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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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nicht vergessen sein.”
    „Aber die Eifersucht, Sire? Möchten Sie die nicht vergessen?”
    „Niemals — nein — Liebe ohne Eifersucht ist keine Liebe! Oft graut mir davor, meine kleine Louise, du könntest doch nicht die rechte Liebe für mich haben — weil du die Eifersucht nicht kennst.”
    „Ich nicht die rechte Liebe! — Oh Sire —” sie brach plötzlich in Tränen aus — „wüssten Sie, Sire, wie sehr ich Sie liebe — wie viel zu sehr — und — welch neues Leid meine heiße Liebe über Sie gebracht hat —”
    Sie drängte sich dicht an ihn und schluchzte an seiner Brust.
    „Sage doch, meine Louise — welch ein Leid?”
    Sein Herz schlug voll Unruhe.
    „Ich kann nicht — ich fürchte mich — Sie werden mich verdammen, Sire!”
    Und fassungslos schluchzte sie fort.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke — ein süßes Hoffen. Ihr blasses Gesicht — die dunklen Ringe um ihre Augen, ihr Schwanken, ihre Schwäche!
    „Louise!”, rief er — „wenn es das wäre! Wenn du ein Kind von mir unter dem Herzen trügst! Wenn du Mutter meines Kindes würdest — des ersten Kindes der Liebe, das der Himmel mir schenkt! Louise, spanne mich nicht auf die Folter — ist es so?”
    Sie lag abgewandten Hauptes an seiner Schulter — sie machte eine zögernd bejahende Bewegung — die Scham schien sie ersticken zu wollen.
    Er riss sie an sich in jubelndem Entzücken. Er presste den jungen Leib an den seinen, der die Frucht seiner Liebe trug.
    Louise lag halb von Sinnen in seinem Arm. War es denn möglich, dass er als heißes Glück empfand, was sie als Schande so tief zu Boden drückte, dass sie vor dem Geständnis gezittert hatte? Er richtete ihr Haupt sanft empor.
    „Meine Louise, süße Mutter meines Kindes — freue dich doch mit mir!”
    Er schloss sie in seine Arme. Er hielt sie auf seinem Schoß und küsste sie, bis sie ruhiger geworden war. Dann sprachen sie von der Zukunft ihres Kindes, das um die Weihnacht das Licht der Welt erblicken sollte.
    Die Dinge in Lothringen hatten sich rascher zugespitzt, als der König es am Tage von Louises Geständnis geglaubt hatte. Am 25. August brach er nach Marsal auf. Die Expedition nach Lothringen, die Louis' militärisches Probestück bedeutete, nahm ihren Anfang.
    Es war ein Abschied auf Tod und Leben, den der König von der Geliebten nahm. Niemand konnte voraussehen, wann der Krieg sein Ende haben würde — niemand, ob der König zu Louises schwerer Stunde würde an ihrer Seite sein dürfen.
    Louis hatte Colbert die Geliebte ans Herz gelegt. Was die zärtlichste Fürsorge ersinnen konnte, hatte er dem Minister auf die Seele gebunden. Und Colbert bereitete noch in Gegenwart des Königs mit Klugheit, Hingabe und äußerster Diskretion das Notwendigste vor. Er besorgte den Ankauf des Palais Brion, ein Geschenk des Königs an das Fräulein von La Vallière. Dort sollte Louise die letzten Wochen vor ihrer Entbindung zubringen.
    Er ließ dies kleine einstöckige Lusthaus, im Garten des Palais Royal gelegen, nach des Königs eigenen Angaben reich und geschmackvoll ausstatten. Er gab das Versprechen, das Kind, auch wenn es vor der Rückkehr des Königs zur Welt käme, in seinem eigenen Hause aufzunehmen und es der Fürsorge seiner Gattin anzuvertrauen, die sich umso lieber des Neugeborenen annehmen würde, als sie eine Landsmännin der Mutter war.
    Er versprach dem König, wenn die Zeit gekommen, Boucher, den berühmtesten Pariser Chirurgen und Accoucheur, zuzuziehen, ohne ihm die Wahrheit zu verraten. Boucher würde, wenn es so des Königs Wille, mit verbundenen Augen ins Palais Brion und wieder herausgeführt werden. Das Fräulein von La Vallière könne ohne Beschwerden unter einer Maske entbinden.
    Der König war mit allem einverstanden, wenn es nur seiner Louise an nichts gebrach, wenn man ihr nur die zarteste Fürsorge, jegliche Rücksichtnahme, äußerste Schonung ihres zarten Körpers und ihrer zarten Seele zuteil werden ließ.
    Colbert musste ihm versprechen, ihm einen um den anderen Tag Nachricht über das Befinden des Fräulein von La Vallière zu geben. Er betraute ihn mit der Vermittlung der beiderseitigen Korrespondenz. Damit jede Verwechslung mit des Königs Briefen an die Königin ausgeschlossen sei, würden des Königs Briefe an Louise von La Vallière mit der Aufschrift: „An die Person, die ich bei meiner Abreise rekommandierte” versehen sein.
    So ging Louis dem Krieg entgegen, als letzten Trost das Bewusstsein, dass außer Colbert auch das Fräulein

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