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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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warf den Knochen weg und griff zu einem Flügel. Sie wartete geduldig, während Olivia blicklos vor sich hinstarrte.
    Olivia suchte nach etwas Konkretem, das Portias Frage beantwortet hätte. Aber allein der Gedanke an ihn genügte, um Widerwillen und Angst wachzurufen. Und wie stets, wenn sie versuchte, die Verwirrung zu durchdringen, schreckte sie davor zurück. Es war etwas, das sie gar nicht wissen wollte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann es dir nicht sagen. I-ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ihn umbringen möchte.« Hilflos sah sie Portia an, die von dieser Meinungsäußerung nicht schockiert schien. Portia war unerschütterlich. Nichts schien sie aus der Ruhe zu bringen.
    Unbewusst griff Olivia nach einem Stück Weißbrot.
    Portia bot ihr die Butterdose an und gönnte sich eine Gabel eingemachter roter Bete. Schweigend wurde gegessen, bis Portia sagte: »Töten würde ich ihn nicht für dich, aber ich kenne ein, zwei Tricks, die den Aufenthalt für ihn sehr ungemütlich machen könnten. Wenn du willst …«
    In Olivias Augen leuchtete es auf. »Was für T-tricks?«
    Portia lächelte verschmitzt. Ihre Augen waren noch gerötet, aber der alte Glanz war wieder da. »Das wirst du schon erfahren. Erst musst du aufstehen und dich den anderen zeigen. Wir können diesem Brian nicht viel antun, wenn du hier Trübsal bläst.«
    Olivia verspeiste ein Stück Pilzpastete. War es denn möglich, dass Portia Brian Morse gewachsen war? Sie selbst fühlte sich in seiner Gegenwart so hilflos wie eine Maus vor einer gierigen Katze. Aber mit Portia an ihrer Seite konnte sie vielleicht Stärke zeigen und sich vor seinen Gemeinheiten schützen. »Na schön«, sagte sie. »Morgen werde ich aufstehen.«
    »Bravo!« applaudierte Portia.
    Portia hatte schon längst die unschätzbare Lektion gelernt, dass man sich mit Aktivität am besten von seinem Kummer und Seelenschmerz ablenkt. An ihrer momentanen Situation konnte sie nichts ändern, doch konnte sie sich der Probleme Olivias annehmen, und wenn ein wenig Schabernack mit der Ablenkung verbunden war, um so besser.

Kapitel 13
    Auch wenn Portia von Olivias Abscheu nichts geahnt hätte, wäre Brian Morse ihr auf den ersten Blick unsympathisch gewesen. Als sie ihm in Dianas Salon am nächsten Nachmittag vorgestellt wurde, tat er sie nach einem einzigen Blick sofort als seiner Aufmerksamkeit unwürdig ab. Eine arme Verwandte ohne die Vorzüge von Schönheit und Haltung.
    »Mein Gemahl ist unglaublich großzügig«, sagte Diana in gedämpftem Ton, aber gerade noch so laut, dass Portia es hören konnte. »Ich kenne nur wenige Männer, die dem Bastard ihres Halbbruders ein Dach über dem Kopf bieten würden.«
    »Ein bedauernswertes Ding«, murmelte Brian mit einem Blick zu Portia, die mit Olivia am Fenster stand. Die letzten Sonnenstrahlen des Nachmittags fingen sich in ihrem flammendroten Haar, fielen auf ihre eckige Gestalt, hoben ihre Nase hervor und beleuchteten ihre Sommersprossen.
    »Olivia«, rief Diana scharf. »Komm und unterhalte dich mit Mr. Morse. Ich weiß gar nicht, wo du in letzter Zeit deine Manieren gelassen hast. Es gehört sich nicht, dass du mit Portia, auf die gewiss noch allerlei Pflichten warten, in einer Ecke tuschelst.«
    »Mein Vater sagte, P-Portia solle mir G-Gesellschaft leisten«, verteidigte Olivia ihre Freundin, vor Zorn, aber auch unter der verteigende Mühe des Sprechens errötend.
    »Meine Liebe, sicher erwartet dein Vater, dass du seinen Gästen als Tochter des Hauses gebührende Aufmerksamkeit widmest«, zischte Diana ätzend. »Mr. Morse möchte die Stallungen besichtigen. Ich schlage vor, dass du ihn begleitest. Portia wird in der Kinderstube gebraucht.«
    Olivias flehentlicher Blick flog zu Portia, die ihr beruhigend zuzwinkerte und langsam zur Tür ging.
    »Lord Granville bat mich am Morgen ausdrücklich, bei Olivia zu bleiben, Madam. Ich glaube, er wollte, dass ich als Begleiterin fungiere, bis sie wieder ganz zu Kräften gekommen ist. Ich hole sofort ihren Mantel, wenn sie hinausgehen soll. Obwohl … der Abend ist rau, und ich frage mich, ob es klug wäre, wenn sie …«
    »Schon gut.« Diana unterbrach gereizt diesen in überbesorgtem Ton vorgebrachten Kommentar. »Ich vergaß, wie spät es ist.« Es war durchaus möglich, dass Cato dem Mädchen Anweisungen gegeben hatte, und seinen Wünschen konnte sie sich nicht widersetzen, ohne dies zuvor mit ihm zu besprechen.
    »Wenn es zu kalt ist, könnte mein Schwesterchen mit mir die

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