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Die Geliebte des Trompeters

Titel: Die Geliebte des Trompeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Jaskulla
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erleichterten Lächeln die Gangway zu einem Flugzeug hinaufstiegen, die
Boyfriends
und demnächst
Husbands
vorweg, die Mädchen mit einem Blumenstrauß in den Händen hinterher.
Aufbruch in eine ungewisse Zukunft?,
fragte der
Tagesspiegel
– immerhin ein Aufbruch, dachte Ricky jetzt und konnte sich plötzlich vorstellen, dass auch mit dem halbwüchsigen Jungen an ihrer Seite so etwas möglich wäre. Jedenfalls nicht undenkbar. Moni hatte damals ihre Hand mit dem Brot darin sinken lassen. Etwas Belag bröckelte heraus. Moni kümmerte sich nicht darum. Hier war nichts zu holen, lautete ihre stumme Botschaft. Sie biss herzhaft in ihr Brot. Ein Geruch nach |145| Leberwurst machte sich breit, echte Leberwurst, das hatte Ricky sofort gerochen. Auch ein Zeichen von Hoffnung.
     
    Der Junge sprang auf. Er rief nach Dick, und sie drehten bei. Die Segel wurden eingeholt, und dicht bei der kleinen Insel setzten sie den Anker. Das Boot drehte sich langsam in den Wind, dann war es still. Ohne viel Federlesens verzogen sich Dick und Moni in die kleine Kajüte. Sie war so niedrig, dass man nicht einmal stehen konnte, aber Stehen hatten die beiden auch nicht im Sinn.
    Ricky und Chet schauten sich an, plötzlich verlegen. Jetzt, da das Boot still lag, brannte die Sonne auf der Haut. Ricky trug wieder ihr Turnleibchen, die kurze Hose, Chet war nackt bis auf seine Badehose. Er beugte sich über Bord, um die Wassertemperatur zu prüfen. Er wandte sich zu ihr um, strahlte:
Come on, girl!
    Sollte sie ihm sagen, dass sie nicht schwimmen konnte? Da war er schon über Bord. Sie hörte ein Platschen, ein Prusten und Strampeln und wieder:
Come on, girl!
Da streifte sie ihr Leibchen über den Kopf, warf es auf die Bank, dann ließ sie sich zögernd über die Bordwand hinab, klammerte sich am Boot fest. Erleichtert sah sie, dass Chet stehen konnte. Das Wasser war hier nicht einmal brusttief, und der Grund des Sees war deutlich zu erkennen. Klares, laues Wasser und unter ihren Füßen feiner Sand. Ihre Zehen bohrten sich hinein. Unsicher machte Ricky ein paar Schritte. Sie spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam.
    Come on!
Chet ließ sich rücklings in Wasser fallen, machte eine Rolle, tauchte wieder auf und schwamm prustend um sie herum.
What’s up, girl? Come on!
Er wunderte sich. Er feuerte sie an, wie immer, wenn er rief, eine Hand zum Schalltrichter vor den Mund gelegt, als schämte er sich gleichzeitig dafür, dass er laut wurde.
Come on!
Chet war sichtlich ungeduldig. |146| Er konnte sich offenbar nicht vorstellen, dass ein halbwegs erwachsenes Mädchen nicht schwimmen konnte. Ricky machte ein paar ungeschickte Bewegungen mit den Armen und ließ sich ein wenig tiefer ins Wasser sinken. Aber sie konnte Chet nicht täuschen. Der war stehen geblieben. Der schaute sich ihr Manöver eine Weile an, dann kam er zu ihr.
     
    Sie sahen aus wie ein langes, träges Tier, das entspannt seine Bahn zieht. Chet hatte sich auf den Rücken gelegt und das Mädchen rückwärts über sich gezogen. Ihren rechten Arm, der angewinkelt war, hielt er über ihrer Brust fest, mit der Linken machte er kräftige Schwimmzüge und hieß sie, das Gleiche zu tun. Es war ein nicht sehr ausbalanciertes Tier, es konnte hauptsächlich im Kreis schwimmen, aber das machte nichts. Das große Menschentier umkreiste das dümpelnde, weiße Schiffstier. Aus dem Schiffstier ächzte und stöhnte es gelegentlich, aber das schwimmende Tier war ganz still. Ricky hielt ihre Augen halb geschlossen. Sie blinzelte in die Sonne. In ihrem Rücken spürte sie weich das Geschlecht des Jungen, spürte, wie sich sein flacher Bauch hob und senkte. Manchmal schwappte ein wenig Wasser in ihr Gesicht. Es machte ihr nichts aus. Sie hatte keine Angst. Sie trieben dahin. Sie würden sich verlieren in der Weite des Sees. Sie würden in die Flussmündung gesogen und von dort weit, weit bis ins Meer. Ricky schwamm. Es sollte nie aufhören.
     
    Hinterher, als Chet und Dick das Boot wieder abgegeben hatten, machten sie ein Picknick. Ricky packte die mitgebrachten Sachen aus, stolz, dass sie etwas beitragen konnte: Sogar Roastbeef war dabei, das ihr Vater irgendwo organisiert hatte. Chet schaute lange auf den Imbiss, sagte aber nichts. Er und Dick hatten einige Dosen Beef dabei, eine gelbliche, harte Masse dazu, die sie
Polenta
nannten und die Ricky hinterher |147| schlimmes Bauchweh machen sollte. Aber sie schmeckte gut. Nahrhaft und salzig. Und als der schlimmste Hunger gestillt war, dösten sie alle ein

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