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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nicht gleich in Ohnmacht gefallen wären oder einen hysterischen Anfall bekommen hätten, sich für eine weniger gewaltsame Vorgehensweise entschieden hätten. Doch dieses zerraufte und empörte Geschöpf war offenbar von nüchterner Natur, und in ihm regte sich wider Willen Sympathie.
    »Tja, das hat etwas für sich«, meinte er, das Messer in seiner Hand wägend. Nachdenklich untersuchte er die Waffe. Spielzeug war das keines. Er blickte auf und sah sie forschend an. »Ich hätte mir denken können, dass ein Mädchen mit diesem Haar über entsprechendes Temperament verfügt.«
    »Zufällig trifft das bei mir nicht zu«, sagte Portia und erwiderte seinen Blick ebenso scharf, wenn auch weniger wohlwollend. »In allgemeinen bin ich sehr ruhig und gelassen … falls man mich nicht mit offenkundig böser Absicht verfolgt.«
    »Nun, ich muss gestehen, dass aber ich über das entsprechende Temperament verfüge«, erklärte Rufus auflachend und zog den Hut, um sein eigenes rotflammendes Haar zu enthüllen. »Im Moment aber rührt es sich nicht. Von Euch möchte ich nur die Antworten auf ein paar Fragen, dann könnt Ihr Euren Weg fortsetzen. Ich möchte wissen, wer Ihr seid und warum Ihr unter Granvilles Schutz reist.«
    »Und was geht Euch das alles an?«
    »Nun ja, alles, was mit den Granvilles zusammenhängt, geht mich etwas an«, erklärte Rufus fast entschuldigend. »Deshalb bestehe ich darauf, dass meine Fragen beantwortet werden.«
    »Was geschieht mit Sergeant Crampton und seinen Leuten?«
    »Ach, nicht viel«, sagte er mit einem lässigen Schwenken seines Hutes. »Es wird Ihnen nichts zustoßen, wenn sie vielleicht auch ein wenig frieren müssen.«
    Portia warf einen Blick über die Schulter den Weg entlang. Sie konnte weder den Sergeanten und seine Leute noch Decaturs Bande sehen. »Warum habt Ihr mich nicht eingeholt?« Sie drehte sich um und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Ihr hättet es jederzeit gekonnt.«
    »Ihr hattet die richtige Richtung eingeschlagen, deshalb sah ich keine Notwendigkeit«, erklärte er vernünftig. »Sollen wir weiterreiten?«
    Die richtige Richtung wofür?
fragte Portia sich verwirrt. »Ihr wollt mich entführen?«
    »Nein, ich biete Euch Schutz vor der Kälte«, berichtigte er sie im gleichen vernünftigen Ton. »Da Ihr Euren Weg erst fortsetzen werdet, bis meine Leute ihre Aufgabe beendet haben, erscheint es mir als Gebot der Ritterlichkeit, Euch Schutz zu gewähren.«
    »Ritterlichkeit?« Portia starrte ihn an. Unwillkürlich ahmte sie den spöttischen Ton ihres Vaters nach, den er angeschlagen hatte, wenn er von den Decatur sprach. »Ein Decatur und Ritterlichkeit! Wollt Ihr mich zum Lachen bringen?«
    »Glaubt mir, nichts liegt mir ferner«, sagte Rufus leise, und Portias Verwirrung wich offener Angst. Ein Dämon blitzte ihr aus den hellblauen Augen entgegen. Decaturs Temperament war nun erwacht. Fast spürte sie, wie viel Kraft es ihn kostete, es zu beherrschen.
    Ihr wurde übel bei dem Gedanken, dass er von ihr eine Entschuldigung erwartete, doch würde Jack sich im Grab umdrehen, wenn seine Tochter sich bei einem Decatur entschuldigte. Da wurde das gespannte Schweigen durch ihr Magenknurren gestört.
    Plötzlich war der Dämon aus Decaturs Augen verschwunden, und als er sprach, war sein Ton wieder kühl und sachlich. »Sieht aus, als hätten wir beide ein warmes Essen dringend nötig«, bemerkte er. »Schreiben wir diesen unglücklichen Wortwechsel unseren leeren Mägen und der Tatsache zu, dass Ihr mich noch nicht sehr gut kennt. Solltet Ihr mich einmal besser kennen«, setzte er fast nachdenklich hinzu, »werdet Ihr bald merken, dass bei mir Vorsicht angebracht ist.« Er wendete sein Pferd. »Kommt, wir machen uns auf die Suche nach einer Mahlzeit.«
    Portia wollte noch einwenden, dass sie weder Interesse noch Absicht hatte, ihre Bekanntschaft zu vertiefen, entschied sich aber für ein gleichmütiges Achselzucken. »Gebt mir zumindest meinen Dolch wieder.«
    »Ach ja.« Höflich reichte er ihr die Klinge mit dem Griff voran und sah interessiert zu, wie sie ihn in ihren Stiefel steckte. »Ihr habt ihn wie ein geübter Meuchelmörder gehandhabt.«
    »Zufällig habe ich noch nie versucht, jemanden zu töten, doch könnte ich es nötigenfalls.« Sie wendete ihr Pferd neben seinem. »Wohin bringt Ihr mich?«
    »Zu einem Bauernhaus, das auf dem Weg liegt.«
    »Ihr wollt die Leute zwingen, einen Geächteten zu bewirten?« sagte sie ätzend, um sofort ihre lose Zunge zu

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