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Die Geliebte des Zeitreisenden

Die Geliebte des Zeitreisenden

Titel: Die Geliebte des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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konnte er nun ihre Drachengedanken lesen. Doch er begriff noch immer nicht, warum er mit Cael nun ebenso zu reden vermochte wie mit seiner Schwester zu Hause auf der Erde. Als sich Cael von dem metallischen Dreck erhob und auf die Suche nach Fleisch machte, bemerkten ihre scharfen Augen eine dunkle Masse auf einer Schneewehe.
    Nahrung?
    Keine Nahrung. Nur ein Ast.
    Sie flog weiter; ihre Gedanken waren mit seinen verbunden.
    Da. Ein Jasbit.
    Er beobachtete, wie sie die mächtigen Schwingen faltete und auf ihre Beute niederschoss. Aber er hätte gar nicht in der Lage sein dürfen, sie zu sehen - nicht aus dieser Entfernung jedenfalls.
    Er fragte sich, was hier genau geschah. Wurden sie von irgendeiner Macht manipuliert? Oder war es reiner Zufall, dass sie dieses geistige Band miteinander teilten?
    Sie faltete die Schwingen zusammen, ließ ihren Körper noch stromlinienförmiger werden und glitt auf das Tier hinab, das sie jagte. Sie packte die Beute mit dem Mund und schüttelte sie heftig durch. Aufgrund ihrer geistigen Verbindung hörte er, wie das Genick knackend brach. Cael geriet kaum aus ihrer Flugbahn, spreizte die Schwingen, erwischte einen Aufwind und kreiste zum Nest zurück.
    Mit ihrer Mahlzeit zwischen den massigen Kiefern landete sie auf dem Felsvorsprung, und fasziniert sah er zu, wie sich ihre klauenbewehrten Füße in das Eis auf dem
    Fels bohrten. Sie warf den mächtigen Hals herum und schleuderte das Jasbit, ein sechsbeiniges pelziges Geschöpf von der Größe eines Hirsches, gegen eine Felswand.
    Die Drachin betrachtete ihre Beute, stieß ein mächtiges Brüllen und schließlich einen Flammenschwall aus.
    Wieder wechselte sie die Gestalt, und als der Drache in sich selbst zusammensank, brach die geistige Verbindung ab. Im nächsten Augenblick stand sie wieder nackt vor ihm; das Blut auf ihren Lippen war das einzige Anzeichen für ihren Raubflug.
    Sie zitterte, sah ihn an und hielt dabei den Kopf schräg. Mit erhobener Braue wartete sie darauf, dass er etwas sagte. Ihre Miene schien so menschlich wie die jeder anderen Frau, und sie wirkte auch ebenso verwundbar.
    Lucan hob ihre Robe auf, brachte sie ihr und legte ihr den Stoff über die Schultern. »Jetzt glaube ich an das... Drachenwandeln.«
    »Gut.« Sie kuschelte sich in die Wärme ihres Umhangs. Lucan zog ihn vor der Kälte ganz zu, und dann legte sich ihre Hand auf die seine. Herausfordernd sah sie ihn an. »Konntest du meine Gedanken lesen?«
    »Nicht deine Gedanken. Aber ich habe das bemerkt, was du mir gesendet hast.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Ich hatte schon immer eine telepathische Fähigkeit. Offenbar befinden sich dein Drache und ich auf derselben Wellenlänge.«
    Sie sah ihn fragend an. »Hast du keine Angst, ich könnte dich grillen?«
    Er spürte ihr Bedürfnis nach Beschwichtigung. Und er musste kein Empath sein, um zu bemerken, dass sie sich auf seine Ablehnung einstellte, auch wenn sie das Kinn hob und die Schultern reckte. Für seine Mission wäre es besser, wenn er genau das tat, aber so grausam konnte er nicht sein. Sein erster Instinkt befahl ihm, sie in die Arme zu nehmen und vom großartigen Kopf bis zu den schönen Zehen zu küssen.
    Leichthin sagte er: » Wenn du mich für deine nächste Mahlzeit braten wolltest, dann hättest du mir doch nicht schon zweimal das Leben gerettet.«
    »Das stimmt.« Sie starrte ihn an; in ihren Augen lag noch immer eine drängende Frage. Er hielt ihrem Blick stand und hoffte, dass sie seine Gefühle lesen konnte, die in Verwunderung und Ehrfurcht bestanden. Doch trotz seiner Worte schien sie unsicher zu sein und fragte: »Macht es dir wirklich nichts aus, dass ich eine Drachen- wandlerin bin?«
    »Warum sollte es mir etwas ausmachen?«
    Erleichterung glättete ihre Gesichtszüge, und ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Als ein weiteres Zittern ihren schlanken Körper durchfuhr, deutete er auf den Höhleneingang. »Komm, wir gehen nach drinnen. Bitte.«
    »Aber das Jasbit...«
    »Du hast das Jagen besorgt, und jetzt kümmere ich mich um den Rest.«
    Sie schenkte ihm einen langen, abwägenden Blick. Lucan hielt ihm stand, und langsam stieß sie den angehaltenen Atem aus. Schließlich deutete sie auf einen Vorsprung über dem Höhleneingang. »Sorg bitte dafür, dass Merlin seinen Teil bekommt.«
    »Merlin?« Er blickte auf und sah, dass eine Eule auf sie heruntersah. Der arthurischen Legende zufolge war Merlin der Ratgeber des Königs gewesen. »Hast du eben Merlin gesagt?«
    »Ja.« Sie

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