Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
zurückgekehrt, ihre Stimme bebte.
    »Er wird uns nicht erwischen. Also, weißt du es?«
    Olivia schüttelte den Kopf. »Bailey wird es wissen.«
    »Gut, dann frage ihn. Und jetzt komm. Wir müssen auf das stille Örtchen.« Sie fasste nach ihrem Mantel und schlang ihn um ihre Schultern.
    »Warum?« fragte Olivia, ehe ihr einfiel, wie dumm die Frage war.
    »Nicht das Übliche.« Portia trat hinaus. »Komm«. Sie winkte Olivia zu sich, nahm ihre Hand und lief mit ihr den Gang zur Küchentreppe entlang.
    In der Küche herrschte die emsige Betriebsamkeit eines Bienenstockes, so dass niemand die Mädchen beachtete, als sie durch den Raum liefen, hinaus in den Küchengarten. Der Abtritt befand sich am Ende des Gartens, in dem seine Produkte ihre letzte Verwendung fanden. Olivia, die keinen Mantel anhatte, fröstelte, als sie dem Licht des über der Tür hängenden Lämpchens zustrebten, doch stellte sie keine Fragen, sondern wartete, bis Portia ihren Plan erläuterte.
    Portia nahm die Lampe vom Haken an der Tür und betrat den engen Raum. Die Lampe reichte sie Olivia. »Halte sie hoch.«
    »Aber was suchen wir hier?«
    »Spinnen«, sagte Portia. »Die halten sich bevorzugt in den Winkeln von Abtritten auf. Manchmal gibt es hier große, rotgefleckte, die beißen.«
    Olivia hatte keine Ahnung, was Portia beabsichtigte, doch konnte sie ein kleines Kichern nicht unterdrücken und erschauerte, als ein Windstoß die Tür zuschlug und die Laterne flackerte.
    »Ach, sieh einer an. Was für ein Prachtstück«, murmelte Portia anerkennend und kniete sich auf den festgetretenen Boden. »Was für schöne große Flecken du hast«, schmeichelte sie und zog ein Taschentuch heraus. »Hinein mit dir.« Sie faltete das Tuch über ihrem Schatz zusammen. »So, und jetzt wollen wir sehen, ob es noch mehr davon gibt.«
    Ollvia, die für Spinnen nicht viel übrig hatte, beugte sich dennoch fasziniert vor, um Portias akribische Suche in den dunkelsten Ecken zu beobachten.
    »Jemand kommt«, flüsterte sie, als sie Schritte hörte.
    »Na und? Niemand wird fragen, was wir hier tun.« Portia bugsierte ein zweites und besonders prächtiges Exemplar ins Taschentuch.
    »Ich benutze immer den Leibstuhl in meinem Gemach«, sagte Olivia zweifelnd.
    Portia schüttelte den Kopf und fuhr in ihrer Sammeltätigkeit fort. Als sie ein halbes Dutzend Spinnen in verschiedenen Größen beisammen hatte, richtete sie sich vorsichtig auf. Den Finger auf die Lippen legend, öffnete sie die Tür. Ein Küchenmädchen stand davor. »'n Abend, Miss.« Das Mädchen riss erstaunt die Augen auf, als Olivia mit der Lampe in der Hand Portia folgte.
    »'n Abend, Lady Olivia.«
    »G-guten Abend, Mary.« Olivia, die dem Mädchen die Lampe mit gespielter Gelassenheit übergab, folgte Portias raschen Schritten in Richtung Küche.
    »Finde heraus, welches Gemach dieser elende Wurm hat«, trug Portia ihr auf und hielt ihre Hand unter dem Mantel an den Rock gedrückt. »Beeile dich. Sie werden schon unruhig, und ich möchte nicht gebissen werden.«
    Olivia nickte und schlenderte beiläufig an den Gesindetisch, an dem Bailey sich zu einem Lendenstück einen Humpen Ale genehmigte. Portia verließ rasch die Küche und wartete am oberen Ende der Treppe auf Olivia. »Nun?«
    »Im Ostturm. Aber Bailey weiß nicht, ob er jetzt da ist.«
    »Hmmm.« Portia runzelte die Stirn und presste die Lippen zusammen. »Das könnte unangenehm werden.« Sie sah Olivia fest an. »Wenn er da ist, müssen wir ihn ablenken. Nur eine Minute lang. Bringst du das fertig?«
    »Allein mit ihm zu sein?« Olivia schüttelte energisch den Kopf.
    »Nur eine Minute«, drängte Portia, der inzwischen klargeworden war, dass Olivia sich dem Dämon, der sich in Brian Morse manifestierte, mutig stellen musste. »Ich bin in der Nähe, das schwöre ich.«
    Olivia schluckte und straffte ihre Schultern. »V-versprichst du es?«
    »Ich verspreche es. Komm. Die Biester werden ihn bis aufs Blut peinigen.« Sie strebte den Gang entlang, und nach kurzem Zögern folgte Olivia ihr.
    Vor der Tür zu Brian Morses Gemach blieben sie stehen. Portia drückte sich flach an die Wand hinter der Tür und bedeutete Olivia, sie solle anklopfen.
    Olivia stand nur da und starrte die Tür wie gelähmt an, unfähig, die Hand zu heben. Das Schweigen zog sich in die Länge, bis Portia sich vorbeugte und laut an die Tür hämmerte. Olivia sprang erbleichend zurück.
    Die Tür flog auf Brian Morse sah Olivia mit seinen harten Kieselsteinaugen an.

Weitere Kostenlose Bücher