Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Cato gemeinsam war. Ein Mann unbeugsamer Wesensart und strenger Disziplin, der nichts getan hatte, um die Zuneigung seiner Söhne zu gewinnen. Aber noch weniger Achtung hatte Jack vor Rufus Decatur, Earl of Rothbury und seiner Bande von Geächteten. In diesem Punkt waren Jack und sein Halbbruder sich einig. Nichts, was in der Vergangenheit geschehen war, rechtfertigte das grausame Vorgehen und die Rachsucht Decaturs und seiner Männer. Sie waren eine Schwäre auf dem Antlitz des Grenzlandes, nicht besser als die Räuberbanden, die man wie Ratten auf einem Stoppelfeld gejagt und ausgemerzt hatte.
    »Sie sind also noch aktiv?«
    »Ja, und seit ein paar Monaten treiben sie es besonders arg.« Giles spuckte wieder aus. »Viehdiebe und Mörder. Dieser Schurke Decatur wird den Krieg für seine eigenen Zwecke nützen.«
    Portia schauderte. Sie konnte sich denken, dass der Krieg manch einem Gelegenheit für einen persönlichen Rachefeldzug bot. »Steht Lord Granville auf Seiten des Königs?«
    Giles warf ihr einen scharfen Blick zu. »Warum fragt Ihr?«
    »Nur aus Interesse.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Nun, wie ist es?«
    »Ja«, lautete die knappe Antwort. Der Sergeant trieb sein Pferd an, um die zwei Männer einzuholen, die ein Stück vor Portia ritten. Die anderen zwei bildeten das Ende und gaben ihr das Gefühl, eingeklemmt zu sein. Es sah ganz danach aus, als wolle der Halbbruder ihres Vaters sie beschützt wissen – für sie eine ungewohnte Erfahrung.
    Sie steckte ihre behandschuhte Hand in die Tasche ihrer Jacke unter dem Umhang. Olivias geflochtener Ring befand sich noch immer in seiner Papierhülle, und Portia hatte ihren eigenen Ring in der kleinen Kassette entdeckt, in der sie die spärlichen persönlichen Habseligkeiten verwahrte, die für sie Gefühlswert besaßen: den Siegelring ihres Vaters; eine angeblich mit Zauberkräften ausgestattete Silbermünze mit einem Loch in der Mitte, die sie als Kind bekommen hatte; ein getrocknetes Veilchen, von dem sie glaubte, es wäre ein Geschenk ihrer Mutter, an die sie keine Erinnerung mehr hatte, da sie vor Portias zweitem Geburtstag gestorben war; ein Kamm aus Elfenbein, dem einige Zähne fehlten, und eine kleine Porzellanbrosche in Form eines Gänseblümchens, von der Jack gesagt hatte, sie stamme aus dem Besitz ihrer Mutter. Die Schatulle und deren Inhalt waren das einzige, das sie aus Edinburgh mitgebracht hatte.
    Wie Olivia jetzt sein mochte? Sie war ein so ernstes Mädchen gewesen … unglücklich, hatte Portia damals gedacht, obwohl ihr unverständlich war, wie jemand, der Not nie kennengelernt hatte, unglücklich sein konnte. Natürlich hatte Olivia sich Sorgen wegen ihrer jungen Stiefmutter gemacht. Phoebe, die jüngere Schwester der Braut, hatte von dieser eine sehr schlechte Meinung gehabt. Portia fragte sich, ob Olivia in Schwierigkeiten stecke. Und wenn ja, ob sie wirklich glaubte, Portia könne ihr helfen? Ausgerechnet Portia, die genug damit zu tun hatte, sich irgendwie durchzuschlagen und ihre Lebensfreude nicht zu verlieren.
    Portia, deren Magen laut knurrte, hüllte sich tiefer in ihren Umhang. Eine Woche regelmäßiger und ausgiebiger Mahlzeiten machte es ihr schwerer, einen leeren Magen zu ertragen.
    Ein Ausruf, Hufgetrappel und Musketenfeuer ließen sie alle Gedanken an Hunger vergessen. Ihr Pferd bäumte sich in panischer Angst laut wiehernd auf und drohte durchzugehen, als es um sie herum plötzlich von Männern wimmelte. Sergeant Crampton rief seinen Leuten zu, sie sollten die Reihen schließen, doch waren es nur vier, die es nun mit acht bewaffneten Reitern aufnehmen mussten. Rasch war die kleine Gruppe umzingelt, die Granville-Männer isoliert und gegen eine Baumgruppe gedrängt.
    »Ach, wen haben wir denn da?«
    Portia zog die Zügel ihres zitternden Pferdes an, das den Kopf hochwarf, protestierend wieherte und mit den Vorderhufen scharrte. Sie blickte in blaue Augen, aus denen Belustigung blitzte, die auch den Ton des Sprechers färbte.
    »Und wer seid Ihr?« wollte sie wissen. »Warum habt Ihr diese Männer gefangengenommen?«
    Ihre Kapuze war bei ihrem Kampf mit dem Pferd hinuntergerutscht, und Rufus sah sich dem kritischen Blick eines grünen Augenpaares gegenüber, das ihn unter leuchtendroten Locken hervor ansah. Sie war blass, aber nicht vor Angst. Er hatte vielmehr den Eindruck, dass sie viel zu wütend war, um sich zu fürchten.
    »Rufus Decatur, Lord Rothbury, zu Euren Diensten«, sagte er förmlich und zog schwungvoll den

Weitere Kostenlose Bücher