Die Geliebte des Zeitreisenden
fragte sie.
»Keine Ahnung.« Lucan hustete noch immer. Er packte den Griff des Messers und wollte es herausziehen.
Cael legte ihre Hand auf die seine. »Lass es. Er hat schon zu viel Blut verloren... es hat keinen Sinn mehr.«
»In dem Rauch...« Lucans Worte waren kaum mehr als ein harsches Krächzen. Er hatte zu viel von den Dünsten eingeatmet. Schweiß ergoss sich über sein Gesicht, Rußschlieren schwärzten seine Stirn. »... habe ich das Messer nicht gesehen. Ich hätte es wissen müssen... Vielleicht hätte ich die Blutung stillen können.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du hast getan, was du konntest. Hast du die anderen gesehen?«
Nun war es Lucan, der den Kopf schüttelte. »Es wird immer heißer. Wir müssen schnell von hier verschwinden.«
Sie schloss Shaws Augen und stand auf. In ihrer Kehle brannte es. Sie hatte dem Wissenschaftler zwar nicht sehr nahegestanden, doch er war immerhin ein guter Vorgesetzter gewesen. Ein anständiger Mensch.
Lucans Wut verstärkte ihre eigenen Sorgen, bis sie sich fühlte, als werde sie in ihrer Verzweiflung ertrinken. Sie musste unbedingt wieder die Kontrolle über sich erlangen. Jetzt durften ihre empathischen Sinne auf keinen Fall die Oberherrschaft über ihren Verstand gewinnen.
Lucan bückte sich und wollte den Leichnam aufheben. Sie blockierte seine Gefühle, während sie ihre eigenen in die Ecke trieb und einsperrte - und hielt ihn zurück. »Wir müssen gehen. Und zwar sofort. Shaw würde nicht wollen, dass wir hier mit ihm sterben.«
Langsam richtete sich Lucan wieder auf und unterdrückte seine Trauer. »Du hast recht.«
Sie betete, dass nicht noch andere Wissenschaftler in dem Labor gefangen waren, und machte sich auf den Rückweg. Schon war es im Korridor unangenehm heiß geworden.
Doch sie nahm sich die Zeit, die Papiere einzusammeln, die aus Shaws Laborkittel gefallen waren, und stopfte sie sich in die Tasche. War der Mann vielleicht bei dem Versuch gestorben, diese Unterlagen in Sicherheit zu bringen?
So viele Fragen bestürmten sie, doch das Feuer breitete sich rasch weiter aus, und der Boden vor der Tür fing Feuer. Sie ergriff Lucans Hand. »Weg von hier, schnell!«
Sie rannten auf den Ausgang zu, während Explosionen um sie herum donnerten. Entzündliche Chemikalien waren heiß geworden und sprengten ihre Behälter. Wenn Cael und Lucan hier nicht bald herauskamen, würden sie sterben.
Obwohl sein Atem rasselnd ging, hielt Lucan mit, als Cael auf die Tür zu rannte. Er stolperte, fing sich jedoch sofort wieder. Sie versuchte in die Richtung zu laufen, aus der sie gekommen waren, doch Rauch und Flammen blockierten den Weg, und so war sie gezwungen, eine andere Richtung einzuschlagen.
»Wir müssen erst aus dem Gebäude herausfinden und uns dann verstecken, so lange, bis wir uns darüber klar sind, was wir tun sollen.« Lucans heisere Stimme wurde durch den Rauch gedämpft.
Es würde nicht leicht sein, sich auf diesem Mond zu verstecken. Jeder hier kannte ihr Gesicht.
Alles zu seiner Zeit.
Rechts hinter ihr flackerte das Feuer auf und sandte höllische Funken bis zu der versengten Decke. Automatisch bog sie nach links in einen weiteren Gang ein, doch der brennende Schutt einer - hier schon eingestürzten - Decke blockierte den Weg. Als sie plötzlich stehen blieb, stieß Lucan mit ihr zusammen und hielt sie an der Hüfte fest, damit sie nicht fiel. »Entschuldigung.«
Sie konnten sich weder nach rechts noch nach links wenden. Die Korridore brannten lichterloh. Feuriger Schutt regnete auf den Boden. Cael hob die Stimme, um über dem Knistern des Feuers noch hörbar zu sein. »Wir müssen zurücklaufen.«
Hinter ihnen wogte das Feuer auf sie zu. Cael versuchte neben sich eine Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Es gab keine Fluchtmöglichkeit, keinen offenen Raum, wo sie sich in eine Gestalt verwandeln konnte, die in der Lage war, sie zu retten; also bereitete sie sich auf das Sterben vor. Sie betete darum, dass es schnell ging.
Neben ihr ertönte ein gewaltiges Krachen. Lucan hatte die verschlossene Tür aufgetreten. Er zerrte sie in den Raum dahinter und schlug die Tür zu, während der Sog des Feuers an ihnen vorbeiheulte.
Sie keuchte und atmete den Gestank von altem Abfall und Reinigungsmitteln ein. In der Dunkelheit erkannte sie Regale, Besen, Aufnehmer, Eimer und Farbdosen.
Sie suchte nach einem Ausgang, sah aber keinen. Es war durchaus möglich, dass die Tür den einzigen Zugang zu diesem Raum bildete. Hatten sie das
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