Die Geliehene Zeit
geschüttelt. Jamies bleiches Gesicht hingegen wurde glühend rot. Er nieste und verbarg sein Gesicht in seinem Taschentuch, warf mir aber funkelnde Blicke zu.
»Ah... Ihren Gemahl«, erwiderte Charles, der sich der Herausforderung tapfer stellte. Seine Wangen überzogen sich mit einer leichten Röte.
»Er ist krank«, sagte ich streng. »Das seht Ihr sicher selbst. Ich möchte, daß er sich ausruht und eine Zeitlang das Bett hütet.«
»Oh, ausruht « , murmelte MacDonald vor sich hin.
Ich suchte nach höflichen Worten.
»Es tut mir leid, wenn ich Eurer Hoheit vorübergehend die Dienste meines Mannes entziehe, aber wenn er sich nicht auskuriert, wird er Euch in Zukunft noch weniger zu Diensten sein können.«
Charles, der inzwischen wieder ganz die Fassung gewonnen hatte, schien beschlossen zu haben, Jamies offenkundige Verlegenheit unterhaltsam zu finden.
»Aber gewiß«, gab er mit einem Blick auf Jamie zurück, dessen Gesicht nunmehr rotbleich gesprenkelt war. »Die Aussicht, die Sie, Madame, eben beschrieben haben, erfüllt uns mit größtem Unbehagen.« Er verneigte sich in meine Richtung. »Es sei, wie Sie wünschen, Madame. Cher James ist entschuldigt, bis er wieder gesund ist. Sie müssen Ihren Gemahl unverzüglich in Ihre Gemächer bringen und... alles unternehmen, was seiner Genesung... dient.« Die Mundwinkel des Prinzen zuckten, also zog er ein riesiges Taschentuch heraus und folgte dem Beispiel Jamies, indem er sein Gesicht darin vergrub und vornehm hustete.
»Paßt auf, Hoheit«, mahnte MacDonald sarkastisch, »daß Ihr Euch nicht bei Mr. Fraser ansteckt.«
»Die eine Hälfte von Mr. Frasers Beschwerden möchte ich mir wohl wünschen«, murmelte Francis Townsend mit sardonischem Grinsen, das ihn wie ein Fuchs im Hühnerstall aussehen ließ.
Jamie, der inzwischen starke Ähnlichkeit mit einer erfrorenen Tomate hatte, stand abrupt auf, verbeugte sich vor dem Prinzen mit einem knappen »Ich danke Eurer Hoheit« und steuerte, mich am Arm packend, auf die Tür zu.
»Laß mich los«, knurrte ich, als wir die Wachen im Vorraum passiert hatten. »Du brichst mir ja den Arm.«
»Gut«, murmelte er. »Sobald wir ungestört sind, breche ich dir das Genick.« Aber ich sah an dem Zucken seiner Mundwinkel, daß sein Ingrimm nur gespielt war.
Als wir die Tür unseres Zimmers geschlossen hatten, zog er mich an sich und lachte, seine Wange an meinen Scheitel geschmiegt.
»Danke, Sassenach«, sagte er.
»Du bist also nicht böse?« fragte ich, mein Gesicht an seine Brust gedrückt. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
»Nein, so etwas macht mir nichts aus«, sagte er und ließ mich los. »Mein Gott, Hauptsache, ich bin Seiner Hoheit entronnen. Der Kerl langweilt mich zu Tode, ich bin hundemüde, jeder Muskel tut mir weh.« Er wurde von einem Hustenanfall geschüttelt und lehnte sich erneut gegen die Tür, diesmal, um Halt zu finden.
»Geht es dir gut?« Ich befühlte seine Stirn. Ich war nicht überrascht, aber doch beunruhigt, als ich spürte, wie heiß sie war.
»Du glühst wie ein Backofen!« sagte ich vorwurfsvoll.
»Aye, gut, mir ist aber gar nicht heiß, Sassenach«, wehrte er beinahe ärgerlich ab.
»Keine Widerrede«, tadelte ich, erleichtert, daß er in seinem Zustand noch dazu aufgelegt war, mit mir zu debattieren. »Zieh dich aus. Nein, mach dir keine Hoffnungen«, fügte ich hinzu, als ich das Grinsen auf seinem Gesicht sah. »Ich habe nichts weiter vor, als deinen fiebergeschüttelten Körper so schnell wie möglich in ein Nachthemd zu stecken.«
»Oh, aye? Meinst du nicht, es würde mir guttun, wenn ich ein bißchen ins Schwitzen käme?« Er begann, sich das Hemd aufzuknöpfen. »Ich habe gedacht, du seist der Meinung, Schwitzen ist gesund?« Sein Lachen ging in ein heiseres Husten über; er bekam keine Luft mehr und wurde ganz rot im Gesicht. Das Hemd glitt ihm aus der Hand, und er fing an, vor Kälte zu zittern.
»Viel zu gesund für dich, mein Lieber.« Ich stülpte ihm das dicke Wollnachthemd über den Kopf, das er überstreifte, während ich ihm bereits den Kilt, die Schuhe und die Strümpfe auszog. »Mein Gott, deine Füße sind wie Eiszapfen!«
»Du könntest... sie mir... ja wärmen.« Das Sprechen fiel ihm schwer, denn seine Zähne klapperten, und er ließ sich ohne Widerrede ins Bett bringen.
Ich holte mit einer Zange einen heißen Backstein vom Feuer, wickelte ihn in ein Flanelltuch und schob ihm den Stein unter die Füße.
Der Schüttelfrost ließ jedoch
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