Die Geliebte des Zeitreisenden
als die Kanone heißlief, schwang Angst in ihren Stimmen mit. »Sir, der Boden ...«
»Passen Sie auf, General!«
Plötzlich kreischte Brennon auf. »Helft mir! Das ist ein Befehl!«
»Das geht nicht, Sir. Die Steine sind zu heiß.«
Brennon fluchte.
»Geht zurück, oder ihr werdet verbrennen!«, rief ein anderer Soldat. »Wir können ihn nicht mehr retten.«
Brennons Schreie des Entsetzens und der Qualen hallten von den Wänden wider.
Die Männer zogen sich zurück. Ihre Stimmen waren von Ehrfurcht erfüllt. »Was um alles im Universum...«
»Heilige Göttin!«
»Raus! Raus hier! Los, raus hier!«
Die uralten Motoren summten; die Laute steigerten sich zu einem hohen Heulen. Jaylon schluchzte und hielt sich an Cael fest. Sein kleiner Körper zitterte.
Sanft sagte sie: »Alles wird gut. Bald sind wir in Sicherheit.«
»Wir sind nirgendwo in Sicherheit.« Jaylon schloss die Augen.
Lucan hatte sein Schiff verloren. Er hatte den Gral verloren. Nie zuvor hatte sein Gesicht so dunkel und grimmig ausgesehen, aber seine Stimme klang ganz ruhig, als er flüsterte: »Wohin fliegen wir?«
»Irgendwohin, wo es sicher ist.«
»Nicht ohne den Gral.«
»Dazu ist es zu spät.«
Er hob die Arme und wollte die Mündung packen. Aber nicht einmal Lucan war groß genug dazu.
»Es ist alles in Ordnung. Du brauchst den Gral nicht mehr.«
»Warum nicht?« Er sah auf sie herunter und zog verwirrt die Stirn kraus.
»Weil du mich hast.« Sie schenkte ihm ein geheimnisvolles Lächeln. Und dann schoss die Kanne sie geradewegs ins Weltall.
~ 27 ~
Das Leben wird durch den Fluss jener subtilen Energie erhalten, die Liebe genannt wird. Die Hohepriesterin von Avalon
Im einen Augenblick befanden sich Lucan, Cael, Jaylon, Rion und Merlin noch in der Kanone, und im nächsten kullerten sie bereits über eine Rasenfläche. Lucan hatte versucht, die Gewalt von Caels Auftreffen zu dämpfen, und Rion hatte sich um Jaylon gekümmert. Lucan war mit dem Rücken auf einem Hügel gelandet, und Cael lag auf ihm. Merlin schlug mit den Flügeln und stieg in den grauen, verhangenen Himmel hoch, der nach Regen roch. Die Eule ließ sich auf einem Steinkreis nieder, dessen hohe Säulen zum Teil durch Querträger miteinander verbunden waren.
Cael spürte das Erstaunen der Menschenmenge über ihr plötzliches Erscheinen inmitten dieser gewaltigen Steinformation. Die grauhaarigen Leute trugen eine Kleidung, die sie nicht kannte, und sie bedienten sich einer Sprache, die sie nicht verstand.
»Stonehenge!« Lucan grinste, und an seinem Lächeln las sie ab, dass die Kanone sie an das richtige Ziel gebracht hatte, noch bevor Lucan sagte: »Willkommen auf der Erde.«
Neben ihnen sprang Jaylon mit der Begeisterung der Jugend auf die Beine, und zu Caels Überraschung richteten die Erdenmenschen kleine viereckige Kästchen auf ihn. Die dort herausschießenden Blitze blendeten sie kurz.
»Feuern sie auf Jaylon?«, fragte sie unsicher, denn sie spürte keinerlei Feindseligkeit.
»Er ist nicht in Gefahr.« Lucan kicherte und wand sich unter ihr hervor. »Sie fotografieren ihn bloß.«
»Warum das?«
»Auf diesem Planeten hat seit mehreren Jahrzehnten keiner mehr ein Kind gesehen.«
Cael sah die Fotografen an und spürte die Erregung und Hoffnung der Menge. »Ich verstehe nicht, was sie sagen.«
Rion und Jaylon traten zu ihnen. Rion zog ein winziges Gerät aus der Hemdtasche. »Dies hier ist ein Universalübersetzer.« Er drückte ihr den Chip in den Unterarm, wo er sofort unter der Haut verschwand.
Sie erwartete noch den Schmerz, verspürte aber nicht einmal einen Stich. »Danke.«
»Wenn Ihr jetzt noch einen Moment wartet, könnt Ihr die Eingeborenen verstehen und genauso reden wie sie.« Rion gab Jaylon ebenfalls einen Chip, der mit weit aufgerissenen Augen dastand und offensichtlich überwältigt war. Wenigstens schluchzte er nicht mehr.
Cael ergriff seine Hand. »Wir sind in Sicherheit.«
»Ja, das sind wir.« Lucan lieh sich ein Mobiltelefon und rief Vivianne Blackstone an - die Frau, die seine Mission bezahlt hatte. Offenbar hatte sie eine Geschäftsreise unternommen und befand sich nun gerade auf dem Rückweg. Doch sie sorgte immerhin dafür, dass ein Fahrzeug zu ihnen geschickt wurde, das sie zu ihrem Haus in London bringen sollte. Während der Fahrt presste Jaylon die Nase gegen die Scheibe, und Cael war genauso neugierig, einen ersten Blick auf Lucans Welt zu erhaschen. Die Gebäude der Stadt waren zwar beeindruckend und die Gerüche
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