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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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unausbleiblich schien, dass die Schotten sich kampflos ergeben würden. Plötzlich aber wurde die merkwürdige Stille durch das schrille Quäken eines Dudelsacks durchbrochen, und Levens Leute richteten sich mit einem wüsten Kampfgeschrei in ihren Steigbügeln auf.
    Portia hatte den Dudelsackspieler gar nicht bemerkt, auf dessen Kampfruf hin Levens Schotten sich mit neuer Kraft ins Gefecht warfen. Musketen krachten, Schwerter klirrten, und dies alles wurde vom Dudelsack übertönt, immer lauter, aufmunternder und drängender.
    Portia überlief ein Schauer. Dudelsackklänge riefen unweigerlich diese Wirkung bei ihr hervor. Sie liebte diese Weisen und tanzte gern und voll wildem Überschwang danach, wobei sie alles um sich herum vergaß und nur das Brausen des Bluts in den Ohren spürte. Sie reagierte auf diese elementaren und wilden Klänge, als würden sie aus den Tiefen ihres eigenen Wesens dringen.
    Beinahe wäre sie aufgesprungen und hätte sich ins Getümmel gestürzt. Aber wie konnte sie das, wenn sie gar nicht wusste, auf welche Seite sie sich schlagen sollte? Dennoch zog sie ihr Messer aus dem Stiefel. Ihr Körper gehorchte ihr nun ganz unbewusst, als sie sich bäuchlings so weit vorschob, bis sie auf einem Felsblock direkt über der Kampfszene zu liegen kam.
    Levens Männer, in der Minderzahl und überrumpelt, kämpften wie die Teufel, so dass der Kampf bald in wilde Zweikämpfe, Mann gegen Mann, ausartete. Unter diesen Umständen waren Musketen, einmal abgefeuert, nutzlos. Für Nachladen war keine Zeit, wenn man von allen Seiten bedrängt wurde. Schwerter und Dolche blitzten, ein Pferd ließ ein schmerzliches Wiehern hören, ging mit der Vorderhand in die Knie und warf seinen Reiter ab.
    Portia sah Will auf dem Boden. Im Nu war er wieder auf den Beinen, das Schwert in der Hand, während sein aus einer Halswunde blutendes Pferd sich taumelnd aufrichtete. Einer von Levens Leuten drehte sich um und ritt direkt auf den abgeworfenen Reiter zu. Sein Pferd bäumte sich auf, Hufe schlugen, als er sich niederbeugte und in großem Bogen mit dem Schwert gegen Will ausholte, der eindeutig im Nachteil war.
    Portia schleuderte ihr Messer. Erst als es den Schwertarm von Wills Angreifer traf und den Hieb vereitelte, wurde ihr klar, für welche Seite sie sich entschieden hatte. Sie hatte instinktiv und aus aufrichtigem Herzen gezielt. Will blieb Zeit, sich zu ducken und nach seinem verwundeten Pferd zu greifen. Er schwang sich in den Sattel, als Rufus aus dem Nichts auftauchte und sein Schwert gegen den Feind schwang. Mit einem mächtigen Hieb, der den Mann aufschreien ließ, als sein bereits verwundeter Arm erbarmungslos verstümmelt wurde, entwaffnete er ihn.
    Nun erst blickte Rufus hinauf und suchte nach dem Ursprung des Messers, das Will gerettet hatte. Portia, die reglos auf dem Felsen lag, wusste, dass man sie sehen konnte. Eine Minute eher hätte sie sich noch zurückziehen können und wäre vor Entdeckung sicher gewesen. Über das Messer hätte man bis nach dem Kampf gerätselt. Und wenn Rufus es später als Portias Dolch erkannt hätte, wäre sie längst über alle Berge gewesen.
    Dennoch rührte sie sich nicht. Sein suchender Blick fand sie, hielt ihren fest, dann wendete er stürmisch sein Pferd und stürzte sich wieder ins Gefecht. Die nun unbewaffnete Portia suchte nach etwas, mit dem sie ihren Beitrag zum Kampf leisten konnte. Um die reichlich vorhandenen Steine und Felsbrocken wirksam zu nutzen, hätte es eines Katapults oder einer Wurfschlinge bedurft, so aber musste sie sich mit ihrer Muskelkraft begnügen. Sie fing an, Levens Kämpfer mit Steinen zu bombardieren.
    Sie traf ihr Ziel meist genau, und der Hagel von Steinen und Felsbrocken forderte seinen Tribut, da die Männer den aus dem Nichts kommenden Geschossen ausweichen mussten, ständig abgelenkt wurden und den weitaus gefährlicheren Angriffen der Decatur-Leute hilflos ausgeliefert waren. Und in all dem Kampfgetümmel quäkte der Dudelsack und verstummte nicht ein einziges Mal.
    In fünfzehn Minuten war alles vorüber, wenngleich für Portia die Zeit stillzustehen schien und die Szene unter ihr in einer ständigen Wiederholung von Lärm und Gewalt ablief. Aber Levens Mannen, von Anfang an in der Minderheit, büßten nun immer mehr Waffen und Pferde ein, bis nur mehr der Colonel und zwei seiner Männer mit dem Schwert in der Hand im Sattel saßen.
    Nach einem Blick in die Runde gab der Colonel dem Dudelsackpfeifer ein Handzeichen, worauf dieser sofort

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