Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)
bei der Voisin gesehen worden!
Vergebens, dass Madame für ihn bat. Wenige Wochen nach der Verbannung der Soissons, am Tag der Rückkehr der Navailles, wurde der Marquis von Vardes in die Bastille eingeliefert.
Auch Guiche wollte der König nicht wiedersehen, trotz aller Rücksicht auf den Marschall Grammont, trotzdem Guiche sein Jugendfreund gewesen war. Im Augenblick seiner Rückkehr aus Polen, im Mai des gleichen Jahres, wurde dem Grafen der Befehl seiner Verbannung nach Holland zugestellt.
Louise erfuhr mit Schrecken von des Königs unerbittlicher Strenge. Umso schmerzlicher traf sie sein Gericht, da sie wusste, er richtete an allen dreien die Übel, die sie ihr zugefügt!
Wenige Monate nach diesen Ereignissen traf Louise ein neuer bitterer Schmerz. Sie musste auch ihren zweiten Sohn hergeben. Der kleine Philippe starb im zartesten Alter, wie sein Bruder Charles gestorben war. Sie weinte am Halse des Königs.
„Es ist meine Schuld”, klagte sie. „Eine Mutter gehört zu ihren Kindern. Mutterlose Kinder nimmt der Himmel zu sich, auf dass es ihnen bei Gott besser als auf Erden ergehe! Wir sollten keine Kinder haben!”
Er tröstete sie mit der neuen Hoffnung, die sie unter dem Herzen trug.
„Meine liebe kleine Louise, ich fühle es, dieses Kind wird der Himmel erhalten.”
Und er nahm das geliebte Weib leidenschaftlich an sein Herz und küsste die Tränen aus den zärtlichen blauen Augen, die schon so viel um ihn geweint hatten. Da lächelte sie und küsste ihn wieder. An seinen Umarmungen fühlte sie, er liebte sie noch ebenso heiß wie je, und solange sie seine Liebe besaß, gab es kein wirkliches Unglück auf der Welt.
Er hatte sie auf den Schoß genommen und , wie er es so gern tat, ihr goldenes Haar gelöst. Er lehnte seine Wange an die ihre, und ohne mit einem Wort Schweres und Schmerzliches zu berühren, erzählte er ihr, was sich Heiteres und Harmloses begeben hatte.
„Weißt du, kleine Louise, dass wir ins Théâtre Bourgogne gehen müssen, wenn wir die du Parc in Racines ,Alexandre' sehen wollen?”
Louise, die seinem guten Willen dankbar war, ihre trüben Gedanken abzulenken, fragte erstaunt: „Die du Parc im Bourgogn?”
Der König lachte und zauste ihre Locken.
„Ja, meine kleine Louise, beim Theater ist nichts unmöglich. Heute Mittag war Molière bei mir — aufgelöst vor Zorn und Wut — mit offenem Habit, ohne Perücke — ich möchte sagen, wie Gott ihn erschaffen hat. Auf den letzten Proben schon, heute aber in hellem Aufruhr, hat die du Parc rebelliert. Molières Auffassung wäre nicht die ihre. Die Herrschaften scheinen sich die ausgesuchtesten Grobheiten an den Kopf geworfen zu haben. Schade, dass man nicht dabei war. Racine hat seiner Leidenschaft gefolgt und sich auf die Seite der du Parc gestellt.
Ein Wort hat das andere gegeben. Schließlich ist die du Parc, ihre Rolle in der Hand, wutschnaubend von der Probe gelaufen, aber nicht nach Hause, sondern — ins Bourgogne, wo sie sich mit Racines Bewilligung samt seinem ,Alexandre' zur Verfügung stellt. Du kannst dir denken, dass man Dichter und Schauspielerin mit offenen Armen empfangen hat. Der arme Molière ist der Blamierte. er rauft sich die Haare und schwört, nie wieder ein Stück von Racine zu geben, was ich ihm keinen Augenblick verdenken kann, nachdem er den Ausreißer für die moderne Bühne erzogen und ,Alexandre nicht nur einstudiert, sondern auch bereits bezahlt hat.”
„Armer Molière.”
„Soweit es in meiner Macht steht, bin ich ihm zu Hilfe gekommen. Ich habe dekretiert, dass ,Alexandre auch ohne die du Parc am Palais Royal zur Aufführung kommt. Meinetwegen mögen es beide Bühnen geben. Schade nur, dass Molière und Racine nun Todfeinde sind! Mutmaßlich zu Boileaus Entzücken. Umso ungenierter kann er seinen geliebten Racine in den Himmel heben und Corneille beschimpfen.”
„Viel geholfen hat es ihm nicht”, warf Louise ein. „,Attila` hat seine Zugkraft bis heute noch nicht verloren.”
Dann sprachen sie von Versailles und dem nahen Aufbruch in des Königs Paradies; sie sprachen davon, dass keine der Königinnen den Sommeraufenthalt in Versailles nehmen werde. Schüchtern fragte Louise, die so viel als möglich jede Aussprache über Marie Thérèse vermied, nach dem Befinden der Königin.
„Sie verwindet den Tod König Philipps nicht!”
„Es mag ein selten inniges Verhältnis zwischen Vater und Tochter gewesen sein! Ihre Majestät sprach in früheren Jahren öfter zu mir davon”,
Weitere Kostenlose Bücher