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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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war, würden wir wenigstens von seiten des Gesetzes nichts mehr zu befürchten haben. Das war immerhin ein Trost, denn von anderer Seite drohten uns noch genug Unannehmlichkeiten.
    Inzwischen vorsichtiger geworden, nahm ich Mrs. Hawkins’ widerwilliges Angebot gern an und ließ mich und Fergus in der Familienkutsche heimfahren.
    Als ich in der Halle meinen Hut auf den Kartentisch warf, entdeckte ich die vielen Briefchen und kleinen Blumensträuße, die auf dem Tablett kaum Platz fanden. Offenbar waren wir doch noch keine Parias, auch wenn sich die skandalöse Neuigkeit im Laufe des Tages gewiß überall herumgesprochen hatte.
    Ich wich den besorgten Fragen der Dienstboten aus und zog mich in unser Schlafgemach zurück. Auf dem Weg nach oben ließ ich meine äußeren Hüllen achtlos fallen. Ich fühlte mich so ausgepumpt, daß mir alles gleich war.
    Aber als ich die Tür zu unserem Zimmer aufstieß und Jamie sah,
der es sich in einem Sessel am Feuer bequem gemacht hatte, war meine Erschöpfung wie weggeblasen. Mich überkam eine Welle von Zärtlichkeit. Jamie hatte die Augen geschlossen, und sein Haar stand in alle Richtungen ab, ein sicheres Anzeichen für inneren Aufruhr. Doch als er mich kommen hörte, lächelte er mich an; seine blauen Augen strahlten im Kerzenlicht.
    »Es ist alles gut«, flüsterte er, als er mich in die Arme schloß. »Du bist wieder da.« Dann sagten wir nichts mehr, streiften uns gegenseitig die Kleider vom Leib, sanken zu Boden und fanden endlich Zuflucht in unserer Umarmung.

21
    Eine Auferstehung zur Unzeit
    Ich dachte immer noch über Bankiers und Darlehen nach, als unsere Kutsche vor dem Anwesen hielt, das der Herzog in der Rue de St. Anne gemietet hatte. Zu dem imposanten, schönen Gebäude inmitten eines großen Gartens führte eine lange, mit Pappeln gesäumte Auffahrt. Ein reicher Mann, der Herzog.
    »Glaubst du, Charles hat Manzettis Darlehen in St. Germains Geschäft gesteckt?« fragte ich.
    »Das vermute ich«, meinte Jamie. Er zwängte sich in die Schweinslederhandschuhe, die bei einem offiziellen Besuch angezeigt waren, und verzog das Gesicht, als er das straffe Leder über den steifen Ringfinger seiner rechten Hand zog. »Das Geld, das er nach Meinung seines Vaters für seinen Unterhalt in Paris ausgibt.«
    »Also versucht Charles tatsächlich, Geld für ein Heer aufzutreiben«, stellte ich mit einem gewissen widerwilligen Respekt für Charles Stuart fest. Die Kutsche hielt, und der Lakai sprang herunter, um uns die Tür zu öffnen.
    »Auf jeden Fall versucht er, Geld aufzutreiben«, korrigierte mich Jamie, während er mir beim Aussteigen half.
    »Vielleicht will er ja auch nur mit Louise de La Tour und seinem Bastard durchbrennen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Nicht nach dem, was mir Maltre Raymond gestern erzählthat. Außerdem sagt Louise, sie habe ihn nicht mehr gesehen, seit sie und Jules... na ja...«
    Jamie schnaubte verächtlich. »Zumindest besitzt sie einen Rest von Ehrgefühl.«
    »Ich weiß nicht, ob es das ist«, bemerkte ich, während ich an Jamies Arm die Stufen zum Eingang hinaufging.»Sie sagte, Charles sei so wütend gewesen, weil sie mit ihrem Mann geschlafen hat, daß er auf und davon gestürmt ist, und seither hat sie ihn nicht wiedergesehen.
Von Zeit zu Zeit schreibt er leidenschaftliche Briefe und schwört, sie und das Kind zu sich zu holen, sobald er seine rechtmäßige Stellung in der Welt erlangt hat. Aber sie empfängt ihn nicht mehr, weil sie fürchtet, Jules könnte die Wahrheit herausfinden.«
    Jamie gab einen mißbilligenden schottischen Laut von sich.
    »Mein Gott, welcher Mann kann eigentlich sicher sein, daß er kein Hahnrei ist?«
    Ich streichelte seinen Arm. »Wahrscheinlich können sich einige sicherer sein als andere.«
    »Glaubst du?« fragte er, lächelte mich aber an.
    Die Tür wurde von einem kleinen kahlköpfigen Butler in makelloser Uniform geöffnet.
    »Monsieur«, sagte er mit einer Verbeugung vor Jamie, »und Madame. Sie werden erwartet. Bitte treten Sie ein.«
     
    Der Herzog, der uns im großen Salon empfing, war die Freundlichkeit in Person.
    »Unsinn, Unsinn«, meinte er auf Jamies Entschuldigung wegen des Zwischenfalls auf unserer Abendgesellschaft. »Verdammterregbares Volk, die Franzosen. Machen furchtbar viel Aufhebens um alles und jedes. Nun wollen wir einmal all diese faszinierenden Angebote durchsehen, oder? Und vielleicht möchte sich Ihre liebe Gemahlin... inzwischen ein wenig amüsieren...

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