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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ellbogen geschoben. Auf einmal schüttelte er den Kopf und murmelte etwas auf gälisch.
    »Du hast dich richtig entschieden«, sagte ich zu ihm. »Ich hätte es ebenso gemacht. Was auch geschieht, wenigstens die MacKenzies werden in Sicherheit sein.«
    »Aye, vielleicht.« Er grüßte einen Offizier, der sich durch die Menge drängte. »Aber was ist mit den anderen - den MacDonalds
und den Mac Gillivrays und all jenen, die gekommen sind? Bedeutet das jetzt ihr Ende? Hätte es sich vermeiden lassen, wenn ich gewagt hätte, Colum zu sagen, er solle sich ihnen anschließen?« Er schüttelte traurig den Kopf. »Das weiß niemand, oder, Sassenach?«
    »Nein«, erwiderte ich leise und drückte seinen Arm. »Man weiß es nicht. Und man weiß es wiederum nur allzu genau. Aber wir können daran nichts ändern, nicht wahr?«
    Er lächelte mich zaghaft an und preßte meine Hand an seinen Körper.
    »Nein, Sassenach. Wohl nicht. Und jetzt ist es geschehen und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden; es hat keinen Sinn, sich Sorgen zu machen. Die MacKenzies werden von alldem verschont bleiben.«
    Die Wache am Tor von Holyrood war ein MacDonald. Einer von Glengarrys Leuten. Er erkannte Jamie gleich und ließ uns mit einem Kopfnicken passieren, ohne sich bei seiner Beschäftigung - beim Läusesuchen - weiter stören zu lassen.
    Jamie sagte etwas auf gälisch und lächelte. Der Mann lachte, zupfte etwas von seinem Hemd und schnippte es Jamie zu, der so tat, als finge er es auf. Dann beäugte er seinen angeblichen Fang mit kritischem Blick und steckte ihn - mit einem Augenzwinkern zu mir - in den Mund.
     
    »Wie geht es Ihrem Sohn, Lord Kilmarnock?« fragte ich höflich, während wir in der großen Galerie von Holyrood das Tanzbein schwangen. Mir lag die Sache nicht besonders am Herzen, aber da es unvermeidlich schien, das Thema anzuschneiden, war es vielleicht besser, es an einem Ort zu tun, wo man sich mit feindseligen Bemerkungen zurückhalten mußte.
    Die Galerie war dafür genau der richtige Ort. In dem langgestreckten Saal mit der hohen Decke, den beiden großen Kaminen und den hohen Fenstern hatten seit Charles’ triumphalem Einzug in Edinburgh im September schon viele Bälle und Feste stattgefunden. An jenem Abend versammelten sich hier die Honoratioren von Edinburgh, die nun, wo ihm der Sieg sicher schien, ihrem Prinzen die Ehre erweisen wollten. Don Francisco, der Ehrengast, stand mit Charles am anderen Ende des Festsaals; er war nach der deprimierenden spanischen Hofmode gekleidet, mit sackartiger Hose, einem formlosen Rock und einer kleinen Halskrause, die bei den jüngeren
und stilbewußteren Gästen insgeheim für beträchtliche Belustigung sorgte.
    »Oh, ganz gut, Mistress Fräser«, erwiderte Kilmarnock gelassen. »Ein Schlag auf den Schädel ist für einen Jungen in seinem Alter keine allzu große Tragödie. Sein Stolz wird wohl etwas länger brauchen, um sich zu erholen«, fügte er hinzu und verzog den breiten Mund zu einem Grinsen.
    Ich lächelte ihn erleichtert an.
    »Sie sind also nicht böse?«
    Er schüttelte den Kopf und sah auf seine Füße, um sich zu vergewissern, daß er nicht auf meinen langen Rock trat.
    »Ich habe mich bemüht, John alles beizubringen, was er als Erbe von Kilmarnock braucht. Scheinbar bin ich bei dem Versuch, ihn Demut und Bescheidenheit zu lehren, kläglich gescheitert. Vielleicht hat Ihr kleiner Page mehr Erfolg.«
    »Vermutlich haben Sie ihn nie draußen verdroschen«, meinte ich gedankenlos.
    »Wie bitte?«
    »Nichts«, sagte ich errötend. »Ist das Lochiel? Ich dachte, er sei krank.«
    Das Tanzen brachte mich ganz schön außer Atem, und da Lord Kilmarnock keine große Lust zu haben schien, sich zu unterhalten, hatte ich Zeit, mich umzusehen. Charles tanzte nicht; obwohl er ein guter Tänzer war und die jungen Damen von Edinburgh um seine Aufmerksamkeit wetteiferten, ging er an diesem Abend vollkommen darin auf, seinen Ehrengast zu unterhalten.
    Wir kreuzten Jamies Pfad, der den Tanz mit einer der Damen Williams absolvierte. Es gab drei von ihnen, die beinahe nicht zu unterscheiden waren - allesamt jung, dunkelhaarig, wohlgestaltet und alle so »schrecklich interessiert, Mr. Fraser, an dieser edlen Sache«. Mich ermüdeten sie, aber Jamie, eine Seele von Mensch, tanzte mit allen dreien und beantwortete geduldig immer wieder die gleichen dummen Fragen.
    »Na ja, es ist für die armen Dinger eine Gelegenheit, einmal herauszukommen«, erklärte er nachsichtig. »Ihr Vater ist

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