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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Augen. Was immer sie zurückgeführt hatte, sie war auf jeden Fall völlig erschöpft.
    »Wir wollen uns später ausführlicher unterhalten«, sagte er und bedeutete ihr, sie solle gehen. »Olivia wird sich freuen, dich zu sehen. Sie war schon in Sorge um dich. Von Lady Granville weiß ich, dass Olivia erkrankt ist und das Bett hütet. Geh zu ihr.«
    »Gewiss, Sir.« Portia, die in ihren Breeches nicht knicksen konnte, verbeugte sich linkisch.
    Kaum hatte sie Olivias Tür geöffnet, war ihr eigenes Unglück vergessen.
    Olivia lag mit geschlossenen Augen da, bleicher als ihr Kissen, bis zum Kinn zugedeckt. Sie lag so reglos da wie eine aufgebahrte Leiche, und Portias Herzschlag stockte. Cato hatte gesagt, sie sei erkrankt. Ihrem Aussehen nach aber stand sie an der Schwelle des Todes.
    »Olivia?«
    »Portia!« Olivia fuhr auf, und Portias Angst verflog. Olivia war quicklebendig.
    »Du bist es? Bist du es wirklich?« Olivias Augen wurden groß, als sie Portias ungewöhnliche Kostümierung sah. »Du trägst ja Breeches!« »Ja, ich bin es … ja, ich trage Breeches.« Portia schloss die Tür und kam ans Bett. »Was hält dich im Bett? Dein Vater sagte, dass du krank bist.«
    »Das bin ich.« Olivia griff nach Portias Händen und umklammerte sie mit schmerzhafter Festigkeit. »Wie f-froh bin ich, dich zu sehen. Was ist dir zugestoßen? Warum trägst du diese Sachen?« In ihren schwarzen Augen blitzte es neugierig auf, und ihre Wangen hatten sich gerötet.
    Portia ließ sich auf der Bettkante nieder. »Das ist eine lange Geschichte, Kleines.«
    »Erzähl schon!« forderte Olivia und drückte Portias Hände noch fester.
    Erst schwieg Portia. Das Verlangen, ihr Herz auszuschütten und ihr Leid zu klagen, war plötzlich überwältigend. Als Olivia wiederholte- »Erzähle!«, fing Portia zu sprechen an.
    Sie versuchte so zu tun, als würde sie das alles nicht sonderlich berühren, aber Olivia hörte ihre Verzweiflung unter der Selbstironie und dem spöttischen Ton heraus. Und sie spürte, dass Portia, die sie immer für stark, für unbekümmert und unabhängig gehalten hatte, verletzt war. Ihre treue Freundin brauchte nun selbst eine Stütze.
    Eine Woge der Wärme und Entschlossenheit erfasste Olivia. »L-liebst du ihn?« fragte sie, als Portia geendet hatte.
    Portias Auflachen war verbittert. »Ob ich ihn liebe? Ich weiß nicht, was das ist. Ich glaube, Jack liebte ich – aber vielleicht war es nur ein Gefühl der Abhängigkeit, da ich ja nur ihn hatte. Nein, ich glaube nicht, dass Liebe bei meiner kurzen Begegnung mit Rufus Decatur eine Rolle spielte.«
    »Was war es dann?« bohrte Olivia weiter, nach wie vor Portias Hand haltend.
    Portia blickte ins Leere, spürte die Wärme und Kraft von Olivias Griff und fühlte sich wortlos getröstet. ja, was war es wohl? Leidenschaft, Erregung, Neugierde? Alles das. Und wenn es noch etwas gegeben hatte, wenn sie tatsächlich die Ansätze von etwas Tieferem gespürt hatte – die Möglichkeit von etwas Tieferem –, dann war es klar, dass dies auf Rufus nicht zutraf. Für ihn würde sie ewig nur die Feindin sein und ihrer Herkunft wegen mit einem Stigma behaftet.
    »Es war sicher nicht Liebe«, sagte sie mit einem kleinen Achselzucken. »Ich glaube nicht, dass in meinem Leben irgendeine Art von Liebe Platz hat.«
    »Ich habe dich lieb«, sagte Olivia mit Nachdruck und beugte sich vor, um Portias schmale Gestalt zu umarmen. »Ich habe dich lieb.«
    »Ach, Olivia!« Portia wischte über ihre Augen, als ihr die Tränen kamen. »Sieh, was du angerichtet hast.«
    »Zuweilen t-tut Weinen gut«, sagte Olivia, selbst den Tränen nahe.
    Portia gab kurz nach, dann entzog sie sich Olivias Umarmung. »Ich bin nur hungrig und müde«, sagte sie mit mattem Lächeln. »Ich weine nicht.«
    »Eben d-doch«, widersprach Olivia.
    »Was für ein Gespann wir doch sind.« Portia lachte, -und diesmal war eine Andeutung der alten Portia – erkennbar. Sie sah nach, was das Tablett bot, das auf einem Tisch stand. »Ist das dein Dinner? Könnten wir es uns teilen?«
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte Olivia und schob das Tablett Portia zu.
    »Bist du sicher?« Portia riss die Keule einer gebratenen Taube ab. Mit einem schlauen Blick zu Olivia sagte sie: »Ich habe dir mein Herzeleid geklagt. jetzt musst du mir sagen, warum du dich im Bett verkriechst und die Kranke spielst.«
    »B-Brian«, sagte Olivia und ließ sich ins Kissen fallen. »Er ist da.«
    »Was ist mit ihm?« Portia nagte das Fleisch von der Keule,

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