Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
und ich bereue es zutiefst.«
Lena erkundigte sich auch nach Lennart Masur und erfuhr, dass er schon mehrere Male die Regierung mit einem Anschlag drohte. Es gab eine undichte Stelle, die ihn mit allen Informationen versorgte, die er über die Genesis haben wollte. Er war ein fanatischer Einzelkämpfer für die Umwelt geworden. Zander bedauerte es sehr, dass er ihn nicht ernst genommen hatte und es nun zu diesem Zwischenfall im Sender kam. Der BND war längst auf ihn angesetzt worden, jedoch ohne ihn festsetzen zu können.
»Noch eine Frage«, sagte Lena Jansen, »eine ganz wichtige Frage: Ist das Regierungsviertel in Berlin das Ziel des Anschlags?«
Zander stand auf und ging nervös auf und ab. »Wenn ich das wüsste«, sagte er und sah Jansen an. Er sah plötzlich verzweifelt aus. »Mir wurde zugetragen, dass Ruschkow eine eigenverantwortliche Entscheidung getroffen hätte. Mehr weiß ich nicht. Wir wollten ursprünglich ein Industrieunternehmen lahmlegen. Aber jetzt …«
Zander breitete die Arme aus, um zu unterstreichen, dass er keine Ahnung hatte, welches Ziel Ruschkow ausgewählt hatte.
»Dann sind wir nicht wirklich weitergekommen«, seufzte Lena. »Dürfen wir das Interview senden, Herr Bundeskanzler?«
»Machen Sie, was Sie für richtig halten, Frau Jansen. Aber tun Sie mir bitte einen Gefallen. Sprechen Sie in Ihrem Bericht nicht vom Bundeskanzler, höchsten vom zurückgetretenen Kanzler oder nennen Sie mich einfach nur beim Namen. Noch einmal meine Bitte: Sagen Sie niemanden, wo ich mich aufhalte. Versprochen?«
Lena Jansen versprach es.
Die nächste Maschine nach Berlin ging in knapp zwei Stunden. Zwei lange Stunden und die Flugzeit, währenddessen der Countdown weiter heruntergezählt wurde.
Bevor Lena Jansen ins Flugzeug stieg, telefonierte sie mit Axel Talert, ohne zu wissen, dass ihr Handy mittlerweile abgehört wurde.
»Was ist mit Patrick LeClerc?«, fragte sie ihn, bekam jedoch nicht die erhoffte Antwort. Talert war zwar zusammen mit Thekla Pfaff nach Falkensee zurückgekehrt, sie konnten jedoch nicht aufs Gelände gelangen und von LeClerc war nichts zu sehen. Überhaupt war alles ruhig, außer einem leichten, gleichmäßigen Brummen, das über der Anlage lag. Thekla Pfaff war beunruhigt. Sie wusste nur zu gut, was dieses Geräusch bedeutete.
Nach knapp zwei Stunden landete Lena Jansen endlich in Berlin Schönefeld. Es kam ihr so vor, als wäre es der längste Flug ihres Lebens gewesen. Eilig rannte sie zusammen mit dem Kameramann quer durch die Empfangshalle Richtung Taxistand, um direkt nach Falkensee zu fahren. Sie erschrak, als sich im Eingangsbereich drei Männer in dunklen Anzügen ihnen in den Weg stellten. Sie tauchten aus dem Nichts auf, sodass Lena Jansen fast mit ihnen zusammengeprallt wäre.
»Lassen Sie uns bitte durch«, forderte sie höflich, »wir haben es sehr eilig.«
»Wirklich?«, fragte einer von den drei Männern und zog gleichzeitig einen Ausweis aus seiner Tasche. »Bockelmann, Bundesnachrichtendienst, Abteilung Terrorismus«, stellte er sich vor und nannte auch die Namen der beiden anderen Männer: Lutz und Conrad. Sie zeigten ebenfalls ihre Dienstausweise, auf denen deutlich das Kürzel BND zu erkennen war. Lena Jansen sah sich alle drei Männer an, wobei ihr Lutz durch seinen gepflegten Drei-Tage-Bart besonders auffiel. Insgesamt fand sie, dass die drei dem klischeehaften Erscheinungsbild eines Agenten durchaus gerecht wurden und anscheinend nicht besonders viel Wert auf Diskretion legten. Einige Passanten blieben neugierig stehen.
»Machen Sie bitte kein Aufsehen und kommen Sie mit uns«, sagte Bockelmann bestimmend.
»Was soll das«, beschwerte sie sich, »ich werde im Sender zurückerwartet – pünktlich. Ich darf meinen Sendetermin nicht verpassen – live, verstehen Sie?«
»Wir haben uns erkundigt. Sie haben heute keine Live-Sendung«, sagte Conrad zu Jansens Verwunderung. Sie waren bestens informiert, was nicht weiter verwunderlich war, schließlich überwachten sie Lenas Handy.
Eingerahmt von den drei BND-Agenten verließen Lena Jansen und der Kameramann das Flughafengebäude. Direkt vor der Tür parkte eine schwarze Limousine mit abgedunkelten Seitenscheiben. Lutz öffnete die hintere Tür und ließ sie einsteigen. Lutz stieg ebenfalls im Fond des Wagens ein, Conrad setzte sich auf den Beifahrersitz und Bockelmann fuhr. Aus Lena Jansens Sicht erübrigte sich jede Frage nach dem Grund dieser Aktion. Eine Antwort würde sie sowieso nicht erhalten
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