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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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manche Nacht in einem Haus wie diesem verbracht, vor dem Feuer oder unter einem Tisch zusammengerollt, während Jack sich amüsierte. Sie hatte mit manch einer von Mistress Fannys Professionellen Freundschaft geschlossen und manch verlockendem Angebot widerstanden, obwohl die Mädchen in diesen Häusern im Vergleich zu Portia meist beneidenswert gut gekleidet, wohlgenährt und alles in allem viel besser dran waren.
    »Ein dürres Ding bist du«, bemerkte Fanny geradeheraus. »Du bist nicht mit den Decaturs verwandt?«
    »Nein.« Portia trank ihren Wein. Ihre erfrorenen Zehen und Finger tauten auf, und sie schnitt eine Grimasse vor Schmerz, als die Blutzirkulation in den tauben Gliederspitzen wieder einsetzte.
    Alle weiteren Fragen blieben unbeantwortet, als die Tür aufflog und Rufus und Neath mit der Tragbahre eintraten. Hinter ihnen strömten Männer in den Saal. Einige stützten jene Verwundeten, die gehen konnten, während andere sich laut und treffend über den Unterschied zwischen der Kälte draußen und der Wärme im Haus äußerten.
    Portia, der auffiel, wie ungezwungen alle miteinander umgingen, merkte rasch, dass ihre Kameraderie die politischen Gegensätze überbrückte. Alle entstammten- demselben Milieu, alle hatten im Bürgerkrieg ihre Bauernhöfe und Werkstätten im Stich lassen müssen und auf dem langen Ritt den Unbilden eines Winterfeldzuges getrotzt. Morgen würden sie wieder Gefangene und Sieger sein, im Moment aber waren sie nur Männer, die froh waren, der tödlichen Kälte entronnen zu sein. Sie sprachen eifrig Wein und Ale zu und ließen es sich nur zu gern gefallen, dass die Frauen sie umlagerten.
    »He, Doug, das brauchst du, damit nach dem langen Spiel deine Kehle wieder feucht wird!« Einer von Neaths Männern drückte dem Dudelsackpfeifer einen Krug mit schäumendem Ale in die Hand. »Hast tapfer gespielt, Mann.«
    »Ja«, sagte der Dudelsackspieler befriedigt, nachdem er den Krug geleert hatte. »Und wenn ich einen Happen gegessen habe, gibt es mehr davon. Mir knurrt der Magen.«
    »Da bist du nicht der einzige«, murmelte Portia.
    »Mädchen, in die Küche!« Fanny schnalzte mit den Fingern. »Mit leeren Mägen sind die Männer zu nichts nütze!«
    Lachend und schwatzend drängten die Frauen zu Türen im Hintergrund der Halle, als der Wundarzt eintrat und mit ihm eisige Windstöße herein fegten. Dem Verwundeten auf der Trage wurde Brandy eingeflößt, bis sein Zähneklappern aufhörte, sein Stöhnen leiser wurde und man sein Bein richten konnte. Der Viehdoktor bandagierte anschließend ein verstauchtes Handgelenk, begutachtete Portias Knebel und erklärte, dass er ausreiche, bis der Mann zu einem Arzt in Newcastle gebracht würde – solange es keinen Wundbrand gab. Dann ließ er sich mit einem Becher Wein vor dem Feuer nieder, bereit, den Abend zu genießen.
    Portia machte sich über Gänsebraten, Bratkartoffeln und Bratäpfel her. Nicht einmal auf Castle Granville hatte ihr ein Essen so gut geschmeckt. Zwar speiste man an Catos Tafel nicht schlecht, doch herrschte unter Dianas hartem und kritischem Blick bei Tisch eine so gespannte Atmosphäre, dass man keinen Bissen richtig genießen konnte. Portia war überzeugt, dass diese trübsinnigen Mahlzeiten Ursache der häufigen Magenschmerzen der armen kleinen Olivia waren.
    Nun aber aß sie konzentriert und mit Genuss und blickte vom Teller nur auf, wenn sie einen Schluck Wein trank. Sie bemerkte nicht, dass Rufus, der ihr an der langen Tafel gegenüber saß, sie beobachtete.
    Rufus selbst bemerkte es auch nicht. Dafür aber entging es Will nicht, und ebenso wenig der neugierigen Fanny, deren scharfe Augen und wacher Verstand alles registrierten, was unter ihrem Dach vorging. Noch nie hatte sie diesen fast aufgeschreckt wirkenden Blick an Rufus gesehen.
    »Musik, Dudelsackpfeifer!« brüllte jemand, als die Teller weggeschoben und die Flaschen nachgefüllt wurden. »Zeit für einen Tanz.«
    Doug raffte sich mit gefälligem Grinsen auf. »Sorgt nur dafür, dass mein Humpen nicht leer bleibt, dann spiele ich die ganze Nacht durch.« Er schob den Riemen über die Schulter und stimmte ohne viel Umstände ›The Gay Gordons‹ an. Mit Ausrufen höchsten Entzückens sprangen die Paare auf, um eine Tanzreihe zu bilden.
    Die Musik brachte Portia auf die Beine wie eine Marionette, deren Fäden gezogen wurden. Sie brauchte einen Partner, und ihr Blick fiel auf Will, der mit dem Fuß den Rhythmus klopfte. Entschlossen ergriff sie seine Hand und

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