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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Dabei öffnete sie ihre geschlossene Hand über dem Trinkgefäß, um sich dann wieder auf ihrem Stuhl zurückzulehnen und eine Scheibe Brot mit Butter zu bestreichen.
    Du schlimmes Mädchen,
dachte Portia mit mühsam unterdrücktem Gelächter. Sie hatte keine Ahnung, was Olivia in Brians Ale getan hatte, ahnte aber, dass es etwas sehr Drastisches sein musste.
    Brian kam an den Tisch zurück, machte zu Diana eine beiläufige Bemerkung über das Wetter und setzte sich.
    »Ist alles in Ordnung, Mr. Morse?« Diana war aufrichtig besorgt.
    »Aber ja, Lady Granville.« Sein Lachen hörte sich hohl und wenig überzeugend an. »In so reizender Gesellschaft kann einen kein Kummer plagen.« Er griff nach seinem Humpen und trank ihn in einem Zug leer.
    Portia entging nicht, dass Olivia reglos verharrte, während Brian trank. Erst als er den Humpen absetzte, aß sie weiter.
    Wenig später betrat Cato das Speisezimmer, begrüßte seine Familie und bediente sich mit Kalbsnieren vom Büfett. Seit Stunden auf den Beinen, brachte er einen Schwall kalter Luft mit, und seine Geistesabwesenheit verriet, dass er in Gedanken bei seinen Truppen war. Doch auch er staunte, als Brian plötzlich aufsprang und aus dem Raum eilte.
    »Herrjeh, was hat der Mann?«
    »Ich g-glaube, Mr. Morse fühlt sich nicht wohl!« sagte Olivia mit offenkundiger Besorgnis. »Er sch-scheint Schmerzen zu leiden.«
    Portia erstickte fast an einem Krümel.
    »Gestern hat ihm noch nichts gefehlt«, bemerkte Cato.
    »Vielleicht sollte ich zu ihm gehen.« Diana erhob sich.
    »Ach, das würde ich nicht tun«, murmelte Olivia so leise, dass es nur Portia hörte.
    »Wie bitte, Olivia?« Cato sah sie fragend an.
    »N-nichts von Bedeutung, Sir.«
    Diana wollte eben die Tür öffnen, als diese aufgerissen wurde, und ein sehr bleicher Brian erschien. »Verzeihung«, murmelte er und nahm seinen Platz wieder ein.
    »Sir, ist Euch nicht wohl?« fragte Portia in einem Ton, der an Sphärenklänge denken ließ.
    Brian klappte den Mund auf, um zu antworten, als er seinen Stuhl diesmal so heftig wegstieß, dass er umfiel. Mit einem Aufstöhnen lief Brian gehetzt hinaus.
    Nun erst erwachte Catos Besorgnis. »Diana, vielleicht sollte der Arzt kommen.«
    »ja, ja, sofort.« Auch Diana eilte hinaus.
    Portia sagte nun: »Wenn Ihr mich entschuldigt, Lord Granville, Janet braucht mich in der Kinderstube.«
    Als nächste sprang Olivia auf und entschuldigte sich wie Portia, so dass ihr Vater allein am Frühstückstisch zurückblieb.
    »Was hast du ihm in sein Ale getan?« fragte Portia giggelnd im Flüsterton. Sie hatte Olivia in eine Fensternische des Korridors gezogen.
    »Eine Riesendosis Senna«, gestand Olivia prustend. »Er wird den ganzen Tag auf seinem Leibstuhl verbringen.«
    »Kluges Mädchen«, gluckste Portia anerkennend. »Brillant.« Olivia erglühte vor Stolz.
    »Ich könnte mir denken, dass er bald verschwindet«, griente Portia. »Wo man sich zum Narren macht oder zum Narren gemacht wurde, bleibt man nicht gern«, setzte sie kenntnisreich hinzu. »Jetzt wäre es angebracht, dass ich zu Janet gehe und sehr nett zu ihr bin.«
    Mit einem verschwörerischen Winken entfernte sie sich, und Olivia fasste nach ihrem Medaillon. Sie öffnete es und entnahm ihm den aus Haaren geflochtenen, dreifarbigen Ring. Was für eine mächtige Kraft Freundschaft doch war, wenn sie sogar Dämonen auszutreiben vermochte!

Kapitel 14
    Was da wohl in die Festung geschafft wurde? Portia schob sich weiter vor, um durch den Abtritt-Schacht besser in den Burggraben hinuntersehen zu können. Ihrem Blick bot sich die gleiche Szene, die sie schon oft beobachtet hatte – Männer, die Lasttiere abluden, um sodann unter der Zugbrücke und durch einen versteckten Eingang in den Gewölben zu verschwinden. Das alles lief wie stets völlig lautlos unter der Aufsicht von Giles Crampton ab.
    Portia rutschte zurück und richtete sich in dem beengten Raum auf. Was sie gesehen hatte, faszinierte sie und weckte erneut ihre Neugierde. Diese Vorgänge mussten mit dem Krieg zusammenhängen. Cato ließ etwas heranschaffen, das für die Kriegführung von Bedeutung war. Aber was?
    Seit ihrer Rückkehr nach Castle Granville und dem unrühmlichen Auszug Brian Morses wurde sie von ihren regelmäßigen nächtlichen Erkundungsexpeditionen vollständig in Anspruch genommen. Dabei wartete sie ständig auf ein Zeichen von Rufus oder seinen Männern. Auf eine bekannte, durch die Dunkelheit huschende Gestalt, ein vertrautes Geflüster,

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