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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und verkündete: »Pocken. Die Dame hat recht. Es tut mir leid, Monsieur le Comte, aber Sie kennen das Gesetz.«
    Der Angesprochene seufzte ungeduldig. Nachdem er mich stirnrunzelnd angeblickt hatte, wandte er sich entschlossen an den Hafenmeister.
    »Gewiß läßt sich das in Ordnung bringen, Monsieur Pamplemousse. Ich bitte um eine kurze Unterredung...« Er deutete auf die
abseits gelegene, verlassene Baracke des Aufsehers, einem verfallenen Verschlag im Innern des großen Lagerhauses. Der Adelssproß hatte buschige Augenbrauen und dünne Lippen; er gehörte zu den schlanken, eleganten Vertretern seiner Schicht. Sein Auftreten ließ keinerlei Zweifel, daß er daran gewöhnt war, seinen Willen durchzusetzen.
    Der kleine Hafenmeister wich jedoch mit abwehrend erhobenen Händen zurück.
    » Non , Monsieur le Comte«, wandte er ein, » Je le regrette, mais c’est impossible ... Darauf kann ich mich nicht einlassen. Zu viele Leute wissen bereits Bescheid. Die Nachricht wird sich schon wie ein Lauffeuer auf den Docks ausgebreitet haben.« Hilflos blickte er zu Jamie und Jared und wies dann zur Tür, wo man im Licht der einfallenden Spätnachmittagssonne die goldfarben umrahmte Silhouette der Menschenmenge sah.
    »Nein«, wiederholte er bestimmt. »Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, Messieurs - und Madame«, fügte er ein wenig verspätet hinzu, als würde er mich zum ersten Mal wahrnehmen. »Ich muß die Vorbereitungen zur Zerstörung des Schiffes treffen.«
    Diese Bemerkung ließ den Kapitän laut aufstöhnen, und er packte den Hafenmeister am Ärmel. Doch der riß sich los und verließ eilends die Halle.
    Wir blieben in einer Atmosphäre gelinder Anspannung zurück. Monsieur le Comte und sein Kapitän starrten mich haßerfüllt an, Jamie funkelte die zwei Männer drohend an, und der Tote starrte blind an die Decke.
    Da tat der Comte einen Schritt auf mich zu. »Sind Sie sich eigentlich bewußt, was Sie da angerichtet haben?« fauchte er. »Seien Sie gewarnt, Madame, dafür werden Sie büßen!«
    Jamie machte Anstalten, sich auf den Comte zu stürzen, doch Jared kam ihm zuvor, zog ihn am Ärmel und schob mich sanft in Richtung Tür. Dabei murmelte er dem verstörten Kapitän ein paar Worte zu, die dieser lediglich mit einem stummen Kopfschütteln zur Kenntnis nahm.
    »Armer Kerl«, meinte Jared, als wir wieder im Freien waren. »Puh!« Obwohl ein kalter Wind über den Kai fegte, wischte sich Jared mit einem großen roten Taschentuch über Gesicht und Nakken. »Los, Junge, suchen wir uns eine Schenke! Jetzt kann ich ein Gläschen vertragen.«

    Nachdem wir in einem Zimmer im Obergeschoß einer der Tavernen am Kai Zuflucht gefunden hatten und mit Wein versorgt waren, fiel Jared in einen Sessel, fächelte sich Luft zu und schnaufte laut auf.
    »Mein Gott, welch ein Glück!« Er goß sich einen Becher voll, stürzte ihn hinunter und füllte ihn wieder auf. Als er meinen erstaunten Blick bemerkte, grinste er und schob den Krug in meine Richtung.
    »Hier ist Wein, Mädel«, erklärte er. »Auch wenn er lediglich dazu dient, den Staub wegzuspülen. Schnell hinunter damit, bevor du etwas schmecken kannst. Dann erfüllt er seinen Zweck.« Seinem eigenen Rat folgend, leerte er den Becher und griff erneut nach dem Krug. Mir dämmerte, was mit Jamie am Tag zuvor geschehen war.
    »Wieso Glück?« fragte ich Jared neugierig. Mir schien eher, als hätten wir Pech gehabt, aber der kleinwüchsige Geschäftsmann befand sich in einer überschäumenden Hochstimmung, die sich keinesfalls allein auf den Rotwein zurückführen ließ. Dieser wies eine starke Ähnlichkeit mit Batteriesäure auf, und ich hoffte nur, daß er den Schmelz meiner Backenzähne nicht angegriffen hatte, als ich den Becher absetzte.
    »Nun, St. Germain hatte Pech, daher habe ich Glück«, entgegnete Jared und erhob sich, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen.
    »Gut«, meinte er zufrieden und setzte sich wieder. »Sie werden den Wein noch vor Sonnenuntergang abgeladen und im Lagerhaus verstaut haben. Dort ist er sicher.«
    Jamie lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete seinen Cousin mit einem mokanten Lächeln.
    »Können wir davon ausgehen, daß das Schiff von Monsieur le Comte de St. Germain auch Spirituosen an Bord hatte, Cousin?«
    Ein breites Grinsen enthüllte zwei Goldzähne, die Jared mehr denn je wie einen Seeräuber aussehen ließen.
    »Den besten Portwein aus Pinhäo«, erklärte er vergnügt. »Hat ihn ein Vermögen gekostet. Die Hälfte der

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