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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Tuch in Händen. »Ihr wart auf fremdem Gebiet, meilenweit von irgendwo.«
    »So weit dachte ich nicht.«
    »Seid Ihr immer so impulsiv?«
    »Ich muss mich ja nicht immer vor einem Entführer in Sicherheit bringen.« Ihre schrägen Augen wurden schmal, als sie unter ihrem roten, einer Gloriole ähnelndem Haar zu ihm aufblickte.
    Sie sah so bemitleidenswert aus, dünn, scheinbar zart, übersät von Sommersprossen, die ihre Blässe um so deutlicher hervortreten ließen, dass Rufus ihre Tollkühnheit geradezu rührend fand.
    »Da ist ja ein richtiges Vogelnest«, murmelte er unbewusst lächelnd und entfernte ein Zweiglein aus ihrem Haar. Als er ihr durch die Locken strich, holte er noch einiges heraus, das nicht hineingehörte.
    Portias Augen wurden groß, ihre blassen Wangen färbten sich rosig. Er zog ein Klümpchen Wollfäden von der Decke aus einer besonders hartnäckig verfilzten Haarsträhne und bemerkte wie im Selbstgespräch: »Ich glaube, irgendwo müsste ich eine Salbe haben.« Er warf das Tuch auf den Tisch und ging in die kleine, mit Steinfliesen ausgelegte Speisekammer im rückwärtigen Teil des Hauses.
    »Ach, da ist sie ja. Stinkt schrecklich, wirkt aber wahre Wunder«, hörte sie ihn sagen. Er kam wieder und schraubte den Deckel von einem kleinen Alabastertiegel. »Haltet still. Es wird ein wenig brennen.« Er tauchte den Finger in die stark riechende Salbe und bestrich damit Portias Kratzer.
    Sie zuckte zusammen. Das mit dem Brennen stimmte. Ihr Gesicht brannte, als hätte sich ein ganzer Bienenschwarm darüber hergemacht.
    »Gleich wird es kühler«, sagte er und drehte ihr Gesicht auf der Suche nach weiteren Kratzern mit einer Hand unter ihrem Kinn hin und her. »Das müsste reichen, denke ich.« Er verschloss den Tiegel. »So, was sonst müssen wir noch kurieren … ach ja, den Hunger. Nach dem langen Ritt müsst Ihr halb verhungert sein.«
    Die ruhige, sachliche Art, wie er sich in Küche und Speisekammer bewegte, Brot, Käse und kaltes Fleisch auf den Tisch stellte, stand im Widerspruch zur geballten Kraft seines Soldatenkörpers. Alles an ihm ließ an Kampf denken, und doch schien er sich in einer Küche völlig zu Hause zu fühlen. Portia fand seine gelassene Tüchtigkeit faszinierend, ebenso das Gefühl, dass er ein Mann mannigfacher Gegensätze war.
    »Versucht dies als erstes.« Er goss dicke, sahnige Milch aus einem Kupferkrug in einen Becher, den er vor sie hinstellte.
    »Milch habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr getrunken«, protestierte Portia, obwohl sie im selben Moment entdeckte, wie verlockend sie aussah.
    »Wie alt seid Ihr?«
    »Siebzehn.« Sie nahm einen tiefen Schluck.
    »So jung noch?« Sie sah zwar nicht älter aus, doch ließ ihr Benehmen auf eine Vielfalt von Erfahrungen schließen.
    »Das Leben eines vagabundierenden Bastards lässt einen früh altern«, bemerkte Portia spöttisch.
    Rufus zog achselzuckend eine Braue hoch. Er griff nach dem irdenen Whiskykrug auf dem Bord über dem Kamin.
    »Nun, was gedenkt Ihr jetzt zu tun?« fragte Portia, mit vollem Mund an Brot und Käse kauend.
    Rufus schien zu überlegen. »Lachen wie ein Irrer wäre eine Möglichkeit, heulen wie ein Schreckgespenst eine andere.«
    Portia wollte ihn eben fragen, was er für Olivias Freilassung gefordert hätte, als laut an die Tür geklopft wurde. Will stürmte herein, als wären ihm Bluthunde auf den Fersen. »Hölle und Teufel, Rufus. George sagte, es wäre die Falsche!« Er starrte Portia an. »Ist es so?«
    »Sieht so aus, Will.« Rufus spießte ein Stück Käse mit der Messerspitze auf und führte es an den Mund.
    Will trat nun vollends ein, ohne den Blick von Portia zu wenden. »Was ist mit ihrem Gesicht?«
    »Kratzer und Salbe.« Rufus führte den Krug an die Lippen. »Setz dich, junge, und trink einen Humpen Bier.«
    Portia klopfte mit beiden Händen auf ihre brennenden Wangen. Ihr Gesicht fühlte sich entzündet und wund an. Sie hatte keine Ahnung, wie sie aussah, doch nach der Miene des Neuankömmlings zu schließen, ziemlich schrecklich. Vielleicht war die Salbe nur eine teuflische List, um sie noch mehr zu verunstalten. »Das Brennen wird bald nachlassen«, sagte Rufus, der ihre Miene richtig deutete. »In einer Stunde ist alles wieder gut.« Er schnitt noch ein Stück Fleisch ab und tat es auf ihren Teller. »Noch etwas Milch, oder würdet Ihr Ale vorziehen?«
    »Ale, bitte.« Es war sinnlos, auf seine Gastfreundschaft mit Abweisung zu reagieren, obwohl die ganze Situation so

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