Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelöschte Welt

Die gelöschte Welt

Titel: Die gelöschte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Harkaway
Vom Netzwerk:
nichts mehr mit der heutigen Situation zu tun haben. Ist das eine Zigarette? Baptiste Vasille wird uns für eine Zigarette bis in alle Ewigkeit seine Seele verpfänden. Er hat zweihundert Soldaten, die sogar noch mehr tun würden. Für Tabakerzeugnisse wollen sie durch die Hölle marschieren und das Feuer mit ihrem eigenen Blut löschen. Aber selbstverständlich. Sie sind Franzosen. Und Libanesen. Ein paar sind auch Afrikaner. Aber keine Belgier! Hah! … Nom de dien! Pfannkuchen? Beim Blute Christi … Gonzo ist ein Genie. Beinahe schon ein Franzose. Wo muss Vasille unterschreiben? Gibt es Wein? Ach, man kann nicht alles haben. Immerhin, Vasille hat noch etwas Branntwein. Nur dreißig Kisten, aber trotzdem … kennen Sie dieses Miststück? Die Österreicherin? Die ist völlig verrückt. Ganz und gar verrückt. Psychotisch. Vielleicht war sie das schon immer. Die führt ihren eigenen Krieg und hat eine Nemesis. Wie in Griechenland. Vasille kannte mal ein griechisches Mädchen, das war in Thessaloniki. Sie war etwas Besonderes. Ein Schlangenmensch … Die gute, alte Zeit. Dabei war es eigentlich erst im letzten Sommer … wie die Zeit vergeht. Hat mal jemand Feuer? Kemner. So heißt das Miststück. Natürlich nicht das griechische Mädchen. Die Österreicherin. Normalerweise mag Vasille die Österreicher ja. Sein Bruder hat sogar eine Österreicherin geheiratet. Nettes Mädchen. Konnte sie aber nie ins Bett bekommen, sie war zu verklemmt. Sie (die Österreicherin, diese Kemner, eine Furie aus der Hölle, salope … Mordieu, was für ein schrecklicher Gedanke! Wer würde dafür bezahlen? Nun, Kumar natürlich, aber wer sonst außer ihm?) war die Kommandantin der Verteidigungsinitiative Addeh, ja? Diese Gauner! Diebische Wiesel alle miteinander, und die Belgier sind die schlimmsten, keine Frage! Die lassen sich sogar mit den Drogenbaronen, mit der Mafia, mit der Russenmafia, mit Triaden und Schweinehunden und sogar mit Erwin Kumar ein, das ist so sicher wie die Milch in der Schule. Ja, Milch! Kumar ist ein Wiesel und ein Perverser, und zwar nicht auf die angenehme französische Art, sondern er ist auch noch ein Drogenschmuggler von internationalem Rang, der die Rückendeckung der merde CIA und von A-merde- icagenießt. Natürlich, weil er selbst für die Cocaine Intelligence Agency arbeitet, ha! Oder waren es die Russen? Der Kokainum … oder wofür das Kürzel KBG auch stehen mag. Jesus, im Namen der Gnade …
    Endlich zündet jemand Vasilles Kippe an. Er führt sie aber zum Mund, als wollte er sie aufessen, und dann hebt er sie wie das Haupt eines besiegten Feindes, woraufhin seine Männer (und ein paar Frauen) in Jubelrufe ausbrechen. Die Franzosen sind da, und das ist gut so, weil sie anders sind. Denn wenn uns irgendetwas umbringt, dann ist es die Langeweile.
    So verstreicht auch der Donnerstag wie im Fluge, bis die Welt, wie wir sie kennen, um etwa siebzehn Uhr untergeht. Wir dachten, sofern wir überhaupt nachgedacht haben, das sei längst schon geschehen. Aber das war ein Irrtum.
    Der Kerl heißt Foyle oder Doyle, und er hat Mut. Seine Rippen sind nach irgendeinem stumpfen Aufprall, beispielsweise, weil er von einer Explosion durch den Raum geschleudert wurde, rundherum verbunden, aber er ist hier draußen und schleppt und hebt wie alle anderen. Wir bauen einen Stausee, auch wenn es eher nach einem Biberdamm aussieht. Von den Hügeln plätschert ein kleiner Fluss herunter und fließt hinter dem Lager vorbei. Dort, wo er eine Felsformation umrunden muss, richten wir eine Sperre ein. So soll ein kleiner See entstehen, der beständig an einem Ende gefüllt und am anderen entleert wird. Gonzo hat entschieden, dass wir nicht von Ressourcen abhängig sein sollten, die wir nicht kontrollieren können. Er hat mit dem Gedanken gespielt, den ganzen Stützpunkt zu verlegen. Aber hier gibt es mehrere tausend Leute, und ein großer Teil der Ausrüstung kann ohne Luftunterstützung nicht bewegt werden. Luftunterstützung haben wir natürlich nicht mehr. Foyle oder Doyle war früher Mechaniker. Er glaubt, er könne zwei große Lastwagen für diese Aufgabe umrüsten, vielleicht auch einen der Brückenpanzer. Das erzählt er mir, weil ich Gonzos alter Freund bin. Gonzo hat viele Freunde – Jim und Sally, Samuel P. –, die auch meine und Leahs Freunde sind. Aber es gibt nur einen alten Freund. Nur einen, der für Gonzo sprechen kann, als spräche Gonzo selbst. Der Mann, der ahnt, was Gonzo sagen will, der ihn unterstützt und

Weitere Kostenlose Bücher