Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
durchgezogen werden konnte. Er allein war dazu niemals in der Lage, schon aus rein technischen Gründen nicht. Das Ganze war wie eine Kette, bei der kein einziges Glied Schwächen aufweisen durfte. Schwächen in Form von Pannen hatte es genug gegeben, jetzt musste alles perfekt funktionieren.
Vielleicht war es deshalb gar nicht so schlecht, einen weiteren Strahlenphysiker in den Reihen zu wissen. Immerhin galt es ein Problem zu lösen, denn einen Unfall wie den, der gerade sieben Menschenleben kostete, durfte sich unter keinen Umständen wiederholen, erst recht nicht, wenn die Testphase abgeschlossen sein würde und der Ernstfall anstand. Und diesen wollte Ruschkow jetzt so schnell wie möglich herbeiführen. Er sah sich am Ziel eines verbohrten Plans, wie es ihn noch niemals zuvor gegeben hatte. Der 11. September würde verblassen, wenn alles so klappt, wie er es sich ausmalte.
»Habt ihr die Leichen entsorgt?«, fragte Jan Ruschkow schließlich, während er seinen Stellvertreter ansah.
»Alles erledigt. Wir haben sie im Wald vergraben, tief genug, damit kein Tier sie ausgräbt.«
»Sehr gut. Aus der Klinik dürfte nichts weiter zu befürchten sein. Das bedeutet für uns, wir können zur Tagesordnung übergehen. Wir haben einen Zeitplan einzuhalten und noch viel zu erledigen, bis es soweit ist.«
Ruschkow, Fromm und Dutronc verließen die Hütte und gingen ein paar Meter tiefer in den Wald hinein. Nach etwa fünfzig Metern erreichten sie den Zaun, der aus Elementen der ehemaligen Grenzbefestigung bestand. Jan Ruschkow schloss ein Tor auf, durch das sie auf ein von außen uneinsehbares Gelände gelangten, und verschloss es wieder. Zur Kontrolle rüttelte er an der Klinke, um sicherzugehen, dass das Schloss eingerastet war. Immer wieder ärgerte es Ruschkow, dass die Baracke außerhalb der Umzäunung lag, aber anders war es nicht möglich gewesen.
Jenseits des Zauns ging der Wald weiter. Etwa einhundert Meter weiter, abgeschirmt durch dichten Baumbestand, lag auf einer Lichtung ein mehrere Hundert Quadratmeter umfassender Antennenpark mit schneeweißen und groß dimensionierte Parabolspiegeln, die dicht an dicht in den tiefblauen Himmel ragten. Die Schaltzentrale dieser gigantischen Anlage lag direkt neben dem Zaun in einem unscheinbaren, eingeschossigen Gebäude, das den Charme einer Baracke besaß.
Neben der Eingangstür tippte Ruschkow einen Zahlencode in ein Tastenfeld, das in Augenhöhe angebracht war. Niemand bemerkte unterdessen eine Gruppe von Probanden, die sich in der Nähe versteckt hielten und den Vorgang sehr genau beobachteten. Seit Ruschkow, Fromm und Dutronc das Gelände betraten, observierten sie sie unbemerkt und warteten auf einen günstigen Moment.
Als die Eingangstür aufsprang, stürmten sie mit wildem Geschrei herbei und verschafften sich Zutritt in das barackenähnliche Gebäude. Ruschkow und seine beiden Mitstreiter waren derart überrascht, dass sie wie gelähmt den Überfall geschehen ließen. Niemand verfolgte jedoch die Absicht, anderen Schaden zuzufügen. Deshalb beruhigte sich die Lage schnell und Ruschkow löste sich als erster aus seiner Schrecksekunde.
»Was soll das!?«, brüllte Ruschkow in einem durchdringenden Kasernenhofton, der an seine Zeit in Hohenschönhausen erinnerte und den Zweck erfüllte, die Männer einzuschüchtern. Dutronc verlor in dem Gemenge fast das Gleichgewicht und stützte sich an der Wand des Korridors ab. Fromm stand regungslos da. Alle drei waren von der Situation überrascht und kaum in der Lage, die entschlossenen Eindringlinge aus dem Gebäude zu drängen. Die Eingangstür war längst wieder ins Schloss gefallen.
Auch wenn es zunächst nicht so aussah, verfolgte die Gruppe nicht die Absicht, Ruschkow und seine Männer zu überwältigen. Ihr einziges Ziel war, Ruschkow zur Rede zu stellen.
»Wir wollen nur mit Ihnen sprechen«, sagte einer der Probanden, der der Rädelsführer war. Er stellte sich dicht vor Ruschkow und sah ihm direkt in die Augen. Der enge Korridor ließ keine Distanz zu, die Ruschkow gern gehabt hätte.
»Ich höre«, sagte Jan Ruschkow wütend.
»Wir alle sind freiwillig hier, werden aber wie Gefangene behandelt. Wir wollen wissen, was hier vor sich geht. Was ist mit unseren Kameraden passiert?« Ruschkow überblickte die Lage sofort, dass der bedauerliche Zwischenfall, der sieben Probanden Verbrennungen zugefügt hatte, noch längst nicht ausgestanden war. Er zeigte aber auch keine Bereitschaft, darüber zu diskutieren,
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