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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Luft hier!”
    „Leider nein, meine Dame! Sie sollten mir die Ehre erweisen, mich mit dem Herrn einen Abend in meinen Salons aufzusuchen.”
    Die Voisin nannte eine Adresse in einem der vornehmsten und teuersten Viertel von Paris.
    „Es verkehrt eine sehr lustige und sehr vornehme Gesellschaft bei mir. Ich kann wohl sagen, man amüsiert sich bei Cathérine Monvoisin. Auch würde es die Herrschaften vielleicht interessieren, eine neue, mit Adlern bestickte Robe samt Mantel anzusehen, deren Stoffe eigens für mich gewebt wurden. Die Toilette kostet beiläufig 75.000 Francs”, fügte sie sich eitel blähend hinzu.
    Olympia dankte, verbindlich zusagend. So lächerlich ihr die Idee vorkam, im Salon einer Giftmischerin zu verkehren, wollte sie die Voisin um keinen Preis beleidigen.
    „Wir machen gern von Ihrer freundlichen Einladung Gebrauch, Frau Cathérine Monvoisin. Und die Pulver? Kann ich sie gleich mitnehmen?”
    Die Voisin nickte und überreichte ihrer neuen Klientin ein eingewickeltes Päckchen, das sie vom Regal, nahe dem Fenster, genommen. Die Gräfin zog ihr Geldtäschchen hervor und zahlte fünfzig Louisdor auf den Tisch. Dann rief sie Vardes an, der mit kreidebleichem Gesicht im finstersten Winkel des unheimlichen Gemaches stand.
    „Kommen Sie, René. Das Geschäft ist bestens erledigt!”, rief sie und lachte herausfordernd auf.
    Louise von La Vallière war spät von dem Besuch bei ihrem kleinen Philippe ins Palais Brion zurückgekommen. Ihr Gesicht war heiter. Dem Kind ging es gut. Es gedieh vortrefflich bei den einfachen Leuten, die es in Pflege hatten — und wiederum glich es seinem schönen Vater Zug um Zug.
    Fräulein von Artigny erwartete die Freundin. Gleichzeitig war eine Absage des Königs, der mit den Damen hatte zu Nacht speisen wollen, eingetroffen.
    Ihre Enttäuschung in ein leichtes Gewand zu kleiden, meinte Louise: „Schade, der Backfisch ist lichtbraun gebraten, samt dem Rebhuhn, das Lieblingsgericht Seiner Majestät. Heute war der Backfisch an der Reihe.”
    Dann erst öffnete sie den Brief und ließ ihn er' schreckt wieder fallen.
    „Ihre Majestät die Königinmutter befindet sich sehr schlecht. Sie ist in Val-de-Grâce erkrankt und in der Pflege der Schwestern geblieben. Sie hat den König rufen lassen.”
    Louise legte das Schreiben still beiseite. Mit einem zärtlichen Lächeln sagte sie zur Artigny hinüber: „Er ist ein guter Sohn!”
    Die Freundin nickte ihr herzlich zu. Dann sprachen sie lange über die Krankheit der Königinmutter und die Schmerzensanfälle, die sich in immer kürzeren Zwischenräumen wiederholten.
    „Madame, die selbst nicht recht wohl ist, nahm erst gestern wieder Gelegenheit, sich mit den Ärzten zu besprechen. Die Meinungen sind sehr geteilt. Es scheint, als ob keiner von ihnen die Natur des Leidens recht erkennt.”
    „Der König und Molière mögen Recht haben, wenn sie von der ganzen Fakultät nichts wissen wollen. Molière soll übrigens eine neue Komödie unter der Feder haben, in der er seiner Antipathie gegen die Ärzte wiederum Ausdruck gibt. Es soll eine brillante Satire, ein echter Molière werden, der echteste vielleicht! Wir müssen das Stück sehen, sobald es fertig ist.”
    „Der König versprach es mir zu zeigen. Die Proben von ,Alexandre` sollen ja nun auch bald beginnen. Ich bin begierig, wie Mademoiselle du Parc gefallen wird.”
    Als sie so sprachen, klopfte es an die Tür. Unwillkürlich schraken die Damen zusammen. Auf des Fräuleins „Herein” erschien ein kleiner Küchenjunge, eine Schüssel mit einer Pastete ungeschickt in der Hand. Sie lachten beide laut heraus über ihren unmotivierten Schreck.
    Der Junge stotterte eine etwas verworrene Bestellung, aus der man mit einiger Mühe enträtseln konnte, dass der König ihn mit dem Leckerbissen schicke. Da Fräulein von La Vallière dergleichen Aufmerksamkeiten des Königs gewohnt war, zerbrach sie sich nicht weiter den Kopf darüber, stellte die Pastete auf den Tisch und schickte den Jungen fort, nachdem sie ihm ein Geldstück in die Hand gedrückt.
    „A la bonne heure, Artigny, das trifft sich gut. Sie schwärmen ja, soviel ich weiß, für Taubenpastete.”
    Und sie begann die Pastete zu zerschneiden. Die Artigny, die den Küchenjungen aufmerksam gemustert hatte und ihn ungern gehen sah, bevor sie ein Verhör mit ihm angestellt, fiel Louise in den Arm.
    „Einen Augenblick, meine Liebe — ”
    Sie betrachtete wie beiläufig das Geschirr, auf dem die Pastete angerichtet war.

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