Die Geliebte des Zeitreisenden
Müllverbrennungsraum. Die Wand aus Betonziegeln war nur noch Schutt, Unrat glühte in den Ruinen. Wie hatten sie überlebt? Hatte ihn der Stoß durch die Wand und aus dem Abfallhaufen herauskatapultiert? War das der Grund für seine Ohnmacht?
Obwohl er ihr Glück nicht infrage stellen wollte, zog er doch die Stirn kraus. Was hatte diese Explosion genau in der Minute verursacht, als sie unbedingt entkommen mussten? Das schien ihm ein allzu großer Zufall zu sein.
Cael hatte in einem becherartigen Plastikstück Wasser aus einer Quelle in der Nähe geholt. Er trank noch mehr und sah sich um. »Was ist passiert?«
Ihr Hals war dunkel vor Ruß; sie trug nun ihr zerrissenes, schmutzig rosafarbenes Hemd mit dem Rücken nach vorn. Als sie sich umdrehte, um mehr Wasser zu holen, sah er, dass ihre Hemdtasche, in der sich Shaws Papiere befunden hatten, weggebrannt war. Die Aufzeichnungen waren verloren gegangen. Als er das klaffende Loch im Stoff sah, begriff er auch, dass Gründe des Anstands es erforderlich gemacht hatten, ihr Hemd andersherum anzuziehen.
Er hätte lieber nicht hinsehen sollen. Verdammt, sie hatte einen ziemlich erregenden Rücken. Die Rundungen ihrer Schulterblätter lockten ihn. Und die verführerischen purpurnen Abzeichen entlang ihres Rückgrats riefen den Wunsch in ihm hervor, sie mit der Zunge zu erkunden. War es eine Tätowierung? Stellte sie vielleicht eine Schlingpflanze dar?
Cael blickte von der zerstörten Wand zu ihm hinüber, hob das Kinn und reckte die Schultern, fast so, als wollte sie sich gegen einen erwarteten Angriff wappnen. »Ich habe die Wand aufgebrochen.«
Sie war durch die Wand gebrochen? Womit? »Du bist..,«
»Wer bist du?«, fragte sie mit großer Neugier im Blick. »Warum weißt du nicht, wer ich bin?«
Ihre erste Frage fuhr ihm durch Mark und Bein, und er zog es vor, sie nicht zu beantworten. Er musste seine Worte mit Bedacht wählen. »Ich weiß, dass du die Hohepriesterin bist.« Er stieß einen Seufzer der Enttäuschung aus. »Aber mehr weiß ich nicht. Ich kann schließlich nicht in die Bibliothek gehen und alles über dich nachschlagen.«
»Meine Privatsphäre wird durch das Gesetz geschützt.« Unruhig wand sie sich, und da wusste er, dass sie etwas vor ihm verbarg.
In ihrem Gesicht suchte er nach Antworten. »Was willst du mir nicht sagen?«
»Ich... es ist verboten, über mich zu sprechen oder zu schreiben, ohne vorher die besondere Erlaubnis der Regierung eingeholt zu haben.«
Kein Wunder, dass seine Nachforschungen nicht einmal an der Oberfläche gekratzt hatten, soweit es um die Hohepriesterin gegangen war.
Vielleicht würde sie sein Unwissen der Verwirrung über die Explosion zuschreiben. Sein Blick wanderte zu dem gigantischen Loch, das sie gesprengt hatte, und er hob eine versengte Braue. »Wie bist du durch die Wand gebrochen?«
Unbehagen flackerte in ihren Augen. »Ich höre, wie Maschinen über uns kreisen. Vielleicht sind sie auf der Jagd nach uns. Wir müssen sofort von hier verschwinden.« Sie deutete auf die Fahrzeuge, die in der Garage geparkt waren. »Leider sind die Gleiter alle verschlossen.«
Er erhob sich, stand auf zitternden Beinen und sparte sich seine Fragen für später auf. Außerdem verbannte er den befremdlichen Anblick ihrer purpurfarbenen Iris und ihres schlanken Rückens mit den bezaubernden Rundungen und der erregenden Rankentätowierung in den hintersten Teil seiner Gedanken. Von dieser Erinnerung würde er später noch zehren - zusammen mit der an ihren kurzen, aber erregenden Kuss. Jetzt musste er sie hier erst einmal herausbringen. Er ging in die Hocke und öffnete den Absatz seines Stiefels. Das dort versteckte Werkzeug und der Überbrückerkontakt hatten ihm schon oft geholfen.
Er stolperte zum nächsten Gleiter, einer Maschine, die die Dragonier zum Transport einsetzten, und schlug mit seinem Werkzeug gegen das Schloss. Nach einem hörbaren Klicken öffnete er die Tür.
Mit einem Seufzen glitt Cael auf den Passagiersitz. »Ich habe noch nie etwas gestohlen.«
»Wir stehlen auch nichts, sondern leihen uns nur etwas aus.« Er setzte sich hinter die Kontrollanzeigen, startete den Motor und grinste. »Dieses Ding hat eine Menge Saft.«
»Versuch, es nicht zu Schrott zu fliegen.«
Aus der Musikanlage wählte er die dragonische Entsprechung von Rock und Pop und grinste noch breiter. »Ich bin ein sehr guter Fahrer. In der letzten Woche habe ich es mit nur drei oder vier Blechschäden durch die halbe Stadt
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