatten, er beugte sich nieder zu dem schmerzverzerrten Gesicht, damit Louise nahe dem seinen Linderung finden möge, er weinte Tränen des Mitleids und der Angst über ihrer schweißbedeckten Stirn, ihrem wirren Lockenhaar.
    Bange Stunden vergingen. In immer kürzeren Absätzen wiederholten sich die reißenden Schmerzen. Aber kein Laut kam über Louises Lippen. Die Furcht, dass ihre Schmerzensschreie gehört werden könnten, verschloss ihr die Lippen. Vergebens flehte der König, bat Boucher, dem Ausdruck ihrer Qualen freien Lauf zu lassen, sich zu erleichtern, ihre Pein nicht zu vergrößern.
    Louise schüttelte nur sanft das Haupt. Indem sie des Königs Hände drückte, sagte sie leise, nur ihm vernehmbar: „Du weißt — ich darf nicht — darf uns nicht verraten.” Er wandte sich ab, damit sie seine Tränen nicht sehen sollte.
    Der späte trübe Dezembermorgen graute endlich. Louises Qualen steigerten sich zur Unerträglichkeit. Der König war in Verzweiflung. Alle paar Minuten flehte er:
    „Ich beschwöre Sie, Boucher, retten Sie sie — es ist mein Leben, das Sie retten! Alles, was ich besitze, gehört Ihnen — nur retten Sie sie — retten Sie sie.”
    Vergebens beruhigte der Arzt. Vergebens sagte er dem König, dass von keiner Gefahr die Rede sei, dass alles gut — natürlich vor sich gehe. Louis sah nur die Qualen der Geliebten, die sein Herz zerrissen.
    Fräulein von Artigny brachte alle Beredsamkeit auf, den König zu bestimmen, im Nebenzimmer den Ausgang mit ihr abzuwarten. Die treue Freundin las in Louises Augen, was zu den eigenen Schmerzen des Königs Schmerz sie kostete.
    Der kurze Tag sank schon wieder in die Dämmerung, als Boucher endlich die Tür zum Nebenzimmer öffnete.
    „Ein gesunder, starker Knabe, Euer Majestät — alles ist vortrefflich gegangen!”
    Der König trat ein, außer sich vor Glück, dessen stürmischen Ausbruch er nur mit Mühe meisterte. Er umarmte Boucher und sank neben Louises Schmerzenslager nieder, sie und das Kind küssend, das sie bleich, mit dem süßen Lächeln einer Madonna, im Arm hielt.
    Er dankte ihr in heiß geflüsterten Worten für das Geschenk ihrer Liebe — er erflehte ihre Vergebung für die Qualen, die die seine ihr bereitet hatte. Sie sah ihn aus ihren großen blauen Augen an und flüsterte schwach: „Wenn ich es behalten dürfte, das kleine Wesen.”
    Aber ehe er noch Zeit zu einer traurigen Ablehnung gefunden, fügte sie ergeben hinzu: „Ich weiß, Sire, es darf nicht sein.”
    Drei Stunden nach der Entbindung drückte

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