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Die gelöschte Welt

Die gelöschte Welt

Titel: Die gelöschte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Harkaway
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alle sein, wenn ihr glaubt, es sei richtig, und noch einmal verdammt sollt ihr sein, weil ihr mich gefragt habt, ob ich es für euch tue. So erschafft man keine sichere Welt. Eine Haltung wie die eure hat uns überhaupt erst hierher gebracht.« Dann begegnet mir Zaher Beys Blick. In seinen Augen glimmt eine kleine, neue Hoffnung und dazu auch noch so etwas wie Stolz. Ich nicke, und er antwortet auf die gleiche Weise. Na schön. Also gut.
    Dann gehe ich hinaus und denke, Leah wird es verstehen, aber ich bin jetzt arbeitslos, und es wird gewiss ein sehr einsamer Heimweg werden. Auf einmal höre ich hinter mir eigenartige Geräusche, ein Schnattern wie von aufgeregten Enten, und dann wird mir klar, dass Jim, Sally und Tobemory Trent sich ebenfalls die Abzeichen abgerissen haben. Auch Gonzo kommt, und dann gehen wir alle zusammen hinaus. Als sich die Neuigkeit verbreitet, hört man überall Stoff reißen, während sich unzufriedene Stimmen erheben. Am Ende des Tages haben alle aus unserer Truppe gekündigt und dazu noch eine Menge anderer Leute. Auf der Piper 90 wird gestreikt.
     
    Es ist ein Geheimnis der menschlichen Mathematik, dass man immer und überall mindestens zwei ansonsten sanfte und entgegenkommende Zeitgenossen findet, die ganz genau wissen, wie man einen Streik organisiert – ganz gleich, wie man eine Gruppe von Menschen aufteilt, ob man sie dezimiert oder in gleich große Hälften teilt, ob man die offensichtlichen Unruhestifter heraussucht oder willkürlich einen kleinen Teil der größeren Gruppe hernimmt. Man braucht nur »Alles raus hier!« in der Fabrikhalle zu rufen und sich selbstbewusst zum Ausgang zu bewegen. Spätestens wenn man das Werkstor erreicht, marschiert eine Frau aus der Kantine neben einem und stimmt ein Kampflied an (»Zwei, vier, sechs, acht, nieder mit der Niedertracht! Wir stehen einig hier am Ort – gegen Hass und Völkermord!«), während ein Milchgesicht mit verknittertem Pullover Plakate austeilt und den Streikposten erklärt, wie sie den Betrieb am besten stören können. Wenn man dann den Clubraum erreicht (das Hauptquartier des Streikausschusses auf der Piper 90) hat die Eröffnungssitzung bereits begonnen, und das Milchgesicht hat alle Beschwerden zu einem Forderungskatalog zusammengefasst und eine Erklärung aufgesetzt.
    Baptiste Vasille und seine Jungs ließen sich blicken und wollten für Ordnung sorgen – anscheinend haben sie früher auch schon mal als Streikbrecher gearbeitet, obwohl es ihren politischen Überzeugungen widerspricht. Er verkündet tapfer, von irgendetwas müsse man ja leben, und setz doch bitte diesen Hut auf, damit du nicht gleich auffällst, denn wir schnappen uns ja immer zuerst die Rädelsführer (pardon, sie schnappen sich die Rädelsführer). Alle aus unserer alten Einheit sind hier und beteiligen sich an der Meuterei. Eigenartig ist aber, dass fast alle hinsichtlich der gefundenen Tausend zwiespältige Gefühle haben. Viele Leute in diesem Raum sind ihnen gegenüber sehr misstrauisch und haben damit vielleicht sogar Recht. Der entscheidende Punkt ist aber, wie Tommy Lapland gerade einem hingerissenen Publikum von zivilen Flüchtlingen erklärt, dass wir nicht einfach losziehen und Leute beseitigen, nur weil wir ihnen nicht trauen. Genau darin unterscheiden sich die bösen Buben von den braven Jungs. Schließlich steigt auch Larry Tusk aufs Rednerpult (zwei mit Seilen zusammengeschnürte Packkisten, die zwei Stunden vorher noch als Tisch Dienst taten). Er hat die Hündin Dora auf den Armen und räuspert sich.
    »Ich weiß nicht so viel«, sagt Larry Tusk. Er muss es wiederholen, weil er sein Megafon nicht eingeschaltet hat. »Ich sagte, ich weiß nicht sehr viel. Das Reden lag mir noch nie, und ich mag es auch heute nicht.« Dora schnüffelt am Mikrofon, und die Leute applaudieren dem beherzten besten Freund. »Aber ihr kennt mich ja alle und wisst, was ich mit Pascal Timbery gemacht habe.« Larry Tusk lässt einen Moment lang den Kopf hängen. Er mochte Pascal Timbery. Wann immer er sich an Pascal erinnern kann, ohne vor seinem inneren Auge zu sehen, wie er Dora aus Pascals Bauch herausschnitt, vermisst er ihn und schämt sich auch nicht, dies bei einem Glas von irgendwas zu erzählen, wenn man bereit ist, ihm zuzuhören. »Das ist alles schön und gut. Es ist geschehen, und ich kann nicht versprechen, ich würde es heute anders machen. Aber die Sache ist doch die …« Er muss innehalten, weil die Leute erneut applaudieren. »Die Sache ist

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