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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Engländer haben furchtbar Angst, du hast die Flugblätter ja gesehen.« Er verzog den Mund. »Wir spießen kleine Kinder auf und rösten sie über dem Feuer. Und wir schänden die Frauen und Töchter ehrbarer Männer.« Er schnaubte verächtlich. Diebstahl und Gehorsamsverweigerung waren zwar in der Hochlandarmee an der Tagesordnung, Vergewaltigung jedoch war praktisch unbekannt.
    Er seufzte. »Cameron hat gehört, daß König George seine Flucht aus London vorbereitet, da er befürchtet, die Armee des Prinzen werde die Stadt bald einnehmen.« Das Gerücht hatte Cameron von mir und ich von Jack Randall. »Und dann Kilmarnock und Cameron. Lochiel und Balmerino und Dougal mit seinen MacKenzies. Allesamt ausgezeichnete Kämpfer. Und falls Lovat die Männer schickt, die er versprochen hat - Gott, dann würde es vielleicht reichen. Mein Gott, wenn es so weit kommen sollte, daß wir in London einmarschieren...« Er zuckte die Schultern.
    »Aber ich kann es nicht riskieren«, sagte er kurz und bündig.
»Ich kann nicht nach Beauly gehen und meine Männer hier allein zurücklassen - weiß Gott, wohin man sie schickt. Wenn ich da wäre, um sie zu führen - das wäre etwas anderes. Aber ich will verdammt sein, wenn ich sie Charles oder Dougal überlasse, damit sie sie im Kampf gegen die Engländer verheizen, während ich weit weg bin.«
    Also wurde folgender Plan gefaßt: Die Männer von Lallybroch - einschließlich Fergus, der lauthals dagegen protestierte - sollten desertieren und unauffällig nach Hause zurückkehren. Und wenn wir unsere Aufgabe in Beauly erledigt hatten und zu Charles zurückgekehrt waren - dann blieb immer noch genügend Zeit, um weiterzusehen.
    »Deshalb nehme ich auch Murtagh mit«, hatte Jamie erklärt. »Wenn alles gutgeht, werde ich ihn nach Lallybroch schicken, um sie zurückzuholen.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Er sieht vielleicht nicht sehr beeindruckend aus, aber Murtagh ist ein tüchtiger Reiter. Schnell wie der Blitz.«
    Er sah in der Tat nicht so aus, aber es war im Augenblick auch nicht nötig, daß er sein Können unter Beweis stellte. Murtagh ritt vielmehr noch langsamer als gewöhnlich. Schließlich blieb er ganz stehen. Als wir ihn eingeholt hatten, war er abgestiegen und inspizierte den Sattel des Packpferds.
    »Stimmt etwas nicht?« Jamie machte Anstalten, aus dem Sattel zu springen, aber Murtagh wehrte ab.
    »Nein, nein, gar nichts. Ein Seil ist gerissen. Reitet ihr beide schon mal weiter.«
    Mit einem Kopfnicken gab Jamie seinem Pferd die Sporen, und ich folgte ihm.
    »Er ist heute aber nicht sehr gesprächig«, bemerkte ich. Er war in der Tat immer mürrischer und reizbarer geworden, je mehr wir uns Beauly näherten. »Ich nehme an, er ist nicht entzückt von der Aussicht, Lord Lovat einen Besuch abzustatten.«
    »Nein, Murtagh ist kein Freund des alten Simon. Er hat meinen Vater sehr geliebt«, Jamie verzog den Mund, »und auch meine Mutter. Die Art, wie Lord Lovat sie behandelte, billigte er ganz und gar nicht. Ebensowenig die Art und Weise, wie Lovat sich seine Frauen aussuchte. Murtagh hat eine irische Großmutter, aber er ist mütterlicherseits mit Primrose Campbell verwandt«, erklärte er, als ob damit alles gesagt sei.

    »Wer ist Primrose Campbell?« fragte ich verblüfft.
    »Oh.« Jamie kratzte sich nachdenklich die Nase. Der Wind vom Meer frischte auf und ließ Jamies Haar flattern.
    »Primrose Campbell war - und ist vermutlich immer noch - Lovats dritte Frau«, erklärte er, »obwohl sie ihn vor einigen Jahren verlassen hat und in ihr Elternhaus zurückgekehrt ist.«
    »Er scheint bei Frauen sehr beliebt zu sein«, murmelte ich.
    Jamie schnaubte verächtlich. »So kann man es auch nennen. Seine erste Frau zwang er zur Ehe. Er riß die verwitwete Lady Lovat mitten in der Nacht aus dem Bett, heiratete sie auf der Stelle und ging sofort mit ihr ins Bett. Allerdings«, fuhr er fort, »hat sie sich später entschlossen, ihn zu lieben, also war er vielleicht doch nicht so schlecht.«
    »Vielleicht war er wenigstens im Bett etwas Besonderes«, sagte ich leichthin. »Das liegt dann wohl in der Familie.«
    Er warf mir einen etwas schockierten Blick zu, grinste dann aber.
    »Aye«, sagte er. »Wenn, dann hat ihm das nicht viel genutzt. Die Dienstmägde der Witwe haben gegen ihn ausgesagt, und Simon wurde geächtet und mußte nach Frankreich fliehen.«
    Erzwungene Heirat und Ächtung? Ich hielt mich mit weiteren Bemerkungen über die Familienähnlichkeit zurück,

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