Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
ohne Patrick LeClerc.
»Was ist los?«, überfiel sie die Agenten und fragte sofort nach LeClerc.
»Tut mir sehr leid, Frau Jansen, wir haben niemanden gefunden. Dort drüben ist alles leer«, berichtete Conrad.
»Das kann doch nicht sein«, sagte Jansen aufgeregt. Le-Clerc musste dort sein. Sie war felsenfest überzeugt, dass er sich andernfalls bei ihr gemeldet hätte. Ihr Handy war die ganze Zeit eingeschaltet und sie hatte Netzempfang, selbst in London.
»Wir haben Blutspuren gefunden«, fuhr Lutz fort. »Es sieht danach aus, als sei Herr LeClerc verletzt, vielleicht sogar getötet worden.«
Lena Jansen erstarrte und hielt sich beide Hände vor Mund und Nase. Sie war unfähig, etwas zu sagen. Thekla Pfaff kam herbei und legte ihren Arm um sie. Beide zitterten und auch Talert war bestürzt. Der einzige, der einen kühlen Kopf behielt, war der Kameramann, der alles aufnahm.
19
Was kommt als Nächstes?, fragte sich Lena Jansen, die in den vergangenen Stunden mehr erfahren hatte, als ihr lieb war. Die Welt schien verrückt geworden zu sein. Da wurden Waffensysteme auf der Basis von Mikrowellen entwickelt und man wollte sie nutzen, um Fakten zu sammeln, die der Bevölkerung Beweise liefern sollten, dass auch in Deutschland Terroranschläge möglich sind. Eine kranke Welt, dachte Jansen. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, welche Auswirkungen ein solcher Terroranschlag auf das künftige Leben haben würde. Könnte man anschließend überhaupt noch irgendjemanden trauen?
»Ich kann hier nicht einfach herumsitzen«, sagte sie und sprang auf, »ich muss Patrick LeClerc suchen.«
Mit einer deutlichen Geste versuchte Fechner seine Mitarbeiterin zu beruhigen. »Setzen Sie sich wieder, Frau Jansen.« Das diffuse Licht im Büro des Chefredakteurs warf gespenstische Schatten, fast passend zur Situation. »Ich fürchte, wir können nichts für Herrn LeClerc tun«, sagte Fechner, der nicht minder bestürzt war.
»Wir müssen ihn wenigstens suchen. Auch wenn er ermordet wurde, muss seine Leiche doch irgendwo sein. Die verschwindet doch nicht einfach so.« Lena Jansen war aufgeregt. Die verschwindet doch nicht einfach so, hatte sie gesagt. Ihr lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie dachte an die Leiche von Professor Morgenthal, die man auf höchst abartige Weise verschwinden lassen wollte.
Fechner schob seine Brille etwas vor und schaute über den Rand hinweg. Er sah ihr an, wie aufgewühlt sie war. Anscheinend nahm sie LeClercs Schicksal mehr mit, als sie zugeben mochte. Die ganze Situation sorgte dafür, dass letztendlich alle Beteiligten angespannt waren. Auch Fechner konnte sich dem nicht entziehen. Immerhin war er gerade erst Opfer einer Geiselnahme gewesen.
»Was hältst du von diesen BND-Typen?«, fragte Fechner. »Stecken die womöglich mit Ruschkow unter einer Decke?«
»Quatsch, das sind Agenten des Bundes. Wenn wir denen nicht mehr trauen können, wem denn dann noch?«
»Vergiss nicht, dass dieser Anschlag von der Bundesregierung geplant wurde. Ganz abwegig wäre es also nicht. Mich beschäftigt die Frage, weshalb die dich am Flughafen abfangen, mit nach Falkensee nehmen, dich aber nicht auf das Gelände lassen. Was haben die dort gemacht? Wer garantiert dir, dass nicht einer von denen LeClerc auf dem Gewissen hat?«
Lena geriet ins Grübeln und brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, was Fechner gerade meinte.
»Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?«, fragte sie leise.
Fechner redete in einem verschwörerischen Ton auf sie ein. Unter keinen Umständen wollte er es sich leisten, dass sie aufgab. Es war allerdings ein Spagat zwischen einer sensationellen, höchst brisanten Story und der Sicherheit der Mitarbeiter. Fechner befand sich schon lange nicht mehr in einer solchen Zwickmühle. Dazu kam, dass Lena Jansen emotional zu sehr mitgenommen war, was Patrick LeClerc betraf. Eine Situ a tion, die Fechner gar nicht gefiel. Er war ein Verfechter dessen, dass Emotionen im Nachrichtengeschäft generell nichts zu suchen haben. Für einen Moment dachte er sogar darüber nach, Lena Jansen von dem Fall abzuziehen. Doch sie war seine beste Journalistin. Wen sonst sollte er auf eine derart brisante Recherche ansetzen? Außerdem war sie in dieser Sache von Anfang an involviert.
Lena Jansen saß wie auf Kohlen. Andauernd schaute sie auf die Uhr um festzustellen, dass nur ein bis zwei Minuten vergangen waren. Was sie so nervös machte, war, dass sie Talert erwartete, der versuchte, etwas über das
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