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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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fühlte. Mit tränenden Augen betrachtete er ihren Mund und beugte sich tief zu ihr herab, bis sein vollkommenes Gesicht ganz nahe bei dem ihren war. Es war verrückt, wie sehr sie sich in diesem Moment wünschte, er möge sie küssen. Und dann, für einen allzu kurzen Augenblick, drückte er tatsächlich seine Lippen auf die ihren.
    Ihr erster Kuss. Sie war schmutzig, sie stank, und sie hatte große Angst. Und dennoch genoss sie dieses süße Gefühl zutiefst. Ihre Lippen hießen den Druck willkommen, und als er sich zurückzog, sehnte sie sich nach mehr.
    Er grinste. »Viel Glück, Prinzessin.«
    »Priesterin«, berichtigte sie ihn sofort, aber sie bezweifelte, dass er sie hatte hören können.
    Bevor er die Klappe des Müllschluckers wieder schloss, stieß er sie so mit den Fußspitzen an, dass sie langsam nach unten rutschte. Hier war es so finster, dass nicht einmal ihre scharfen Augen das geringste Licht zu erkennen vermochten. Die Fahrt wurde immer schneller, und die Reibungshitze wärmte ihre Schenkel, die Rückseiten ihrer Waden und auch ihren Po. Gerade als die Hitze unangenehm wurde, brach sie mit den Füßen durch eine Klappe und schwebte frei in der Luft.

 
    ~ 4 ~
    Fürchtet vor allem die Verräter, denn sie schleichen in der Finsternis umher, zünden die Städte an, verwüsten die Herzen und stehlen die Seelen der Menschen. Arthur Pendragon
    Lucan wollte warten, bis er sicher sein konnte, dass Cael nicht mehr in dem Müllschlucker steckte. Die Decke über ihm wölbte sich bereits. Feuerzungen schössen über den Boden. Aufgrund seines größeren Gewichts würde er schneller fallen, aber er durfte jetzt nicht noch länger warten. So sprang er in den Müllschlucker, als das Feuer schon fast seinen Rücken erreicht hatte. Er schloss die Klappe und überließ alles andere der Schwerkraft. Sprang er vom Feuer ins Inferno? Würde er inmitten eines lodernden Scheiterhaufens landen? Würde Cael dort auf ihn warten, oder hatte sie sich bei dem Fall verletzt?
    Wenn dies seine letzten Momente waren, dann wollte er wenigstens mit der Erinnerung an ihre Lippen auf den seinen sterben. Doch mehr noch wollte er weiterleben, schon um sie erneut küssen zu können. So glitt er durch den schwarzen Schacht und wurde dabei immer schneller.
    Er rutschte in die Tiefe, die Reibung erhitzte sein Fleisch, er spreizte die Beine und presste die Sohlen seiner Stiefel gegen die Schachtwände, um etwas langsamer zu werden. Es ergab keinen Sinn, das Feuer zu überleben, nur um sich am Ende des Schachtes dann alle Knochen zu brechen.
    Plötzlich endete das schmutzige Metall um ihn herum, und er fiel in die Freiheit und Schwärze hinein. Er ruderte mit den Armen und versuchte sich in der Finsternis an irgendetwas festzuhalten, während sich ihm der Magen umdrehte. Er musste seinen Fall abbremsen. Doch seine Finger griffen nach nichts als Luft.
    Der freie Fall endete in einem Aufschlag auf dem Rücken, der ihm die Luft aus der Lunge presste. Etwas Hartes traf seine Schulter. Klebrig und faulig rann es seinen Hals herab.
    »Lucan?« Caels Stimme holte ihn aus einer gefährlichen Bewusstlosigkeit zurück.
    Aber er konnte noch nicht antworten. Nicht solange ihm schwindlig war und er keine Luft bekam. In der Dunkelheit tastete er nach Cael, fühlte aber nur Plastiksäcke. Noch mehr Abfall.
    »Lucan?«, rief sie erneut. »Sag mir, dass du unverletzt bist. Verdammt, rede mit mir.«
    Schließlich entspannten sich seine Brustmuskeln, und endlich konnte er die dringend benötigte Luft holen. Der Gestank überwältigte ihn beinahe, aber es gelang ihm zu flüstern: »Ich bin hier.«
    Sie fand ihn in der Finsternis. Ihre Hände berührten ihn an der Schulter. »Bist du verletzt?«
    »Es geht mir gut.« Er schüttelte seine Benommenheit ab. Sie hatte denselben Weg genommen wie er und dieselbe harte Landung erlitten. Warum hatte ihr das nichts ausgemacht?
    »Du klingst nicht so gut.«
    »Alles in Ordnung«, sagte er, biss die Zähne zusammen und kämpfte sich auf die Beine, was in dem schwankenden Müll kein leichtes Unterfangen war. »Aber du klingst so frisch, als wärest du gerade erst aus dem Bett gefallen.«
    Auf diese Anspielung erwiderte sie nichts. Wie üblich redete sie nicht über sich selbst und brachte das Gespräch sofort auf ihn zurück. Besorgnis ließ ihre Stimme schwer werden. »Du blutest am Hals.«
    »Das sind nur Kratzer.« Automatisch versuchte er, die Brille auf der Nase zurechtzurücken. Aber er hatte sie während des Falls

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