Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
rauskommen, spießst du sie mit deinem Dolch auf.«
    Kincaid wurde übers ganze Gesicht rot, als die Männer in grölendes Gelächter ausbrachen. Es gab ein heftiges Gerangel, denn einige wollten die Radikalkur aneinander ausprobieren und schwangen brennende Holzscheite. Gerade, als aus dem Spaß Ernst zu werden drohte, kam Jamie von den Pferden zurück, denen er die Vorderbeine gefesselt hatte. Er trat in den Kreis. Unter dem Arm trug er zwei Steingutflaschen, von denen er eine Kincaid, die andere Murtagh zuwarf. Damit hatte die Rauferei ein Ende.
    »Narren seid ihr, alle miteinander«, verkündete Jamie. »Die zweitbeste Art und Weise, die Läuse loszuwerden, besteht darin, sie mit Whisky zu übergießen und sie betrunken zu machen. Wenn sie dann schnarchend umfallen, steht ihr auf, und die Läuse fallen von euch ab.«
    »Die zweitbeste Methode, aha«, sagte Ross. »Und was ist die beste, Sir, wenn man fragen darf?«
    Jamie grinste nachsichtig in die Runde - wie ein Vater, der sich über die Albernheiten seiner Kinder amüsiert.
    »Eure Frauen sollen sie euch abzupfen, und zwar einzeln.« Er stupste mich mit dem Ellbogen an und verbeugte sich vor mir. Mit keck hochgezogenen Augenbrauen sagte er dann: »Wenn Sie so freundlich wären, Madam?«
     
    Das war zwar im Scherz gesagt, aber tatsächlich wurde man die Läuse nur los, wenn man sie einzeln entfernte. Ich selbst kämmte mir morgens und abends sorgfältig die Haare und wusch sie mit Scharfgarbe, sobald wir an eine Wasserstelle kamen, die tief genug war, um darin zu baden. Auf diese Weise hatte ich bisher ernsten Lausbefall vermeiden können. Doch ich war nur solange geschützt, wie auch Jamie keine Läuse hatte, und deshalb ließ ich ihm dieselbe
Behandlung zuteil werden, sooft ich ihn dazu bringen konnte, lange genug stillzusitzen.
    »Paviane machen das den lieben langen Tag«, erklärte ich Jamie und entfernte einen Grashalm aus seiner Mähne. »Aber ich glaube, sie verspeisen die Früchte ihrer Arbeit.«
    »Laß dich nur nicht davon abhalten, wenn du das Bedürfnis danach verspürst«, antwortete er. Er rekelte sich wohlig, als ich mit dem Kamm durch seine dicken, glänzenden Haarsträhnen fuhr. Im Schein des Feuers glitzerte sein Haar wie ein Funkenregen, wie goldene Feuerstrahlen. »Mmmh. Kaum zu glauben, wie angenehm es ist, wenn man sich die Haare kämmen läßt.«
    »Warte nur, bis ich zum nächsten Schritt komme«, sagte ich und zwickte ihn dabei freundlich, so daß er kicherte. »Ich hätte gute Lust, Murtaghs Vorschlag auszuprobieren.«
    »Wenn du mit einem brennenden Holzscheit an meine Schamhaare kommst, blüht dir dasselbe«, drohte er. »Was hat Louise de La Tour noch mal über rasierte Frauen gesagt?«
    »Daß sie besonders erotisch sind.« Ich beugte mich nach vorne und nagte an seinem Ohrläppchen.
    »Mmpf.«
    »Tja, über Geschmack läßt sich streiten«, sagte ich. »Chacun à son gout und so weiter.«
    »So was können nur Franzosen sagen.«
    »Stimmt es etwa nicht?«
    Plötzlich wurden wir durch ein lautes Grollen unterbrochen. Ich legte den Kamm beiseite und spähte in die Schatten unter den Bäumen.
    »Entweder«, sagte ich, »gibt es hier im Wald Bären, oder... hast du denn noch nichts gegessen?«
    »Ich hatte soviel mit den Tieren zu tun«, antwortete er. »Ein Pony hat sich ein Bein verzerrt, da mußte ich Umschläge machen. Und dann ist mir bei all dem Gerede über Läuse der Appetit gründlich vergangen.«
    »Was machst du bei Pferden für Umschläge?« erkundigte ich mich und überging seine Bemerkung.
    »Ach, das kommt darauf an; zur Not tut’s auch frischer Dung. Diesmal habe ich zerkaute und mit Honig vermischte Wickenblätter genommen.«
    Die Satteltaschen lagen in unmittelbarer Nähe unseres eigenen
Feuers, am Rande der kleinen Lichtung, wo die Männer mein Zelt aufgestellt hatten. Ich hätte zwar ebensogut wie sie unter freiem Himmel schlafen können, aber mittlerweile war ich für den kleinen privaten Freiraum dankbar, der mir durch die Zeltwände gewährt wurde. Und es war - wie Murtagh mit gewohnter Unverblümtheit gesagt hatte, als ich ihm für seine Hilfe beim Aufbau des Zeltes dankte - nicht nur zu meinem Vorteil.
    »Wenn er es sich nachts zwischen deinen Schenkeln bequem macht, wird es ihm keiner neiden«, hatte er mit einer Kopfbewegung in Jamies Richtung gesagt, der mit einigen anderen Männern ins Gespräch vertieft war. »Aber man sollte den jungen Burschen keinen Anlaß geben, über Dinge nachzudenken, die sie

Weitere Kostenlose Bücher