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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Randall«.
    Brianna nahm sie in die Hand und öffnete sie. »Oh, es ist Daddys Stammbaum!« staunte sie. »Sehen Sie!« Sie reichte Roger die Mappe. Im Innern lagen zwei Bogen festes Pergament mit ordentlichen, geraden Linien. Der Anfang ging zurück auf das Jahr 1633, und der letzte Eintrag auf der zweiten Seite lautete:

    Frank Wolverton Randall ∞ Claire Elizabeth Beauchamp, 1937
     
    »Der ist vor Ihrer Geburt angefertigt worden«, murmelte Roger.
    Brianna sah ihm über die Schulter, als er mit dem Finger die Linien der Ahnentafel nachfuhr. »Ich kenne ihn schon, denn Daddy hatte eine Kopie davon in seinem Arbeitszimmer. Er hat ihn mir immer wieder gezeigt. Allerdings war ich schon unten eingetragen; also muß dies hier eine ältere Version sein.«
    »Vielleicht hat ihm der Reverend dabei geholfen.« Roger gab Brianna die Mappe zurück und griff nach einem Blatt von dem Stapel auf dem Schreibtisch.
    »Und hier, ein Familienerbstück.« Roger betrachtete das als Briefkopf eingeprägte Wappen. »Ein Offizierspatent der Armee, unterzeichnet von König George II.«
    »Von George dem Zweiten ? Herr im Himmel, das war ja noch vor dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg!«
    »Allerdings; es stammt aus dem Jahre 1735 und ist auf den Namen Jonathan Wolverton Randall ausgestellt. Haben Sie von ihm gehört?«
    »Ja.« Brianna nickte so heftig, daß ihr vereinzelte Locken ins Gesicht fielen. Achtlos strich sie sie zurück und nahm die Urkunde in die Hand. »Daddy hat gelegentlich von ihm gesprochen, denn er ist einer der wenigen Vorfahren, über den er etwas wußte. Er war Hauptmann in der Armee, die in Culloden gegen Bonnie Prince Charles gekämpft hat.« Fragend blickte sie zu Roger auf. »Es kann sogar sein, daß er in der Schlacht gefallen ist. Aber begraben wäre er doch nicht dort, oder?«
    Roger schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Es waren die Engländer, die hinterher aufgeräumt haben. Sie haben die meisten ihrer Toten nach England gebracht und dort begraben - zumindest die Offiziere.«
    An weiteren Ausführungen hinderte ihn das plötzliche Erscheinen Fionas, die einen Staubwedel wie ein Banner vor sich hertrug.
    »Mr. Wakefield«, rief sie. »Da ist ein Mann, der den Wagen des Reverend abholen will, aber der läßt sich nicht starten.«
    Roger fuhr schuldbewußt auf. Er hatte die Batterie zum Aufladen in eine Tankstelle gebracht und sie dann auf dem Rücksitz seines Morris stehenlassen. Kein Wunder, daß der Wagen des Reverend nicht ansprang.

    »Ich muß mich darum kümmern«, erklärte er Brianna. »Und das kann eine Weile dauern.«
    »Schon gut.« Sie lächelte ihn an. »Es ist sowieso besser, wenn ich jetzt gehe. Mama wird inzwischen zurückgekehrt sein, und wir wollten noch zu den Clava Cairns fahren, wenn die Zeit reicht. Vielen Dank für das Mittagessen.«
    »War mir ein Vergnügen - und Fiona auch.« Roger fand es bedauerlich, sie nicht begleiten zu können, aber die Pflicht rief. Er warf noch einen Blick auf die Urkunden, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen, bevor er sie einsammelte und wieder im Karton verstaute.
    »Hier«, sagte er. »Das betrifft Ihre Familie. Nehmen Sie es mit. Ihre Mutter interessiert es sicher auch.«
    »Wirklich? Ist das Ihr Ernst? Vielen Dank, Roger.«
    »Gern geschehen«, erwiderte er, während er die Mappe mit dem Stammbaum vorsichtig oben in den Karton legte. »Aber warten Sie! Vielleicht sollte ich dies hier behalten.« Unter dem Offizierspatent ragte eine Ecke des grauen Notizbuchs hervor. Er zog es heraus und ordnete die Papiere im Karton wieder zu einem säuberlichen Stapel. »Sieht aus wie eines der Tagebücher des Reverend. Keine Ahnung, was es in diesem Karton verloren hat, aber ich lege es besser wieder zu den anderen. Die Historische Gesellschaft hat Interesse an seinen Aufzeichnungen angemeldet.«
    »Aber klar.« Brianna war aufgestanden und hatte den Karton hochgehoben. Zögernd blickte sie ihn an. »Möchten Sie... möchten Sie, daß ich wiederkomme?«
    Roger lächelte. In ihrem Haar klebten Spinnweben, und auf ihrem Nasenrücken prangte ein langer Schmutzstreifen.
    »Nichts lieber als das«, erwiderte er. »Dann bis morgen.«
     
    Die Neugier auf das Tagebuch des Reverend ließ Roger nicht mehr los. Leider erwies es sich als ausgesprochen mühsam, den alten Pritschenwagen wieder in Gang zu bringen. Gleich danach tauchte der Sachverständige auf, um bei den Möbelstücken des Reverend die Spreu vom Weizen zu trennen und den Wert für die Auktion zu

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