Die Geliebte des Zeitreisenden
hingegeben. Wenn das bei ihm anders gewesen war, so war er nicht der Mann, den sie in ihm gesehen hatte.
»Ich will dich nicht zurückstoßen«, fügte er hastig hinzu. »Ich möchte damit nur sagen, dass ... deine Erwartungen andere sind als meine.«
Nun erbebte sie am ganzen Körper. Sie konnte sich kaum noch zusammenreißen. »Du sagst, dass du keine Bindung mit mir eingehen willst?«
»Ich sage, dass ich keine Bindung eingehen kann. Nicht jetzt jedenfalls.«
»Wenn du bloß entspannenden Sex haben willst« - sie warf ihm diese hässlichen Worte ins Gesicht, während sie sich wunderte, wie sie einen so gewaltigen Fehler hatte machen können - »dann musst du dir aber eine andere Frau suchen.« Ihre Stimme war so angespannt, dass sie vor Wut zitterte.
Er nickte ernst; sein Gesicht schien wie aus Stein gemeißelt. »Ich verstehe.«
»Das wäre es also.« Diese Endgültigkeit machte sie wütend, schwach und einsam. Wieder einmal.
Sie hatte geglaubt, er begehre sie. Sie hatte sein Drängen gespürt, seinen Hunger, und hatte daraus geschlossen, dass er dasselbe spürte und wollte wie sie. Offenbar hatte sie sich aber in ihm geirrt. Sie wusste nichts über Beziehungen. Er hatte nicht sie gewollt, sondern nur ihren Körper - also eine reine körperliche Befriedigung. Während ihres Drachenwandeins hatte sie die Verbindung zu seinem Geist gespürt. Aber sie hatte Lust und Telepathie irrtümlich für den Beginn von etwas Tieferem gehalten.
Hatte sie nur das gesehen, was sie hatte sehen wollen, oder hegte er wirklich Gefühle für sie, die er nicht eingestand - nicht einmal vor sich selbst? Sie vermutete, dass dies keine Rolle spielte. Sie schlang die Arme um sich und versuchte die Schmerzen zu lindern, die in ihr umherwirbelten. Sie fühlte sich elend, und ihr war, als risse es sie auseinander. Sie hatte immer wie ein gewöhnlicher Mensch behandelt werden wollen. Jetzt wusste sie, wie sich eine gewöhnliche Zurückweisung anfühlte, und sie wollte nur noch heulen.
Aber sie war die Hohepriesterin. Und die Hohepriesterin zeigte es den Menschen nicht, wenn sie verletzt worden war. So wandte sie sich von Lucan ab, und plötzlich läutete ihr Kommunikator. Der Zeitpunkt hätte nicht passender sein können.
Bei dem Klingelton zuckte Lucan zusammen. »Geh nicht dran.«
»Warum nicht?«
»Das Gespräch könnte zu dir zurückverfolgt werden.«
Was für ein seltsamer Gedanke. Cael war über die gesamte neueste Militärtechnologie unterrichtet, und sie hatte noch nie davon gehört, dass man ein Telefongespräch zu Ortungszwecken einsetzen konnte. »Das ist unmöglich.«
Als Lucan ihr nicht widersprach, öffnete sie ihren Kommunikator und war für diese Ablenkung dankbar. »Hallo?«
»Herrin Cael, hier ist Rion.« Der Astrophysiker aus dem Laboratorium - der Mann, der Lucan beim Bau des Lasers geholfen hatte - er lebte also noch!
»Ich bin froh, dass du dem Feuer entkommen konntest.« Erleichterung und die Hoffnung darauf, dass dann auch noch andere mit dem Leben davongekommen sein mochten, erfüllten sie.
»Danke. Ist Lucan bei Euch?«
Sie runzelte die Stirn. Wieso nahm Rion an, dass sie und Lucan zusammen waren? »Ja. Ich stelle den Lautsprecher an.«
»Lucan?« Rions Stimme klang angespannt.
»Ja.«
»Die Ermittler des Militärs machen dich und Herrin Cael für das Feuer verantwortlich.«
Cael sah Lucan an und erwartete, dass er diese Anklage von sich wies. Aber er schüttelte den Kopf und legte den Finger vor die Lippen. Sie überließ ihm das Reden. Zunächst.
»Warum sollten sie uns die Schuld dafür geben?«, fragte Lucan ruhig.
»Ihr wurdet gesehen, wie ihr das Labor kurz vor dem Ausbruch des Feuers zusammen verlassen habt. Alle Türen waren von außen verriegelt, sodass niemand aus dem brennenden Labor fliehen konnte.«
Cael keuchte auf und hielt sich die Hand vor den Mund.
»Nur vier von uns haben überlebt«, sagte Rion. »Ihr beide, ich und Sir Quentin.«
O Göttin! Alle anderen waren tot? Sie blinzelte die Tränen für die Verstorbenen fort. Im Vergleich zu diesen Todesfällen waren ihre persönlichen Enttäuschungen doch ganz unbedeutend. Schließlich war sie die Hohepriesterin. Sie musste über ihre eigenen Gefühle erhaben sein.
»Wie sind Quentin und du hinausgekommen?«, fragte Lucan und kniff die Augen zusammen.
»Das ist unwichtig. Das Militär glaubt, ihr befindet euch in Caels Bergversteck. Wenn das stimmt, so müsst ihr fliehen. Sofort.«
»Wir haben das Feuer nicht gelegt.«
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