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Die Germanin

Titel: Die Germanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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stören. »Ich habe keine andere Wahl. Du weißt ja, neulich kamen wieder mal Botschafter zurück, unverrichteter Dinge. So muss ich es selbst versuchen. Ich werde es schaffen. Werde ihn überzeugen.«
    »Du meinst doch nicht etwa… Marbod? Den König der Markomannen?«
    »Den meine ich.«
    »Aber wie willst du dorthin gelangen? Irgendwo weit im Osten des Herzynischen Waldes soll er einen Palast haben. Willst du dorthin, durch Eis und Schnee?«
    »Es wird gehen. Die Männer haben es auch geschafft und mir den Weg genau beschrieben. Bis zum Albis und dann flussaufwärts bis fast zur Quelle.«
    »Aber warum denn? Warum denn?«
    »Ich muss ihn dazu bringen, dass er sich mit uns verbündet. Dass er uns gleich im Frühjahr ein Heer schickt. Er soll viele Tausende unter Waffen haben, auch Lugier, Semnonen, Langobarden. Er hält sich vermutlich für unbesiegbar, deshalb verschmähte er bisher meine Vorschläge. Aber ich werde ihm klarmachen: Wenn die Römer uns überrennen, geht auch er zugrunde.«
    »Du wirst nichts erreichen. Er hat sich doch immer behauptet.«
    »Ja. Doch beim letzten Mal, vor neun Jahren, hat er nur Glück gehabt. Ich war ja selbst dabei, als Tiberius mit zwei Heeren gegen ihn ausrückte. Da ging es plötzlich in Pannonien los, und wir waren dort jahrelang beschäftigt. Aber Tiberius vergisst nicht, wenn er sich mal etwas vornimmt, und jetzt steht er in Rom an der Spitze. Marbods Reich… das ist ein Keil, der auf seine Provinzen zielt. Irgendwann wird er ihn wieder angreifen und dann wird Marbod Beistand brauchen – unseren Beistand. Nur gemeinsam können wir uns die Römer vom Halse halten.«
    »Ich habe mit deinen Gesandten gesprochen«, versuchte Nelda noch einen letzten Einwand. »Sie wurden nicht von ihm selbst empfangen, sondern von einem seiner Vertrauten. Vielleicht machst du die beschwerliche Reise umsonst und dringst nicht einmal bis zu ihm vor.«
    »Weil er König ist? Ich bin Heerführer, das ist ja auch nicht wenig. Aber wichtiger ist, dass wir beide römische Offiziere waren – ranggleiche. Er ist älter als ich, war schon draußen bei der Armee, als ich nach Rom zur Ausbildung kam. Dafür war ich länger dabei und habe mehr Erfahrung. So wird er mir sehr aufmerksam zuhören – vor allem, wenn ich ihm die militärische Lage erläutere.«
    »Steht es denn wirklich so schlimm um uns?«, fragte sie und versuchte, in seinen Zügen zu lesen, die sie nur schattenhaft wahrnehmen konnte. »Du bist so verändert, seit… seit dieser dummen Geschichte. Es muss dir dort etwas geschehen sein. Hat mein Vater…?«
    Arminius lachte leise.
    »Es gibt schlimmere Kerkermeister. Nach drei Tagen ließ er mir die Ketten abnehmen und sagte: ›Damit du auch einmal spüren musstest, wie das ist, was ihr mir angetan habt.‹ Dann machte er sich ein Vergnügen, indem er mir drohte und versuchte, mir Furcht einzujagen. ›Nächstes Jahr ist es aus mit euch Freiheitskämpfern! Und dir blüht das Schicksal des Vercingetorix. Sie werden dich im Triumphzug mitschleppen und dann hinrichten.‹«
    »O ihr Götter! Das hat er doch bestimmt nicht erfunden!«
    »Nein. Das scheint in Rom beschlossene Sache zu sein. Es fehlt nur mein Einverständnis.«
    »Dass du darüber scherzen kannst.«
    »Noch kann ich das. Aber bald wird es ernst, und dein Vater… nun, er ist bestens unterrichtet. Er steckte die Daumen hinter den Gürtel, schritt auf und ab und erläuterte mir, was Götter und Römer mit uns vorhaben. Und ob er es wollte oder nicht… Er verriet mir dabei ein paar wichtige Einzelheiten des römischen Angriffsplans für das nächste Jahr. Dazu Zahlen, die ich nicht kannte und die ich mir gut gemerkt habe: über die Stärke aller Legionen und Auxilien. Und in Erwägung all dessen… verstehst du…«
    »Ich verstehe«, flüsterte sie. »Ja, ich verstehe. Dann muss es wohl sein.«
    »Ich bin es den Marsern schuldig«, sagte er. »Den wenigen Lebenden und den vielen Toten. Und uns bin ich es schuldig. Dir und auch dem da… das im Frühjahr zur Welt kommt… und das leben will… und leben wird!«

 
23
     
    Arminius wollte in vierzig Tagen zurück sein. Die Männer, die vor ihm zum König der Markomannen gereist waren, hatten es in nur dreißig Tagen geschafft, allerdings bei ruhigem Spätsommerwetter. Um so schnell wie möglich voranzukommen, war er mit wenigen Getreuen und Knechten aufgebrochen, durchweg jungen, starken, zähen Burschen, die wie er selbst außer mit Waffen auch mit Hammer, Axt und Säge umzugehen

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