Die Geliebte des Zeitreisenden
es satt, sich in den Bergen zu verstecken.
Cael steuerte ihren Gleiter auf den grünen, parkähnlichen Platz am See zu und wunderte sich darüber, dass es in Carlane so still war. Wo waren die Bewohner? Ihr eigenes Haus wirkte verlassen, genauso wie der alte Tempel daneben, der genug Platz bot, um sie auch in ihrer Drachengestalt aufzunehmen, falls es nötig war.
Sie flog an ihrer Residenz vorbei und landete neben Niscos frei stehender Garage. Nachdem sie den Motor des Flugzeugs abgestellt hatte, hörte Cael das Dröhnen weiterer Motoren, die ihr aber für private Fahrzeuge zu laut erschienen. Unter diesem unerklärlichen Lärm schlugen ihre Herzen schneller.
Eilig umrundete sie die Garage, als plötzlich einige Militärflieger vom vorderen Garten aus aufstiegen und mit Vollgas auf die Stadtmitte zuschössen. Sorgen bedrückten sie.
Cael umrundete eine Ecke - der Gestank von Blut schlug ihr entgegen. Sie erspähte einen verletzten Mann im Vorgarten. Gute Göttin! Ihr Schwager lag reglos in seinem eigenen Blut.
»Depuck!« Sie eilte über die frisch gemähte Wiese und kniete sich neben ihn. Blut floss aus einer Kopfwunde, die sofort behandelt werden musste, genau wie der tiefe Schnitt an seinem Arm.
Wenn Cael die Blutungen nicht stillte, würde ihr Schwager gewiss sterben. Sie entfernte Depucks Gürtel und machte eine Schlinge für seinen Arm daraus. Während sie die Hand auf die Kopfwunde legte, machte sie sich darüber Sorgen, dass sie ihre Schwester in einem ähnlichen oder sogar noch schlimmeren Zustand vorfinden könnte. Nur Caels medizinische Ausbildung erlaubte es ihr, die aufkeimende Panik zu unterdrücken und Depuck kunstgerecht zu behandeln.
Während sie mit der einen Hand weiterhin die Wunde zudrückte, tastete sie mit der anderen nach dem Puls. Ja. Depucks Puls war zwar nur schwach zu spüren, aber er ging sehr schnell.
Die Kopfwunde machte ihr die meisten Sorgen. Sie öffnete seine Lider, und da sich die Pupillen verengten, vermutete sie, dass er es überstehen würde, wenn sie ihn vom Rasen wegzog. Er war zwar schwer, aber es gelang ihr doch, ihn bis zur Veranda zu schleifen.
Dann suchte Cael in ihrem Gepäck nach Medizin und rief: »Nisco! Bist du hier?«
Niemand antwortete ihr. Ihr war übel vor Angst, und ihre Finger zitterten, doch sie zwang sich zur Ruhe. Sie würde Depuck doch nicht helfen können, wenn sie nicht zu zittern aufhörte. Also holte sie tief Luft, stieß sie langsam wieder aus und versuchte so, ihre Nerven zu beruhigen und ihre Ängste beiseitezuschieben.
Sie nahm den Gürtel wieder ab und legte stattdessen einen Druckverband um Depucks Arm. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder seiner ernsten Kopfwunde zu. Mit raschen und genauen Stichen vernähte sie den klaffenden Spalt. Dazu musste sie das Fleisch in zwei Schichten vernähen: einmal dicht über dem Knochen und ein zweites Mal unmittelbar unter der Haut. Zum Glück war Depuck bewusstlos. Ihre Hand wurde immer ruhiger, als sie dieser vertrauten Aufgabe nachging. Während sie arbeitete, betete sie darum, er möge bald wieder zu Bewusstsein kommen.
Wer immer in diesen Fliegern geflohen sein mochte, sie hatten Depuck zum Sterben zurückgelassen. Sollte sie nach einem Rettungswagen rufen? Das Militär hatte Spione in der Stadt. Bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, gab Depuck einen ächzenden Laut von sich. Er schlug die Augen auf, und Caels Schuppen kräuselten sich unter der Panik in seiner Stimme.
»Wo ist Nisco?«, fragte Cael drängend.
»Bin mir nicht sicher. Ein Mann... hat sie ...«
»Hat er sie entführt?« Sie hielt ihm eine Wasserflasche an die Lippen.
»Weiß nicht. Sie hat sich gewehrt, und ich glaube, sie konnte entkommen, aber er ist ihr nachgejagt, und dann habe ich die beiden aus den Augen verloren.« Depuck bemühte sich, in eine sitzende Lage zu kommen. »Such sie.«
»Bleib still liegen. Sag mir nur, was passiert ist.«
Das Wasser schien ihm das Sprechen zu erleichtern. »Ich war gerade im Gemüsegarten, als ich Nisco schreien hörte. Ich hab alles sofort fallen lassen. Bin zu ihr gelaufen. Bevor ich das Haus erreicht hatte ... hat mich etwas am Arm erwischt, und ich bin rumgewirbelt. Dann hatte ich plötzlich ein brennendes Gefühl im Kopf. Bevor ich bewusstlos wurde, hab ich noch gesehen, wie Nisco mit einem Mann gekämpft hat, sich von ihm befreien konnte und weggelaufen ist. Aber er hat ihr sofort nachgesetzt.«
»Hat der Mann eine Uniform getragen?«, fragte sie
Depuck schüttelte
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