Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
gegenüberstand.«
»Das waren Jan Ruschkow und Sebastian Fromm, richtig?«
»Ja. Zusätzlich holten wir Sandine Dutronc ins Boot. Wir wollten einen Strahlenphysiker dabei haben, damit alles wissenschaftlich fundiert abläuft. Unsere Wahl fiel auf Frau Dutronc, da unser Geheimdienst herausfand, dass sie mit der früheren RAF sympathisiert hatte. Sie hatte also einen terroristischen Hintergrund, was für das Projekt nicht unwichtig war. Es sollte schließlich echt aussehen.«
»Das war ein Fehler, nicht wahr?«, fragte Lena Jansen.
»Jan Ruschkow war unsere gröbster Fehler. Wir konnten nicht wissen, wie fanatisch er die alten DDR-Strukturen verteidigt und Genesis für seine eigenen Zwecke missbrauchen würde. Genesis fing an, aus dem Ruder zu laufen.«
»Warum haben Sie nicht rechtzeitig eingegriffen und das Projekt abgeblasen?«
»Das wollten wir ja. Aber dazu war es bereits zu spät. Genesis hat uns fast zweihundert Milliarden Euro gekostet und wir hatten keinen Einfluss mehr.«
Lena Jansen pustete und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sie konnte kaum glauben, was sie gerade erfuhr. Da wurden –zig Milliarden für einen fiktiven Terroranschlag ausgeben, was allein schon Frevel genug war. Was hätte man mit diesem Geld Sinnvolles anfangen können, waren ihre Gedanken.
»Was hat es mit dem Countdown in Falkensee auf sich?«, wollte sie wissen.
»Es ist der Zeitpunkt des vermeintlichen Terroranschlags. Wir wollten der Welt zeigen, dass man nicht nur mit Flugzeugen in ein World-Trade-Center fliegen kann, sondern viel mehr lautlos und ohne Zerstörung von Gebäuden einen immensen Schaden anrichten kann. Ein Anschlag, den zunächst niemand bemerkt, da es sich um einen Angriff mit Mikrowellen handelt.«
»Sie wollten also Bewusstseinskontrolle demonstrieren, so wie die Amerikaner damals im Golfkrieg und in Moskau der Strahlenbeschuss der amerikanischen Botschaft?«
»So ist es, allerdings eine harmlos Variante.«
»Harmlos nennen Sie das!?«
»Wir wollten niemanden wirklich schaden. Unser Ziel war es, Menschen eine Zeit lang zu irrationalen Handlungen zu verleiten, mehr nicht.«
»Mehr nicht!? Als ob das nicht schon schlimm genug wäre«, entrüstete sich Lena Jansen. Sie konnte es nicht fassen, mit welcher inneren Überzeugung Zander von Genesis erzählte, als sei es das normalste Projekt aller Zeiten. Kaum vorstellbar, dass sie einem Mann gegenüberstand, der bei der letzten Bundestagswahl einen überwältigenden Wahlsieg errungen hatte. Seine Entscheidung, sich nach diesem Skandal im Ausland zu verstecken, war sicherlich weise. Würde die Öffentlichkeit erst über die Tragweite von Genesis Bescheid wissen, wäre er im eigenen Land zweifellos eine äußerst gefährdete Person.
Je mehr Lena Jansen erfuhr, desto unsicherer wurde sie, ob sie überhaupt einen Beitrag mit allen Einzelheiten produzieren sollte. Was wird er in der Bevölkerung auslösen? Eine Frage, auf die es im Voraus keine Antwort gab. Andererseits hatte das Volk ein Anrecht, die Wahrheit zu erfahren. Und es wartete darauf, nachdem es zu diesem spektakulären Regierungsrücktritt gekommen war und dem Eklat während der Pressekonferenz des Bundespräsidenten. Nicht zu vergessen die Vorfälle im Funkhaus, die auch nicht an der Öffentlichkeit vorbeigegangen waren.
»Der Countdown, Herr Bundeskanzler. Lässt er sich noch stoppen?«
Zander sah auf seine Armbanduhr, schüttelte den Kopf und wünschte, es wäre anders.
»Tut mir leid, Frau Jansen. Der Countdown dürfte jetzt bei unter 15 Stunden liegen. Das bedeutet, die HAARP-Anlage in Falkensee hat sich aktiviert und beginnt, Energie aufzubauen. Es ist zu spät. Es gibt kein Zurück mehr.«
»Aus Ihrem Mund klingt es wie selbstverständlich, als ob der Anschlag nur noch Beiwerk sei, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben.«
»Ich habe es zu verantworten. Aber glauben Sie mir, ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Hätte ich gewusst, dass ich an die falschen Leute gerate und Genesis dadurch eine ungewollte Eigendynamik entwickelt, hätte ich Genesis niemals in Auftrag gegeben. Das können Sie mir glauben oder nicht.«
Lena Jansen sah Zander in die Augen.
»Ich glaube Ihnen«, antwortete sie nach kurzem Zögern und zu Zanders Überraschung. »Sie sagten, Sie hätten Genesis nie ins Leben gerufen, wenn Sie gewusst hätten, dass Sie an die falschen Leute geraten. Wäre Genesis sonst etwa besser gewesen?«
»Nein, Frau Jansen, Sie haben ja recht. Es war insgesamt ein Fehler
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