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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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weiteren Blick auf die Gestalt am Feuer trat der junge mit offensichtlichem Widerstreben wieder hinaus in den Schnee.
    Portia schnupperte hungrig. »Was gibt es?«
    »Suppe, geschmorte Ochsenzunge und Glühwein mit Milch.« Rufus schöpfte rasch und geschickt Gemüsesuppe in eine Schüssel, die er ihr reichte. Dann sah er ihr beim Essen zu. Wie eine Glucke einem verletzten Küken, dachte Portia insgeheim lächelnd. Dieses genaue, besorgte Beobachtetwerden hatte etwas wundervoll Tröstliches an sich. Es verriet ihr, dass sie wieder irgendwie dazugehörte, so sehr, dass auch der trivialste Aspekt ihres Wohlergehens für Rufus wichtig war.
    Gierig schluckte sie die Suppe, die ihr schmeckte wie himmlisches Manna. Rufus ließ der Suppe Ochsenzunge folgen und stellte für Juno eine Untertasse mit Hühnerklein auf den Boden. Der Hund fiel selig japsend darüber her. Rufus schenkte sich wieder Whisky nach und stand in seiner gewohnten Haltung vor dem Kamin, einen Arm auf dem Sims, einen Fuß auf der Kaminstufe. Selbst belustigt über seine besitzergreifende Befriedigung sah er zu, mit welcher Hingabe und Konzentration sich seine Schützlinge ihrer Mahlzeit widmeten. Langsam bekamen Portias Wangen wieder Farbe, und ihm schien es sogar, als ob ihr Haar nicht mehr so stumpf wirkte.
    Schließlich ließ Juno von ihrem Mahl ab und trottete ans Feuer. Sie legte sich Portia zu Füßen, rollte sich auf den Rücken, ihr volles Bäuchlein der Wärme zuwendend, die Beine in die Luft.
    Rufus nahm Portias leeren Teller und hob den Deckelkrug von der Feuerstelle. »Trink dies hier, dann bringe ich dich zu Bett.« Er füllte einen Humpen mit der heißen, würzigen, mit Wein versetzten Milch, und Portia nahm ihn zwischen beide Hände und versenkte ihre Nase im köstlichen Dampf.
    »Wo sind die Jungen?« Sein letzter Satz hatte sie an das widerspenstige und verwahrloste Gespann erinnert. Sie blickte erschrocken zu der Ecke hinter dem Vorhang. »Sie sind doch nicht etwa draußen im Schnee?«
    »Nein, natürlich nicht. In ein Schneetreiben lasse ich sie doch nicht hinaus.« Rufus, der eine Wärmepfanne mit Glutstücken füllte, schien entrüstet ob dieser Unterstellung. »Heute schlafen sie bei Will.«
    »Kommt das oft vor?«
    Achselzuckend legte Rufus die Feuerzange aus der Hand. »Ziemlich oft, das heißt, wenn der Schlaf sie bei ihm umkippen lässt.« Er nahm die Wärmepfanne und ging damit hinauf.
    Portia trank ihre Gewürzmilch. Sie fand, dass bei der Erziehung seiner Kinder sehr viel dem Zufall überlassen blieb. Aber ausgerechnet sie, die in Jack einen alles andere als vorbildlichen Vater besessen hatte und völlig ungezügelt aufgewachsen war, durfte sich keine Kritik erlauben.
    Als Rufus zurückkehrte, um sie hinaufzutragen, spürte sie warme und sinnliche Trägheit. In seinen Armen liegend, berührte sie mit der Hand sein Gesicht.
    »Nur keine falschen Hoffnungen«, sagte er, sie auf sein angewinkeltes Knie stützend, als er die Decken auf seinem großen Bett zurückschlug. »Nekrophilie gehörte nie zu meinen Lastern.«
    »So müde bin ich auch wieder nicht«, widersprach Portia hoffnungsvoll.
    »Glaube mir, du bist es«, stellte er fest, schälte sie aus dem pelzgefütterten Morgenmantel und steckte sie ins Bett. Dank der Wärmepfanne war das Bett wunderbar behaglich.
    Juno winselte am unteren Ende der Treppe, die ebenso gut ein Berg hätte sein können, den es mit ihren kurzen Beinchen zu erklimmen galt.
    »Der Hund soll unten am Feuer schlafen«, bestimmte Rufus, als er merkte, dass Portia ein Wort für Juno einlegen wollte. Er blickte auf sie hinunter. Wie mitleiderregend zart ihre Gestalt unter den Decken wirkte! Und doch wußte er, wie widerstandsfähig sie war – wenn sie nicht gerade einen zwölfstündigen Fußmarsch durch hohen Schnee unternommen hatte, um seinen Hals zu retten.
    »Ich muss mit George die Aufstellung der Vorposten besprechen. Kannst du eine Weile allein bleiben?«
    »Hmm.« Portia gähnte, vor Erschöpfung schon fast eingeschlafen. »Könnte Juno nicht hier oben liegen?«
    »Nein. Sie ist zu schmutzig und hat vermutlich Flöhe«, erklärte Rufus. »Beim Feuer hat sie es schön warm. Und jetzt schlaf, und widersprich nicht.« Als er sich über sie beugte und sie küsste, verweilten seine Lippen sekundenlang. Er hatte schon vergessen, wie köstlich weich ihr Mund war. Weich und süß und wunderbar willig.
    »Mehr«, forderte sie, als er widerstrebend den Kopf hob.
    »Später. Dann bekommst du so viele Küsse,

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