Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
Kleidungsstücke über und als er gänzlich schwarz gekleidet mit Sturmmaske vor Talert stand, war er kaum mehr von einem Polizisten vom SEK zu unterscheiden. Talert ahnte, was er vorhatte.
Ruschkow ging zur Eingangstür, nahm die Handgranate vorsichtig auf, fixierte den entsicherten Bügel mit Klebeband und steckte die Granate ein. Die Pistole steckte er unter dem Pullover verborgen in den Hosenbund.
Auf Talert wirkte alles, was Ruschkow tat, bis ins kleinste Detail durchdacht. Es machte ihm Angst, ganz besonders deshalb, da er durch seine Fesseln zur Tatenlosigkeit verdammt war.
Jan Ruschkow stellte erneut eine Videokonferenz zum Übertragungswagen des Fernsehsenders her. Lena Jansen sah auf ihrem Display das schwarz vermummte Gesicht, ohne zu erkennen, wer es war. Wie zu erwarten, hielt sie den Mann für einen Beamten des SEK und atmete auf. Es kam ihr überhaupt nicht in den Sinn, wie unsinnig dies war.
»Ich bin entdeckt worden«, begann Ruschkow, der davon ausging, dass seine Verkleidung wirksam war, »und befinde mich in der Gewalt des Terroristen. Er steht rechts hinter mir und bedroht mich mit einer Waffe. Ich werde gezwungen, seine Forderung vorzutragen.«
Ein Tontechniker rannte los, um den Leiter des SEK zu informieren, der sich unverzüglich im Übertragungswagen einfand. Auch er hielt Ruschkow für den Kollegen, den er zur Erkundung ins Gebäude geschickt hatte und zu dem er seit einigen Minuten keinen Kontakt mehr bekam.
»Seit einiger Zeit bestrahlt die Anlage in Falkensee ein Objekt, das innerhalb der nächsten Stunden zur Explosion gebracht wird, mit entsetzlichen Folgen. Die Katastrophe lässt sich abwenden, wenn ein schnelles Fluchtfahrzeug und 50 Millionen Euro in nicht registrierten Scheinen innerhalb der nächsten sechzig Minuten zur Verfügung gestellt werden. Der Geiselnehmer fordert außerdem freies Geleit, Patrick LeClerc als Fahrer und Sandine Dutronc soll ebenfalls im Fahrzeug sitzen.«
Aufmerksam und ruhig hörte sich der SEK-Leiter an, was der vermeintliche Kollege zu sagen hatte.
»Als Gegenleistung«, fuhr er fort, »werden die beiden Geiseln und ich freigelassen. Der Geiselnehmer ist bereit, diesen Teil der Vereinbarung sofort zu erfüllen. Ich werde also mit den beiden Geiseln jetzt das Gebäude verlassen.«
»Vereinbarung!?«, empörte sich der SEK-Mann, doch als er hörte, was Ruschkow noch zu sagen hatte, stockte ihm der Atem.
»Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, werden im Europa-Center Bomben gezündet. Dabei ist es dem Geiselnehmer egal, dass er selbst dabei ums Leben kommen wird.«
»Ein Fahrzeug zu besorgen ist nicht das Problem, aber wie sollen wir in nur einer Stunde 50 Millionen Euro beschaffen?«
»Sie müssen es schaffen«, betonte Ruschkow, der sich seiner Sache äußerst sicher war. Er überprüfte noch einmal die Eingabe, die er in sein Notebook vorgenommen hatte und ob diese ordnungsgemäß an den Server in Falkensee übertragen worden war. Sein breites Grinsen verriet seine Siegessicherheit.
»Los, steh' auf!«, brüllte Ruschkow die Kellnerin an. Es war der gleiche Kasernenhofton, den Talert aus seiner Zeit in Hohenschönhausen noch im Ohr hatte. Ruschkow packte die Frau am Oberarm und zerrte sie auf die Beine.
»Wir gehen zusammen«, sagte er, »aber ich warne dich! Eine falsche Bemerkung und du bist tot, verstanden? Das gleiche gilt für dich«, sagte er zu Talert und erinnerte ihn an die Bomben im Gebäude, während er ihn mit einem weiteren Kabelbinder am Heizkörper fesselte. Er wurde sozusagen Ruschkows Versicherung. Niemand würde eine Sprengung des Centers mitten in Berlin riskieren, erst recht nicht, wenn sich noch ein Mensch im Gebäude befand. Davon ging Ruschkow aus.
Die stark eingeschüchterte und traumatisierte Kellnerin nickte. Mit geröteten Augen warf sie Talert einen Hilfe suchenden Blick zu. Doch was sollte er tun? Er war gefesselt.
Jan Ruschkow benutzte die junge Frau gewissermaßen als Schutzschild. Er ließ sie vorausgehen, während er in Tuchfühlung folgte. Seine Notebooks ließ er zurück. Er benötigte sie nicht mehr und sie würden ihn in seinem Vorhaben nur behindern. Er dachte gar nicht daran, die Bestrahlung abzuschalten, sobald seine Forderungen erfüllt waren.
Als Ruschkow mit seiner Geisel das Restaurant verließ, unternahm Talert alle Anstrengungen, um an die zurückgelassenen Notebooks zu kommen. Seine Fesseln schmerzten, als er sich mit äußerster Mühe zum Tisch streckte und mit dem Fuß das
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