Die geraubte Braut
würdest es nicht zulassen, weil ich eine Frau bin. Warum willst du es verhindern, wenn deine Männer nichts dagegen haben?«
Nach dieser leidenschaftlichen Rede trat peinliche Stille ein. Niemand bemerkte, dass George still den Rückzug angetreten hatte.
Rufus' Miene verriet nichts. »Will, in einer Stunde erstatte ich Bericht über die Expedition«, sagte er schließlich. »Allgemeiner Appell in der Exerzierhalle.«
Will salutierte und ging sichtlich erleichtert hinaus.
Rufus wandte sich nun an Portia, die ihn noch immer herausfordernd musterte. »Musst du mich so anfunkeln?« fragte er mit der Andeutung eines fragenden Lächelns. »Ein Stein hätte mich herzlicher willkommen geheißen.«
Portia zögerte. jetzt sah sie, wie müde er war. Er war grau vor Erschöpfung. Um seine Augen lagen dunkle Ringe, sein Mund bildete eine verkniffene Linie. Schon bereute sie, dass sie ihn angegriffen hatte, ehe er sich vom Ritt erholt hatte. Ihr Problem war nicht so wichtig, als dass es nicht bis nach einer liebevollen Begrüßung hätte warten können.
»Es tut mir leid«, sagte sie reuig. »Du siehst so erschöpft aus, Liebsten«
»Eine Untertreibung«, sagte er und fuhr sich übers Kinn. »Ich muss dringend baden und mich umziehen. Ein Becher Honigwein könnte auch nicht schaden.«
»Das alles kann ich besorgen«, sagte Portia bereitwillig, nahm seine Hand und zog ihn hinaus. Sie schwang vergnügt seinen Arm, als sie wortlos, aber voller Vorfreude, zum Haus gingen.
Rufus stieß die Haustür auf. »ja, ja, ich bin auch entzückt, dich zu sehen. Juno … wenn ich nicht irre.« Er beugte sich zu dem völlig durchgedrehten Hündchen, das hektisch an ihm hochsprang und ein durchdringendes jaulen von sich gab.
Portia berührte Rufus' Gesicht und zeichnete mit dem Finger seinen Mund nach. »Ich bringe dir den Honigwein.« Sie füllte in der Speisekammer einen Humpen. »Soll ich das Bad vorbereiten?«
»Bitte.« Rufus ließ sich mit einem Aufstöhnen am Tisch nieder und streckte die Beine von sich. »Gott, was bin ich müde. Zwölf Stunden sind wir ununterbrochen geritten.«
Portia schob den Zuber vors Feuer und nahm den Kupferkessel vom Haken. Als Rufus ihr helfen wollte, schüttelte sie den Kopf. »Ich kann einen Weidenbogen spannen und einen Strohsack mit einer Pike in Stücke zerfetzen. Also kann ich auch einen Wasserkessel tragen.«
Rufus zog eine Braue in die Höhe, schwieg aber. Er ließ zu, dass sie das heiße Wasser selbst in den Zuber schüttete, während er sein Lederkoller aufknöpfte. Dann streifte er die Stiefel ab und rollte die Strümpfe hinunter, ehe er aufstand und seinen Schwertgürtel abnahm, um sich seiner Breeches und Unterhosen zu entledigen.
Vielleicht war es Selbstsucht, als Portia ohne den leisesten Anflug von schlechtem Gewissen ihre Zurückhaltung vergaß. »Bist du so müde, weil du in Newcastle nicht zum Schlafen gekommen bist?« fragte sie unschuldig, als er in den Zuber stieg und beim Hinsetzen seine langen Beine über den Rand drapierte. »Oder haben dich die Vergnügungen der Stadt so in Anspruch genommen, dass dir für etwas so Langweiliges wie Schlaf keine Zeit blieb?«
Rufus sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Willst du etwa einen neuen Streit vom Zaun brechen?«
»Es wäre eine Alternative zur Liebe«, griente sie und kniete am Zuber nieder. »Ich verspüre ein starkes Verlangen.« Sie beugte sich vor und küsste ihn, während sie mit den Fingern durch seinen Bart strich und ihre Zunge fordernd Einlass in seinen Mund begehrte. Ihre Hände glitten an seinem Hals hinunter, über seine muskulöse Brust, hielten an seinen Brustwarzen inne und tasteten in die rote Behaarung, die in seidigem Gelock seinen Oberkörper bedeckte.
Rufus legte den Kopf auf den Rand des Zubers und schloss die Augen, den verführerischen kleinen Liebkosungen ganz hingegeben und der süßen Pein ihrer streichelnden Finger. Ihre Hände wanderten tiefer, strichen zwischen seine Schenkel und massierten sanft sein erwachendes Glied.
Straff erhob er sich zu pulsierendem Leben, und sie lachte entzückt, knabberte an seiner Unterlippe und ließ ihre Zunge in die Kerbe in seinem Kinn gleiten.
»O Gott, du könntest einen Toten im Grab in Versuchung führen«, murmelte Rufus. »Was hast du nur während meiner Abwesenheit getrieben?«
Portia züngelte über seine feuchten Lippen und raunte: »Lass mich überlegen … Bogenschießen, fechten, Strohsäcke aufschlitzen, Musketen nachladen … ach, und träumen.
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