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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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entdeckte er das Ende eines herabhängenden Seils, und als er triumphierend daran zog, war der Raum urplötzlich vom Licht einer überdimensionalen Glühbirne erhellt.
    »Hier entlang.« Roger, der rasch wieder zurückgefunden hatte, ergriff Briannas Hand. »Dort hinten ist ein wenig Platz.«
    An der Rückwand lehnte ein altersschwacher Tisch. Früher war er vielleicht einmal der Mittelpunkt von Reverend Wakefields Eßzimmer gewesen und hatte dann verschiedene Inkarnationen als Küchentisch, Werkzeugbank, Sägeblock und Malerpalette durchlaufen, ehe er in diesem staubigen Heiligtum seine letzte Ruhestätte fand. Ein mit dicken Spinnweben überzogenes Fenster ließ blasses Licht auf seine zerfurchte, farbenbekleckerte Oberfläche fallen.

    »Hier können wir arbeiten«, meinte Roger, während er einen Stuhl aus dem Gerümpel zog und ihn säuberlich mit dem Taschentuch abstaubte. »Setzen Sie sich! Ich sehe mal zu, daß ich das Fenster öffnen kann. Sonst müssen wir hier ersticken.«
    Brianna nickte, doch anstatt sich hinzusetzen, kramte sie neugierig in dem nächstgelegenen Stapel von Kisten. Roger, der sich am Fenster zu schaffen machte, hörte, wie sie die Aufschriften von einigen Kisten ablas. »Hier ist 1930-1933«, sagte sie. »Und hier 1942-1946. Was ist da drin?«
    »Tagebücher«, erklärte Roger, während er sich mit den Ellenbogen auf dem schmutzverkrusteten Fenstersims abstützte. »Mein Vater - ich meine, der Reverend - hat Tagebuch geführt. Jeden Abend nach dem Essen hat er sich drangesetzt.«
    »Anscheinend hatte er viel zu berichten.« Brianna hob eine Kiste nach der anderen herunter, um den dahinterliegenden Stapel zu begutachten. »Ein Haufen Kartons hier sind mit Namen beschriftet - Kerse, Livingston, Balnain. Gemeindemitglieder?«
    »Nein. Ortschaften.« Schnaufend hielt Roger einen Augenblick in seinem Bemühen inne. Er wischte sich über die Stirn, was auf seinem Ärmel einen breiten Schmutzstreifen hinterließ. Zum Glück waren sie beide auf ihre Aufgabe angemessen vorbereitet und trugen alte Kleider. »Wahrscheinlich enthalten sie Aufzeichnungen zur Geschichte verschiedener Dörfer des Hochlands. Aus einigen solcher Kisten sind tatsächlich Bücher geworden, die es in schottischen Andenkenläden zu kaufen gibt.«
    Roger drehte sich zu einem Lochbrett um, an dem alle möglichen abgenutzten Werkzeuge hingen, und wählte für seinen nächsten Angriff auf das Fenster einen großen Schraubenzieher.
    »Suchen Sie die Kartons mit der Aufschrift ›Kirchenbücher‹«, riet er ihr. »Oder mit Dorfnamen aus der Gegend von Broch Tuarach.«
    »Aber ich kenne dort keine Dörfer«, wandte Brianna ein.
    »Aye, das hatte ich ganz vergessen.« Roger bohrte die Spitze des Schraubenziehers in den Spalt zwischen Flügel und Rahmen, wobei mehrere Schichten alter Farbe absplitterten. »Nun, zum Beispiel Broch Mordha... ähm, Mariannan und... ähm, St. Kilda. Es gibt noch andere, aber von diesen weiß ich, daß sie relativ große Kirchen hatten, die inzwischen geschlossen oder verfallen sind.«

    »Gut.« Brianna, die gerade ein herabhängendes Stück Segeltuch beiseite zog, fuhr plötzlich mit einem Aufschrei des Entsetzens zurück.
    »Was ist los?« Den Schraubenzieher drohend erhoben, wirbelte Roger herum.
    »Keine Ahnung. Irgendwas hat sich bewegt, als ich an der Plane gezogen habe.« Erleichtert ließ Roger seine Waffe sinken.
    »Sonst nichts? Eine Maus höchstwahrscheinlich. Oder eine Ratte.«
    »Eine Ratte! Hier gibt es Ratten?« Briannas Erregung war nicht zu übersehen.
    »Ich hoffe nicht. Wenn doch, dann haben sie womöglich die Aufzeichnungen verspeist, die wir suchen«, erwiderte Roger. Dann reichte er ihr die Taschenlampe. »Hier, leuchten Sie damit in die dunklen Ecken. Dann sind Sie vor Überraschungen sicher.«
    »Vielen Dank.« Brianna nahm die Taschenlampe, zögerte aber.
    »Gut, dann machen wir weiter«, sagte Roger. »Oder soll ich es erst noch mit dem altbewährten Rattenzauber versuchen?«
    Brianna grinste breit. »Rattenzauber? Was ist das denn?«
    Roger antwortet nicht sofort, sondern unternahm erst noch einen weiteren Angriff auf das Fenster. Es gab schließlich nach und sprang auf. Ein Strom kühler Luft drang herein.
    »Oh, ist das angenehm!« Erfreut wedelte sich Roger Luft zu; dann lächelte er Brianna an. »Machen wir jetzt weiter?«
    Sie reichte ihm die Lampe und trat beiseite. »Wir wär’s, wenn Sie die Kartons suchen und ich den Inhalt prüfe? Und was ist mit dem

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