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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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offenstanden. Aus zwei Kaminen stiegen dichte Rauchspiralen in die Höhe. Lautes, wildes Gelächter und ausgelassene Rufe drangen durch Ritze in der Tür und in den Fensterrahmen nach draußen.
    »Gott sei Dank!« murmelte Rufus und trieb Ajax zu schnellerer Gangart an, als er sah, dass sie ihrem Ziel nahe waren.
    »Der arme Teufel hätte es nicht viel länger ausgehalten«, bemerkte der neben ihm reitende Colonel Neath. »Die Kälte ist Mensch und Tier nicht zuträglich.« Ein neugieriger Blick traf die fest vermummte Gestalt, die an Lord Rothburys Brust lag. Soldaten pflegten sich im allgemeinen nicht an ihre Vorgesetzten zu schmiegen.
    Falls Rufus den Blick bemerkte, so ließ er sich zu keiner Erklärung herab und sagte nur: »Es ist zu kalt für Schneefall, und dafür werden wir morgen dankbar sein.« Er hielt vor der Tür, die sich direkt auf den Weg öffnete, an.
    Will war von seinem Pferd gesprungen, aber noch ehe er die Tür erreichte, wurde diese schwungvoll aufgerissen.
    »Na, wer kommt denn da in einer solchen Nacht?« rief eine helle Stimme freudig. Eine Frau hob eine Laterne hoch über ihren Kopf. »Ach, wenn das nicht Rufus ist! Viel Zeit ist vergangen, seitdem Ihr mein Haus beehrt habt, Decatur.«
    »Ich weiß, Fanny. Ich habe Verwundete mitgebracht. Würdest du nach dem Arzt schicken?« Rufus ließ Portia zu Boden gleiten und saß dann selbst ab. Er wandte sich an Will und äußerte ein paar rasche Befehle, die Unterbringung der eigenen Leute und der Gefangenen betreffend.
    »Er ist zwar nur ein Viehdoktor, aber besser als nichts«, bemerkte Fanny, die mit klug abschätzendem Blick die große Gesellschaft musterte. »War es eine Schlägerei, oder ging es um die Sache des Königs?«
    »Letzteres«, sagte Rufus, auf Neath deutend, der abgesessen war und reglos neben seinem Pferd stand. »Darf ich Colonel Neath vorstellen? Er und seine Männer sind Gefangene, die wir nach Newcastle bringen. Wir alle brauchen dringend Wärme und leibliche Stärkung.«
    Colonel Neath verbeugte sich. »Wir sind dankbar für jede Gastlichkeit, die Ihr uns unter diesen Umständen bieten könnt, Mistress.«
    Fanny nickte. »In meinem Haus kümmern wir uns nicht viel um Politik, Sin Und die Nacht ist eher flau. Bei dieser Kälte wagt sich kein Mensch weit von zu Hause fort, deshalb seid Ihr willkommen. Tretet ein. Es wird zwar eng, aber umso behaglicher.«
    »Geh schon hinein, Portia. jemand wird sich um Penny kümmern,« Rufus schob sie zur Tür, und Portia lief hinein, schuldbewusst, weil sie es einem anderen überließ, lästige Arbeit für sie zu machen.
    Sie stand nun in einem großen Raum mit langen Tischen und Bänken. Zwei große Feuer brannten in den Kaminen an beiden Enden des Raumes. Frauen und ein paar Männer lümmelten zwischen Ale-Krügen und Weinflaschen an den Tischen. Eine Treppe führte auf eine Galerie, die die ganze Breite des Hauptraumes einnahm. Lampen hingen von den Balken, Talgkerzen flackerten auf den Tischen. In der Luft lag dichter Holzrauch, der scharfe Geruch von Talg und Öl überlagerte den von verschüttetem Wein, schalem Bier und gebratenem Fleisch. Vor allem aber war es hier warm.
    Portia warf Rufus' Mantel ab, sodann ihren Friesmantel. Ihr Haar flammte hellrot im Licht auf.
    »Nanu, ein Mädchen in Breeches!« rief Fanny aus. »Eure Gefangene oder Euer Liebchen, Rufus?«
    »Weder noch«, erwiderte Rufus, der seinen Mantel in Empfang nahm. »Gib ihr einen Becher Wein, Fanny, sie ist halb erfroren.« Er ging zur Tür. »Ich komme gleich wieder. Neath, wir wollen Euren Mann auf der Trage holen.«
    Die zwei Männer gingen wieder hinaus, und Portia war nun einer eingehenden Musterung durch Fanny und die anderen Frauen im Saal ausgesetzt.
    »Geh ans Feuer, Mädchen. Du bist ja bleich wie ein Gespenst … unglaublich.« Fanny versetzte ihr einen Schubs. »Lucy, gib ihr einen Becher vom Burgunder. Der wird Farbe auf ihre Wangen zaubern.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Portia, die den Wein mit dankbarem Lächeln in Empfang nahm. Sie fühlte sich hier merkwürdig heimisch, und mit dem ersten Schluck wurde sie von einem Anflug von Wehmut erfaßt. Fast glaubte sie, Jacks Stimme zu hören, die mit zunehmender Trunkenheit an Lautstärke zugenommen hatte, glaubte vor sich zu sehen, wie er sich einem lockeren Frauenzimmer mit tiefem Ausschnitt widmete und hin und wieder den Wein seiner kleinen Tochter wässerte, die neben ihm sitzend die Szene mit schläfriger Gleichgültigkeit beobachtete. Portia hatte

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