Die Geliebte des Zeitreisenden
verloren.
»Hier.« Sie drückte sie ihm in die Hand.
»Danke.« Er setzte sie auf, konnte in der Schwärze aber noch immer nichts erkennen. »Wo sind wir?«
»Ich bin mir nicht sicher. Da es hier keine Fenster gibt, vermute ich, dass wir uns im Kellergeschoss befinden.«
Seine Augen tränten, als sie etwas zu erkennen versuchten. Doch allmählich gewöhnten sie sich an die Dunkelheit, und schließlich bemerkte er einige hellere Flecke in der tintenartigen Schwärze. »Komm, wir suchen die Umgebung ab. Vielleicht haben wir Glück und finden eine Tür.«
Sie stand auf, aber ein Müllsack platzte unter ihren Füßen, und er hörte, wie ihr Körper auf das Plastik fiel. Sie keuchte nicht auf und beklagte sich auch nicht - nicht einmal über den Fäulnisgestank. »Vielleicht sollten wir lieber kriechen?«
»Gute Idee.« Er lauschte auf ihre Bewegungen und griff in die Richtung, in der er ihre Beine vermutete. »Ich halte mich an dir fest, damit wir zusammenbleiben.«
»Hier entlang.« Sie kroch über die Säcke. Einige waren noch geschlossen hier unten gelandet, aber viele waren auch aufgeplatzt. Er betete, dass sie sich nicht durch verseuchte Chemikalien bewegten.
Dann riss er sich zusammen und bewegte sich vorwärts. Nach scheinbar endlosem Kriechen hielt Cael an. »Ich bin auf die Wand gestoßen.«
»Ist noch immer Müll unter dir?«
»Ja. Offenbar stellt die ganze Etage eine einzige riesige
Abfalltonne dar.« Sie klang eher müde als verängstigt. »Hier gibt es keinen Weg hinaus.«
Er weigerte sich, das zu glauben. »Es gibt immer einen Weg.«
Lange Zeit krochen sie am Rande des Raumes entlang. Schließlich sackte Lucan erhitzt, durstig und müde an der Wand zusammen. Er würde nicht aufgeben. Er war doch nicht schon so weit gekommen, bloß um dann in einem Müllhaufen zu sterben.
»Wird es hier drinnen nicht immer wärmer?«, fragte sie mit Besorgnis in der Stimme.
Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn. »Wir brauchen nur eine Atempause.«
»Es heizt sich wirklich auf.«
Lucan bemerkte, dass es nicht mehr so dunkel war wie zuvor. Ein schwaches rotes Glimmern drang aus dem Müll hinauf. Oje. »Das ist die Müllverbrennungsanlage.«
»Und wir werden mit verbrannt?«
Inzwischen war er schweißnass. In den letzten Sekunden musste die Temperatur um mindestens zwanzig Grad gestiegen sein.
Er riss einige Müllsäcke auf. »Wir müssen etwas Schweres oder Spitzes finden, womit wir die Wand aufstemmen können.«
Schweiß tropfte von seinem Körper. Die Lippen waren völlig ausgetrocknet und rissen schon auf. Seine Kraft tropfte genauso aus ihm heraus wie seine Körpersäfte. Er warf den Müll beiseite, tastete nach etwas, nach irgendetwas, das er gebrauchen konnte, um hier herauszukommen.
Cael fluchte und betete leise zur Göttin.
Er durfte sie doch nicht sterben lassen.
Es war so heiß. Ihnen bleib keine Zeit mehr, sich den
Weg heraus zu stemmen. Er griff nach Cael. Sein Arm gehorchte ihm kaum mehr. »Tut mir... leid.«
Er konnte Cael nicht retten.
Er konnte den Gral nicht mit nach Hause nehmen.
Es tat ihm leid. So ... leid.
Lucan brach zusammen. Er hörte ein fernes Krachen. Ein Brüllen. Feuer schoss durch die Wand. Hatte es sie geschmolzen? Er schien zu halluzinieren.
Als ob das alles noch nicht seltsam genug wäre, wurde er plötzlich hochgehoben und durch die Luft geworfen.
Lucan erwachte langsam. Warum war er so benommen? Wo befand er sich? Sein Kopf ruhte in einem geschmeidigen Schoß, zarte Finger liebkosten seine Stirn, und durch seinen Körper strömte eine warme Mattigkeit.
Lucan wusste nicht, was geschehen oder wie viel Zeit vergangen sein mochte. Er öffnete die Augen.
»Willkommen.«
War er jetzt gestorben und in den Himmel aufgestiegen? Träumte er? Hockte da ein blonder Engel mit violetten Augen über ihm?
Engel hatten aber doch keine Schmutzflecken auf den Wangen, oder? Halb wach hob er den Arm und wischte Cael den Dreck aus dem Gesicht. Ihre Haut war glatt, seidig, weich, und er bemerkte, dass er immer wieder dieselbe Stelle streichelte, obwohl der Schmutz bereits verschwunden war.
Ihre Blicke ruhten ineinander.
Cael errötete, entzog sich seiner Berührung und goss ihm Wasser zwischen die Lippen. Er schluckte, und seine Augen suchten nach den ihren. Caels Pupillen waren zu einem goldenen Inferno geworden, umrundet von einer dunkel purpurnen Iris, die nicht mehr sehr menschlich aussah.
Sein Blick wandte sich von ihr ab und fiel auf den
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