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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Genehmigung bekommen, obwohl dies schon längst kein heiliger Ort mehr ist.«
    »Der Aufstieg ist ja ziemlich anstrengend.« Brianna fächelte sich mit dem Reiseführer Luft zu. »Aber schön ist es hier.« Bewundernd musterte sie die Kirchenfassade. In mühevoller Handarbeit waren
Natursteine in eine natürliche Öffnung im Felsen gefügt und die Spalten mit Torf und Lehm ausgefüllt worden. Die Kirche wirkte wie eine organische Fortsetzung des Gesteins. Türen und Fenster schmückten Ornamente, die christliche und auch sehr viel ältere Symbole zeigten.
    »Finden wir hier Jonathan Randalls Grabstein?« Brianna wies auf den Friedhof, der sich vor ihnen ausbreitete. »Mutter wird staunen.«
    »Aye, das vermute ich auch. Ich habe sein Grab auch noch nicht gesehen.« Er hoffte, die Überraschung würde angenehmer Natur sein; Brianna zumindest war begeistert gewesen, als er ihr am Abend zuvor am Telefon behutsam von dem Grab erzählt hatte.
    »Ich weiß Bescheid über Jonathan Randall«, erklärte sie jetzt. »Daddy hat ihn bewundert; er meinte, er sei einer der wenigen interessanten Menschen in unserer Ahnenreihe. Ich vermute, er war ein guter Soldat, denn Daddy hatte eine Menge von Auszeichnungen und Orden, die ihm verliehen worden waren.«
    «Wirklich?« Suchend blickte sich Roger nach Claire um. »Sollen wir Ihrer Mutter mit der Pflanzenpresse helfen?«
    Brianna schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hat wahrscheinlich nur am Wegrand eine Pflanze gefunden, der sie nicht widerstehen konnte. Sie wird gleich hier sein.«
    Es war ein friedlicher Ort. Jetzt, um die Mittagszeit, schwiegen selbst die Vögel, und kein Windhauch strich durch die Nadelbäume, die den Rand des Plateaus säumten. Es gab weder frisch ausgehobene Gräber noch Plastikblumen, die auf einen neueren Trauerfall hingedeutet hätten; hier herrschte der Frieden der längst Verstorbenen.
    Langsam und ohne festen Plan schlenderten die drei über den alten Friedhof. Roger und Brianna blieben hin und wieder stehen, um sich altmodische Inschriften vorzulesen, während sich Claire abgesondert hatte und sich immer wieder bückte, um eine Ranke abzuschneiden oder ein blühendes Pflänzchen behutsam mit der Wurzel herauszureißen.
    Roger blieb lächelnd vor einem Stein stehen und forderte Brianna auf, den Vers zu lesen.
    »Zieht den Hut vor diesem Mann«, buchstabierte sie, »der niemals geriet in des Whiskys Bann. Bailie William Watson, er ruhe in Frieden, hat Versuchung und Anfechtungen stets gemieden.« Als
sie aufstand, war ihr Gesicht rot vor Lachen. »Keine Lebensdaten. Wann mag William Watson wohl gelebt haben?«
    »Im achtzehnten Jahrhundert wahrscheinlich«, erwiderte Roger. »Die Steine aus dem siebzehnten Jahrhundert sind größtenteils schon zu sehr verwittert, als daß man ihre Inschrift noch lesen könnte. Und weil die Kirche im Jahre 1800 aufgegeben wurde, ist hier in den letzten zweihundert Jahren niemand mehr beerdigt worden.«
    Gleich darauf stieß Brianna einen gedämpften Schrei aus. »Hier ist es!« Sie stand auf und winkte Claire zu, die am anderen Ende des Friedhofs stand und einen grünen Zweig betrachtete. »Mama! Komm und sieh dir das an!«
    Claire winkte zurück. Dann stapfte sie mit bedächtigen Schritten über die überwucherten Grabhügel zu ihnen und dem flachen, quadratischen Stein.
    »Was ist?« fragte sie. »Habt ihr etwas Interessantes gefunden?«
    »Ich glaube, ja. Kennen Sie diesen Namen?« Roger trat beiseite, damit sie besser sehen konnte.
    » Jesus H. Roosevelt Christ! « Urplötzlich war Claire blaß geworden. Sie starrte wie gelähmt auf den wettergegerbten Stein. Die Pflanze, die sie gepflückt hatte, lag zerdrückt in ihrer Hand.
    »Mrs. Randall - Claire - was ist mit Ihnen?«
    Ihre bernsteinfarbenen Augen wirkten ausdruckslos, und es war, als hätte sie Roger nicht gehört. Doch dann blickte sie blinzelnd auf. Zwar war sie noch blaß, doch sie schien sich wieder gefaßt zu haben.
    »Es geht schon«, sagte sie mit gepreßter Stimme. Dann ließ sie die Finger über die Buchstaben der Inschrift gleiten.
    »Jonathan Wolverton Randall«, sagte sie leise, »1705 bis 1746. Ich habe es dir gesagt! Habe ich es dir nicht gesagt, du Hurensohn? Ich habe es dir gesagt!« Ihre Stimme, die eben noch so beherrscht geklungen hatte, vibrierte nun vor unterdrückter Wut.
    »Mama! Ist alles in Ordnung?« Brianna packte ihre Mutter bestürzt am Arm.
    Roger hatte den Eindruck, als legte sich ein Schatten über Claires Augen. Die Erregung, die

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